Personalsuche in der Altenpflege
"Bisher ist das ein Kampf gegen Windmühlen"

- Das Alten- und Pflegeheim in Frankenmarkt hat eine Instagram-Kampagne gestartet, um Personal anzuwerben.
- Foto: Alten- und Pflegeheim Frankenmarkt
- hochgeladen von Silvia Viessmann
Herausforderung Personalsuche: Alten- und Pflegeheime im Bezirk versuchen neue Wege zu gehen.
BEZIRK. Die Altenpflege will sich verändern. Statt Dienst nach Plan setzen die Einrichtungen vermehrt auf Abwechslung im Alltag, Fortbildungen und kreative Lösungsansätze. Der Grund: Die Personalsuche gestaltet sich bereits seit einigen Jahren immer schwieriger.
Acht Stellen offen
Acht Vollzeitstellen sind im Gemeindeheim in Frankenmarkt derzeit unbesetzt. Die Einrichtung sucht sowohl diplomierte Pflegekräfte als auch Pflegeassistenten oder -fachassistenten. Das Heim hat deshalb bereits im Frühjahr ein Stockwerk geschlossen, um weiter das Wohl aller Bewohner als auch der Mitarbeitenden zu garantieren. 17 von 81 Betten sind nun nicht belegt. "Wir sind immer sehr verwöhnt gewesen, aber seit Corona geht es – wie in vielen Heimen – bergab", beschreibt Heimleiterin Sabrina Hötzinger ihren Eindruck.
Ruf hat gelitten
Die Pandemie habe dem Berufsbild der Pflege sehr geschadet. Für die Heime heißt das: Kräftig ins Zeug legen, um Bewerbern wie Bewohnern etwas zu bieten. "Wir sind sehr bemüht, dass sich etwas tut." Man habe heuer schon in Fortbildungen zur Palliativpflege investiert, biete Kinästhetik-Kurse an und beschäftige sich mit Aromatherapie. Für mehr Schwung im Alltag fand heuer ein Oktoberfest statt, Kindergartenkinder kamen zum Keksebacken vorbei und am Sommerfest wurde gegrillt. Damit die Bemühungen nach außen sichtbar werden, hat das Heim seit Kurzem einen Instagram-Account. Die Aktionen würden sich bereits herumsprechen: "Das Beste sind Mundpropaganda und ein guter Ruf." Besonders im Bezirk Vöcklabruck sei das wichtig, wegen der großen Konkurrenz. Da ist die Nähe zu Salzburg, wo höhere Löhne gezahlt werden. Dann gibt es viele Kliniken, die ebenfalls Fachkräfte suchen. Und zu guter Letzt ist die Heim-Dichte verhältnismäßig hoch.
1193 Betten im Bezirk
1193 Betten gibt es im Bezirk. Man müsse die Lage deshalb von zwei Seiten betrachten, sagt Theresa Gstöttner, Leiterin des Bereichs stationäre Pflege beim Sozialhilfeverband (SHV) Vöcklabruck. Ja, in Heimen würde Personal gesucht. Es sei auch so, dass im Heim in Lenzing zum Beispiel zwölf Räume zu Büros für den SHV umfunktioniert würden. Aber in Vöcklabruck gebe es eben auch überdurchschnittlich viele Betten im Vergleich zu anderen Bezirken. "Wir haben anteilsmäßig den höchsten Ausbaugrad in Oberösterreich."
Fokus auf Personalentwicklung
Trotzdem sagt sie, dass die Personalsuche eine große Herausforderung darstelle: "Vor zehn Jahren haben sich zehn oder 15 Leute auf eine Stelle beworben, heute bin ich froh, wenn jemand kommt." Attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen zu schaffen, sei deshalb ein Ziel des SHV, erklärt Obmann Johannes Beer. Dazu gehöre auch die Personalentwicklung: "Wir wollen weg von der Funktionspflege, dass wir mehr auf Bewohner eingehen und Erleichterungen fürs Personal schaffen." Statt Pflege nach Plan wolle man mehr auf individuelle Wünsche und Bedürfnisse eingehen. Davon würden sowohl Mitarbeitende als auch zu Pflegende profitieren.
Fachkräfte gesucht
Rund 55 Fachsozialbetreuer und 18 diplomierte Kräfte werden im Bezirk gesucht. "Bisher ist das ein Kampf gegen Windmühlen, weil die Erwerbstätigen weniger und die zu Pflegende mehr werden." Die Lage verbessern sollen Fachkräfte aus dem Ausland, neue Technologien und geänderte Management-Strukturen. Schwieriger wird die Situation dagegen durch die angeschlagene Lage vieler Gemeinden, denn durch sie finanziert sich der SHV. Beer sagt deshalb, man müsse gut auf die vorhandenen Ressourcen schauen. Dennoch bleibt er optimistisch: "Es geht auch immer um die innere Haltung, weil Geld alleine ist nicht die Lösung."



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.