Alplog Nord
Was wird aus dem „grünsten Logistikzentrum Österreichs“?
- So könnte Alplog Nord in Federaun künftig aussehen: Die Visualisierung zeigt das geplante Logistikzentrum.
- Foto: Renderhouse/DLH
- hochgeladen von Michaela Erlacher, BA
Millionenprojekt mit Baustopp, politischem Druck und Umweltprotesten: Villachs Bürgermeister Günther Albel spricht mit MeinBezirk.at über den Stand des Projekts, Kritik und bringt eine neue Herangehensweise auf den Tisch.
VILLACH. Es sollte ein Meilenstein für Villach werden: das Logistikzentrum Alplog Nord in Federaun. 2021 groß angekündigt als „grünstes Logistikzentrum Österreichs“, verknüpft mit dem wirtschaftlichen Aufschwung durch die Koralmbahn, hunderten Jobs und internationaler Bedeutung. Doch seither ist auf dem geplanten Areal kein Fortschritt sichtbar – stattdessen: Rechtsstreitigkeiten, Rückschläge, Unsicherheit. Die mediale Schlagzeile: „Stadt Villach muss drei Millionen zurückzahlen.“
„Keine Rückzahlung, sondern Aufschub“
„Es wurde nichts zurückgezahlt“, stellt Albel klar. Es handle sich um eine Verlängerung des Projektzeitrahmens, auf die sich Stadt und Investor verständigt hätten. Ursprünglich hätte das sogenannte Long-Stop-Date – also ein Ausstiegszeitpunkt bei Nicht-Erfüllung von Bedingungen – Ende 2024 gelegen. Aufgrund mehrerer Einsprüche sei dieser nun auf 2027 verschoben worden. Der Investor DLH halte weiter am Projekt fest. „Alle Seiten wollen, dass es umgesetzt wird“, betont Albel.
Was hat die Verzögerung verursacht?
„Nicht das Geld oder politische Versäumnisse“, sagt der Bürgermeister. Vielmehr seien es rechtliche Verfahren und Einsprüche, etwa gegen den Hochwasserschutz, die den ursprünglichen Zeitplan unmöglich gemacht hätten. Ein besonders heikler Punkt: Ein Gericht entschied, dass es ohne vorherige Flächenwidmung keine baulichen Maßnahmen geben dürfe – entgegen bisher gängiger Praxis. Die Stadt will deshalb in Rekurs gehen: „Nicht nur für Villach – wir wollen Rechtssicherheit für alle Gemeinden schaffen.“
Warum Alplog wichtig ist
Für Albel ist das Projekt nicht nur ein kommunales Vorhaben, sondern ein Baustein europäischer Infrastrukturpolitik. Durch die Koralmbahn und den künftigen Semmering-Basistunnel entstehe erstmals eine flache Schienenverbindung von der Ostsee bis zur Adria – eine historische Chance, mehr Güterverkehr auf die Bahn zu verlagern. „Alplog Nord ist ein Teil dieses Plans – nicht nur für Villach, sondern für Österreich“, so Albel.
„Nicht das schnellste, sondern das beste Projekt“
Der Bürgermeister betont, dass von Anfang an klar gewesen sei, dass sich das Projekt ziehen werde: „Wir wollten nie das schnellste, sondern das beste Projekt.“ Dass der Investor trotz jahrelanger Verzögerungen weiter an Bord ist, sieht Albel als Zeichen dafür, wie groß die wirtschaftliche Relevanz sei.
Kritik an der Struktur
Ob der Wichtigkeit des Projekts schlägt Albel mit Blick auf Kritik an einer fehlenden Abstimmung unter den beteiligten Stakeholdern zudem eine neue Vorgehensweise vor: „Bei einem solch umfangreichen Vorhaben gehören einfach alle Flächen in eine Hand, damit Ansiedelungen von Firmen aus einem Guss geschehen können und es zu keinen unnötigen Verzögerungen kommt.“ Im konkreten Fall betrifft dies Flächen der Kärntner Betriebsansiedlungs- und Beteiligungsgesellschaft (Babeg), der Kärntner Beteiligungsverwaltung (K-BV), der Stadt Villach sowie Grundstücke der Gemeinde Finkenstein.
Wirtschaftsstandort vs. Naturschutz
Kritiker werfen der Stadt vor, Naturraum zu versiegeln. Albel verweist auf die Zahlen: 18 Hektar sind für das Projekt vorgesehen, das angrenzende Schutzgebiet umfasst 8.000 Hektar. Die Versiegelung Villachs liegt unter 10 %. Zudem seien in den Projektflächen Grünräume mitgedacht worden. „Ich verstehe Naturschutzbedenken“, sagt er, „aber wir dürfen auch wirtschaftliche Realität nicht ignorieren. Eine schöne Stadt ohne Jobs und Einnahmen ist auf Dauer nicht mehr schön.“ Das Ziel sei ein „Ausgleich zwischen Lebensqualität und wirtschaftlicher Stärke“.
Wie geht es weiter?
Aktuell laufen rechtliche Verfahren, die Widmungsfragen müssen geklärt werden. Bis 2027 soll das Projekt in die Umsetzung kommen – das ist nun der neue Zeithorizont. Trotz der Verzögerungen bleibt Albel zuversichtlich: „Wir kämpfen für das Projekt, für Jobs, für Wertschöpfung vor Ort – und für ein Villach, das Zukunft gestaltet, nicht blockiert.“
Mehr zu dem Thema
Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.