** Waldheimat **
*Als ich die Christtagsfreude holen ging * - Weihnachtsgeschichte von Peter Rosegger

1. Teilabschnitt aus dem Text:  WALDHEIMAT
"Als ich die Christtagsfreude holen ging"
Foto: Pixabay
  • 1. Teilabschnitt aus dem Text: WALDHEIMAT
    "Als ich die Christtagsfreude holen ging"
    Foto: Pixabay
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In meinem zwölften Lebensjahre wird es auch gewesen sein,
als am Frühmorgen des heiligen Christabends mein Vater
mich an der Schulter rüttelte:
Ich sollte aufwachen und zur Besinnung kommen,
er habe mir etwas zu sagen.
Die Augen waren bald offen, aber die Besinnung!
Als ich unter Mithilfe der Mutter angezogen war
und bei der Frühsuppe saß, verlor sich die Schlaftrunkenheit allmählich,
und nun sprach mein Vater: "Peter, jetzt höre, was ich dir sage.
Da nimm einen leeren Sack, denn du wirst was heimtragen.
Da nimm meinen Stecken, denn es ist viel Schnee,
und nimm eine Laterne, denn der Pfad ist schlecht, und die Stege
sind vereist. Du musst hinabgehen nach Langenwang.

Den Holzhändler Spreitzegger zu Langenwang, den kennst du,
der ist mir noch immer das Geld schuldig,
zwei Kreuzer für den Lärchbaum.
Ich lass ihn bitten drum, schön höflich anklopfen und den Hut abnehmen,
wenn du in sein Zimmer trittst.
Mit dem Geld gehest nachher zum Kaufmann und kaufest zwei Massel Semmelmehl und zwei Pfund Rindschmalz
und um zwei Groschen Salz, und das tragst heim!"

Jetzt war aber auch meine Mutter zugegen, ebenfalls schon angekleidet,
während meine sechs jüngeren Geschwister noch ringsum an der Wand
in ihren Betten schliefen. Die Mutter, die redete drein wie folgt:
"Mit Mehl und Schmalz und Salz allein kann ich kein Christtagsessen richten.
Ich brauch dazu noch Germ um einen Groschen,
Weinbeerln um fünf Kreuzer, Zucker um fünf Groschen,
Safran um zwei Groschen  und Neugewürz um zwei Kreuzer.
Etliche Semmeln werden auch müssen sein!"
"So kaufest es", setzte der Vater ruhig bei.
"Und wenn dir das Geld zu wenig wird, so bittest den Kaufmann,
er möchte die Sachen derweil borgen und zu Ostern,
wenn die Kohlenraitung ist, wollt ich schon fleißig zahlen.
Eine Semmel kannst unterwegs selber essen, weil du vor Abend nicht heimkommst. Und jetzt kannst gehen, es wird schön fünf Uhr,
und dass du noch die Achte Messe erlangst zu Langenwang.

Das war alles gut und recht. Den Sack band mein Vater mir um die Mitte,
den Stecken nahm ich in die rechte Hand, die Laterne mit der frischen Unschlttkerze in die Linke, und so ging ich davon,
wie ich zu jener Zeit in Wintertagen oft davongegangen war.
Der durch wenige Fußgeher ausgetretende Pfad war holprig im tiefen Schnee,
und es ist nicht immer leicht, nach den Fußstapfen unserer Vorderen zu wandeln, wenn diese zu lange Beine gehabt haben.
Noch nicht dreihundert Schritte war ich gegangen, so lag ich im Schnee, und die Laterne, hingeschleudert, war ausgelöscht.

Ich suchte mich langsam zusammeln,
und dann schaute ich die wunderschöne Nacht an.
Anfangs war sie ganz grausam finster,
allmählich hub der Schnee an, weiß zu werden und die Bäume schwarz,
und in der Höhe war helles Sternengefunkel.
In den Schnee fallen kann man auch ohne Laterne,
so stellte ich sie seithin unter einen Strauch,
und ohne Licht gings nun besser, als vorhin.
In der Talschlucht kam ich hinab, das Wasser des Fresenbaches war eingedeckt mit glattem Eise, auf welchem, als ich über den Steg ging,
die Sterne des Himmels gleichsam Schlittschuh liefen.
Später war ein Berg zu übersteigen, auf dem Passe,
genannt der "Höllkogel", stieß ich zur wegsamen Bezirksstraße,
die durch Wald und Wald hinabführte in das Mürztal.

In diesem lag ein weites Meer von Nebel, in welches ich sachte hineinkam,
und die feuchte Luft fing an, einen Geruch zu haben,
sie roch nach Steinkohle;
und die Luft fing an, fernen Lärm zu mein Ohr zu tragen,
denn im Tale hämmerten die Eisenwerke,
rollte manchmal ein Eisenbahnzug über dröhnende Brücken.
Nach langer Wanderung ins Tal gekommen zur Landstra´ße,
klingelte Schlittengeschelle, der Nebel war grau und lichter,
sodass ich die Fuhrwerke und Wandersleute,
die für die Feiertage nach ihren Heimstätten reisten,
schon auf kleine Strecken weit sehen konnte.
Nachdem ich eine Stunde lang im Tale fortgegangen war,
tauchte links an der Straße im Nebel ein dunkler Fleck auf,
rechts auch einer, links mehrere, rechts eine ganze Reihe -
das Dorf Langenwang...

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Peter Rosegger wurde 1843 bei Krieglach in der Steiermark geboren.
Er absolvierte eine Schneiderlehre,
fühlte sich aber früh zum Schriftsteller berufen.
Nach dem Besuch der Grazer Akademie für Handel und Industrie ermöglichten ihm Stipendien Aufenthalte in Deutschland,
Holland, der Schweiz und Italien.
Die Steiermark und ihre Menschen waren seine großen Themen.

Er war als Volksschriftsteller außerordentlich populär,
genoss die Anerkennung seiner Schrifftstellerkollegen,
erhielt Orden und Auszeichnungen
sowie Ehrendoktorwürde der Universitäten Heidelberg,  Wien und Graz.
Peter Rosegger starb 1918

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