Bergheimat
Bergwanderung ....
Wieder blüht die Alpenrose
auf den spinnwebgrauen Wegen
Über glatten Föhrenboden
gleiten lautlos unsere Schritte
unserm Wanderziel entgegen:
droben, wo der Bergwald blaut.
Einmal schon zur Frühherbstzeit
bin ich diesen Weg gegangen.
Höhensehnsucht in der Seele;
blühende Heide mir zu Füßen,
fliegend Rot auf Stirn und Wangen
und das Ziel noch meilenweit.
Droben, wo der Bergwald blaut,
saß die Fee auf fels'gen Zinnen;
ihre weißen Hände winkten,
ihre seid'nen Schleier flogen
wie ein zart Geweb' der Spinnen
über Stein und Almenrausch.
Einmal schon zur Frühherbstzeit
ging ich fehl im Märchenwalde.
Sturmwind bog die Tannenwipfel,
fahl verschwammen alle Gipfel
und der Schnee fiel auf die Halde -
du, wie liegt der Tag so weit!
Nimm den Strauß von Alpenrosen -
hörst du fern die Häher rufen?
Vor der Bergwelt Heimlichkeiten,
sind die Schleier all zerrissen!
Über grauen Felsenstufen -
sehn wir schon den Gipfel nah!
Clara Müller-Jahnke (1816 - 1905)
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