Umstritten wie nie
Fußball-WM in Katar polarisiert auch in Villach

Die Vorwürfe gegenüber Katar reißen nicht ab, ganz im Gegenteil. Am 20. November startet die Fußball-WM.  | Foto: adobe.istock
  • Die Vorwürfe gegenüber Katar reißen nicht ab, ganz im Gegenteil. Am 20. November startet die Fußball-WM.
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Die Fußball-WM in Katar startet kommende Woche und sorgt nach wir vor für mächtig Wirbel. Villacher aus Sport, Politik und Wirtschaft im Gespräch.

VILLACH, VILLACH LAND. Es ist wohl jetzt schon die umstrittenste Fußball-WM aller Zeiten: Aufgrund zahlreicher Verstöße gehen Menschenrechte im Vorfeld der Veranstaltung spricht Amnesty International schon jetzt von einem „World cup of shame“ (Weltcup der Schande). Die Liste der Anschuldigungen gegenüber Katar ist lang, am schwersten wiegt wohl die Ausbeutung von tausenden von Gastarbeitern, die beim Bau der Stadien – sechs von acht Stadien müssen von Grund auf neu gebaut werden – unmenschlichen Bedingungen ausgesetzt sind. Die britische Tageszeitung „The Guardian“ berichtete von 6.500 toten Arbeitsmigranten, die auf den Baustellen ihr Leben ließen. Weitere Kritikpunkte sind der ressourcenintensive Bau zusätzlicher Stadien, die Missachtung der Menschenrechte in Katar, die Diskriminierung und Verfolgung Homosexueller, die Missachtung von Frauenrechten und nicht zuletzt die fehlende Fußballtradition Katars, die die Abhaltung einer WM in der autoritär und absolut regierten Monarchie rechtfertigen würde.

Boykott-Aufrufe

All dies führte nicht nur zu Kritik, sondern auch zu Boykott-Aufrufen. Viele Fans wollen die WM bewusst auslassen – wie stehen die Villacher dazu? Für Nationalrat Peter Weidinger, selbst großer Fußballfan, hat die WM einen fahlen Beigeschmack: "Momentan jedoch ist nichts von der Begeisterung zu spüren, wie das in der Vergangenheit der Fall war. Die K.-o.-Runde werde ich sicher verfolgen, soweit es mir möglich ist. Ich bin gespannt, ob die Stadien voll sind und werde mir auch Berichte über das Land und die Menschen ansehen, um mir selbst ein Bild über die Zustände zu machen. Wir haben im Parlament bereits hitzig debattiert und dann einen Mehrparteienantrag beschlossen, der vorsieht, die Beliebtheit von Fußball zu nutzen, um auch Menschenrechte und Rechte für Arbeitnehmer in Katar zu stärken durch Unterstützung des VIDC (Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation).

Kein Streaming

Die Stadt Villach selbst wird heuer auf ein offizielles, großes Streaming der Spiele verzichten. "Während der letzten EM hat sich das ,Wohnzimmer-Konzept' bewährt, also dass diejenigen Wirte, die das wollen, in ihren Betrieben Public Viewing machen. Großes Public Viewing wird es in Villach keines geben", verrät Bürgermeister Günther Albel. Auch Stadtrat Harald Sobe ist ein ausgesprochener Fußballfan. "Ich habe in meiner Jugend selbst gespielt, war jahrelang Präsident von zwei großen Villacher Vereinen. Die WM ist für mich immer etwas Besonderes", sagt er, hält sich mit Kritik jedoch bedeckt: "Ich begrüße es sehr, dass solche Großevents nicht ausschließlich auf europäischem Boden stattfinden. Es handelt sich ja schließlich um eine Weltmeisterschaft. Wir haben es mit einem anderen Kulturkreis zu tun. Trotzdem muss das sportliche Event im Fokus stehen, nicht kontroverse Aussagen. Auch wenn Österreich nicht mit von der Partie ist, werde ich mir die Spiele ansehen und mitfiebern!"

Nacht-und-Nebel-Aktion

Christian Hecher, Bürgermeister von Bad Bleiberg, sieht das etwas kritischer, will die WM jedoch verfolgen: „Nach der Vergabe im Jahr 2010 hat der Weltfußballverband FIFA im Jahr 2015 in einer ‚Nacht-und-Nebel-Aktion‘ plötzlich gegen sein eigenes Statut, welches besagt, dass eine Fußball-WM in den Monaten Juni und Juli stattzufinden hat, festgelegt, dass die WM in Katar in den Wintermonaten stattfinden muss. Ich war und bin entsetzt, als ich in diversen TV-Berichten gesehen habe, in welch menschenunwürdigen Unterkünften die Gastarbeiter untergebracht wurden und unter welch menschenunwürdigen Zuständen diese ihre Tätigkeiten verrichten mussten. Da es für jeden Profifußballer (wahrscheinlich) das Größte in seiner Karriere darstellt, dass er sein Land bei einer WM vertreten darf, und viele Spieler diese Möglichkeit auch nur einmal in ihrem Leben haben, sollten sich diese beim anstehenden WM-Turnier ausschließlich auf ihre spielerische Leistung konzentrieren können und ‚von außen‘ nicht damit ‚belastet‘ werden. Der Verlauf der WM wird mir als aufmerksamen Zeitungsleser – alleine aus diesem Grund – sicher nicht verborgen bleiben."

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