Ärztemangel
Gemeinden rittern um einen Hausarzt
In der Region Schwanenstadt bereitet der Mangel an Allgemeinmedizinern immer größere Probleme.
BEZIRK (ju). "Die drei Schwanenstädter Ärzte sind an ihrer Leistungsgrenze angelangt und können keine neuen Patienten mehr annehmen", sagt Bürgermeister Karl Staudinger. Weiter verschärft hat sich die Situation aktuell durch die Schließung der Ordination von Helmut Schossleitner im benachbarten Rüstorf. "Bei den Schwanenstädter Ärzten ist abzusehen, dass zwei von ihnen in absehbarer Zeit ebenfalls in den Ruhestand treten werden. Sobald dieser Fall eintritt, ist in Schwanenstadt die hausärztliche Versorgung nicht mehr gegeben", schlägt Staudinger Alarm. Geeignete Ordinationsräume seien in der Stadt vorhanden, Interessenten gibt es derzeit jedoch keine.
Auf Hochtouren laufen auch die Bemühungen in den Nachbargemeinden Rüstorf und Desselbrunn, die einen Sanitätsverband bilden. Bürgermeisterin Pauline Sterrer aus Rüstorf und ihre Desselbrunner Kollegin Ulrike Hille kämpfen für eine Nachbesetzung der Ordination von Helmut Schossleitner. Die Stelle wurde bereits einmal ausgeschrieben, es gab jedoch keine einzige Bewerbung. Jetzt wird laut OÖ. Gebietskrankenkasse ein neuer Versuch gestartet.
Attraktive Hausapotheke
"Ein wesentlicher Faktor für eine Neubesetzung wird die Möglichkeit einer Hausapotheke sein", so Hille. Dafür muss jedoch eine Entfernung von mindestens sechs Kilometern zur nächsten öffentlichen Apotheke gegeben sein. "Rüstorf würde in diesem Fall als Standort leider ausscheiden", sagt Sterrer schweren Herzens. In Desselbrunn wäre die Möglichkeit für eine Praxis mit angeschlossener Hausapotheke gegeben. Die Ortschefinnen der zwei Gemeinden wollen alles daran setzen, dass die Patienten wieder einen Hausarzt vor Ort bekommen. "Was wir dazu beitragen können, werden wir tun. Insgesamt muss der Arztberuf aber wieder attraktiver gemacht werden", sind sich die beiden ÖVP-Politikerinnen einig.
Bekenntnis zum klassischen Hausarzt
Während es im Westen derzeit ganz gut aussehe, bezeichnet Bezirksärztevertreter Dominik Stockinger die Situation bei den Stellenbesetzungen im Norden und Osten des Bezirkes als "katastrophal". Neben freien Kassenstellen für Allgemeinmediziner seien die nächsten Pensionierungen bereits in Sicht. Mit den Bedingungen für Ärzte in Primärversorgungszentren ist er nicht glücklich.
"Von mir gibt es ein ganz klares Bekenntnis zum klassischen Hausarzt", betont der Mediziner aus Pöndorf. Dafür müsse noch mehr und gezielter ausgebildet und das Anwerben professioneller werden. "Auch die Grauzone bei Förderungen muss weg. Sehr wohl bin ich aber für eine Anschubfinanzierung, damit der Sprung ins etwas kühlere Wasser leichter gemacht wird", so Stockinger.
Sechs Stellen sind aktuell zu besetzen
Im Bezirk Vöcklabruck gibt es derzeit 60,4 Vertragstellen für Allgemeinmediziner und 36,7 Vertragsfacharztstellen. "Vier Vertragsallgemeinmedizinerstellen in Ottnang, Vöcklabruck, Vöcklamarkt und Niederthalheim und eine Vertragsfacharztstelle für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Attnang-Puchheim sind vakant und sollen nachbesetzt werden", informiert die OÖ. Gebietskrankenkasse. Diese Stellen wurden bereits mehrmals erfolglos ausgeschrieben. Aktuell gibt es eine Ausschreibung für Niederthalheim und Vöcklabruck, die Bewerbungsfrist endet am 8. Oktober.
Auch die Suche nach einem Nachfolger für die geschlossene Arztpraxis in Rüstorf läuft. "Die Ordination ist derzeit nicht besetzt, die Verträge werden von Dr. Schossleitner per 31. Dezember 2019 zurückgelegt", so die OÖGKK auf Anfrage der BezirksRundschau.
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