"Skandalöses Vorgehen": Der Machtkampf im Villacher Rathaus
Interne Magistrats-Briefe zeigen, wie ernst der Konflikt zwischen einigen Top-Beamten und der Polit-Spitze Manzenreiter/Albel ist.
VILLACH (kofi). Die Exklusivstory der WOCHE, wonach ein Top-Beamter des Magistrats im Verdacht steht, verbotenerweise Daten an Medien gegeben zu haben, sorgte für Aufregung im Villacher Rathaus. Es gab eine Aussprache des beschuldigten Beamten mit dem künftigen Bürgermeister Günther Albel, zusätzlich wurde der Mann aufgefordert, eine schriftliche Stellungnahme abzugeben. Die Causa ist noch nicht geklärt.
Protokoll einer Eskalation
Dieser Vorfall wird von Magistratskennern als vorläufiger Höhepunkt eines Kampfes zwischen Politik und Teilen der Beamtenschaft interpretiert. Es geht um die neue Machtverteilung im Haus. Während Helmut Manzenreiter als Bürgermeister und Chef im Magistrat unumstritten war, muss sich sein Nachfolger Albel diese Position offensichtlich erst erarbeiten.
Wie tief der Konflikt und daraus resultierendes Misstrauen ist, zeigt eine brisante interne Korrespondenz, die sich im Besitz der WOCHE befinden. Das Protokoll einer Eskalation:
* Ausgangspunkt ist ein Interview mit der Kronen Zeitung. Darin sagt Günther Albel Ende Juni 2014, dass – nach Kürzungen in den unteren Bereichen – künftig auch die oberste Ebene im Magistrat "effizienter" werden müsse. Also Einsparungen. An sich ein logischer Ansatz, hat sich der Personalstand des Magistrates doch in den vergangenen Jahren um rund 150 verkleinert.
* Dieses Interview nimmt Magistratsdirektor Hans Mainhart zum Anlass für einen höchst bemerkenswerten Brief an Albel, der von etlichen Spitzenbeamten des Magistrats unterzeichnet ist. Darin heißt es, man könne Albels Sichtweise nicht einmal "ansatzweise verstehen oder gar teilen". Und zu Albels Satz, wonach die Spitze nicht effizient genug sei: Man "zweifle nicht daran, dass Sie uns Beispiele dafür schuldig bleiben müssen."
* Günther Albel, im Sommer 2014 noch weit davon entfernt, Bürgermeister und damit Chef aller Beamten zu sein, antwortet auf diesen Brief nicht.
* Im Oktober 2014 bohrt Magistratsdirektor Mainhart nach. In einem via Aktenzahl offiziell gemachten Brief auf Stadtpapier erinnert er Albel daran, dass er auf den Ausgangsbrief nicht geantwortet habe. Erneut unterschreibt ein Großteil der Spitzenbeamtenschaft, die im Brief als "Leiter des Magistrates auf Verwaltungsebene" bezeichnet werden.
* Nun reicht es dem für die Beamtenschaft zuständigen Bürgermeister Helmut Manzenreiter. Im Oktober antwortet er auf den zweiten Mainhart-Brief. Er schreibt von einer "skandalösen Vorgehensweise", die in die Nähe des Mobbings oder Einschüchterung eines frei gewählten Mandatars" gingen. Und Manzenreiter ergreift Maßnahmen: Per Weisung fordert er, derartige Handlung künftig zu unterlassen.
Auch die Formulierung, wonach es sich bei den Spitzenbeamten um die "Leiter des Magistrats" handle, sei falsch. Der Magistratsdirektor sei nur eine Art "Zwischenvorgesetzter" unter unmittelbarer Aufsicht des Bürgermeisters, weist Manzenreiter Mainhart in die Schranken. Abschließend beklagt Manzenreiter "eine mir unverständliche Profilierungsnotwendigkeit". Harter Tobak.
Vergiftetes Klima
Wie auch immer der Konflikt weitergeht: Das Klima zwischen Günther Albel und seinem obersten Beamten Hans Mainhart scheint nachhaltig vergiftet zu sein. "Die nächsten Jahre werden hier im Magistrat ein einziger Krampf", sagt ein langjähriger Beamter zur WOCHE.
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