Wenn Engagement und Arbeit zu viel werden
Burnout zeigt sich oft sehr spät. Deshalb ist Vorbeugung besonders wichtig, sagen Experten.
BEZIRK. "Das Problem bei Burnout ist, dass es keine einheitliche Diagnostik gibt", sagt Bernhard Diwald, therapeutischer Leiter am Institut für Burnout-Prävention. Auch Christian Aichmayr, der selbst von mehr als zehn Jahren von Burnout betroffen war und nun als akademischer Supervisor Vorträge zu dem Thema hält, hört den Begriff oft in falscher Verwendung: "Wenn sich jemand in den Urlaub verabschiedet und sagt 'ich gehe ins Burnout' ist das unfassbar."
Jemand, der tatsächlich von Bournout betroffen ist, erkennt dies erst, wenn gar nichts mehr geht, sind sich beide Experten einig. "Betroffene versuchen sehr lange die berufliche und private Belastung und die sinkende Leistungsfähigkeit durch hohes Engagement zu kompensieren", so Diwald. "Viele Überstunden im Job zeugen oft auch von privaten Problemen." Schließlich werden Sozialkontakte oft vernachlässigt, berichtet Aichmayr: "Wenn ich zu einer Geburstagsfeier eingeladen war, sah ich das als Störung meiner Arbeit, da steckte ich schon tief im Burnout." Deshalb sei es oft für Angehörige einfacher zu erkennen, wenn jemand auf ein Burnout zusteuert, so Diwald: "Ein offenes Gespräch kann helfen, ist aber meist schwierig."
Gelebtes Arbeitsrecht
Zur Vorbeugung von Burnout kann jeder selbst beitragen. "Man soll immer darauf achten, dass die eigenen Interessen nicht zu kurz kommen und ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Erholung besteht", sagt Diwald. Dazu gehört nicht nur ausreichend Schlaf, sondern auch die Pflege von zwischenmenschlichen Beziehungen und Hobbys, die Spaß machen. Für Aichmayr ist auch ein gutes Körpergefühl, finanzielle Sicherheit und Spiritualität wichtig. "Außerdem muss man lernen, nein zu sagen, wenn man ausgelastet ist", so Aichmayr. "Das kann zwar einen Karriereknick bedeuten, doch die Gesundheit geht vor." So nimmt er auch Arbeitgeber in die Pflicht, Verständnis zu zeigen: "Ein Angestellter ist laut Gesetz zur Bemühung verpflichtet, nicht zum Erfolg. Zudem werden oft die gesetzlichen Ruhezeiten missachtet und Arbeitnehmer in All-inclusive-Verträge gedrängt." Deshalb rät er, das Arbeitsrecht wieder mehr zu leben. Weitere Informationen zum Thema Burnout gibt Christian Aichmayr in seiner Radiosendung am Montag, 13. Jänner, von 19 bis 20 Uhr im „Sendefenster Vöcklabruck“ des Freien Radios Salzkammergut.
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