"Die DSGVO ist eigentlich ein Kulturwandel"
Daten sind die Macht unserer Zeit, sagt Datenschutzexperte Johannes Gregori.
WERNBERG. Die neue Datenschutzverordnung ist angekommen. Doch so "nervenaufreibend" die DSGVO wahrgenommen wird, so wichtig ist sie, erklärt der Datenschutz-Experte Johannes Gregori. Warum die DSGVO wichtig ist und was deren Umsetzung für Unternehmer bedeutet, erklärt er im Interview.
Warum macht die DSGVO Ihrer Meinung nach Sinn?
Die DSGVO ist eigentlich ein Kulturwandel. Die Daten gehören wieder den einzelnen Personen und wenn man etwas damit tun will, muss man kommunizieren. Dies ist neu. Bisher wurden Daten als Freiwild gesehen und nun gibt es strenge Regeln – die noch nicht von allen zur Kenntnis genommen wurden.
Was bedeutet sie für Unternehmer?
Die Unternehmer der verschiedenen Branchen werden sich auf diese neue Herausforderung noch einstellen müssen. Derzeit hat vielleicht ein Drittel die Umstellung abgeschlossen. Für einige Unternehmer ist diese Änderung aber auch ein Wink des Schicksals, sich durch eine Weiterentwicklung mit dem Kunden auf ein besseres Level zu heben – und auch Geschäfte zu machen.
In welchen Branchen fällt die Umstellung besonders schwer ins Gewicht?
Je mehr Bereiche ein Betrieb/eine Branche hat, desto aufwendiger ist die Umstellung. Ein Einzelunternehmer tut sich leichter als ein Hotel mit Spa, Restaurant oder Sportartikelverkauf.
Daten sind die Macht dieser Zeit und der Zukunft. Wir müssen besser damit umgehen (lernen). Man hat in der DSGVO sicher da und dort übers Ziel geschossen, die Stoßrichtung ist aber aus meiner Sicht richtig.
Gibt es Schätzungen, mit welchen Kosten diese verbunden ist?
Schätzungen zu den Kosten sind unseriös und schwer zu beziffern. Es fallen hier einige Manntage interner Arbeit, einige Tage Beratungstätigkeit und einige Tage ausgelagerte Umsetzung (IT, Webplattform) an.
Fast jedes Unternehmen bedient sich heutzutage der Newsletter, das dürfte eine Herausforderung darstellen?
Bei den Newslettern sehe ich eines der größten Probleme. Die Auslegung der DSGVO wurde von den meisten Anwendern sehr kümmerlich betrieben und die meisten Mails, die wir zu diesem Thema bekommen, sind einfach nicht gesetzeskonform. Diese Anwender von Newsletterprogrammen laufen Gefahr, ein Problem zu bekommen. Bei einigen wird sogar das Stillhalten als Zustimmung beschrieben, was in diesem Bereich überhaupt nicht geht.
Aus meiner Sicht ist genau diese Newsletterflut ein Mitgrund, warum wir heute über die DSGVO reden müssen. Dort wurde großflächig Missbrauch mit Daten betrieben.
Mit welchen Konsequenzen haben Unternehmer zu rechnen, sollten sie die Verordnung nicht lückenlos umgesetzt haben?
Dass die Regierung eingelenkt hat und zuerst auf Verwarnung setzt, finde ich sehr gut. Insbesondere die Auslegung vieler Punkte in der DSGVO wird erst vor Gericht erfolgen und warum soll ein kleines Unternehmen, das sich mit der DSGVO auseinandergesetzt hat, angemessen reagiert hat, erst vor Gericht erfahren, was andere unter „angemessen“ verstehen. Jene, die gar nicht reagiert haben, werden – so habe ich es verstanden – auch zukünftig nicht verwarnt, sondern bestraft werden.
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