Günther Edlinger Ausstellung "FEGEFEUER" Eine künstlerische Sachverhaltsdarstellung über erlebte Schrecken

- Ausstellung "Fegefeuer" in der Stadtturmgalerie
- hochgeladen von Kurt Wimmer
Bürgermeister Karl Staudinger konnte am 19.April 2012 in der Schwanenstädter Stadtturmgalerie einen künstlerischen Leckerbissen der besonderen Art (Günther Edlinger Ausstellung "FEGEFEUER" Eine künstlerische Sachverhaltsdarstellung über erlebte Schrecken) feierlich eröffnen. Die Unternehmerfamilie & Kunstfreunde Hütthaler gestalteten mit dem Künstler ein Eröffnungsprogramm bei dem der Ausnahmekünstler auch einige Songs aus seiner CD performte und seine Erlebnisse zur Entstehung des Fegefeuer Zyklus schilderte.
(Zitat G.Edlinger/Anton Gugg/K.W.)
"Plötzlich steht ein Mensch in Flammen, kein Unfall, sondern ein von übermächtigem Leidensdruck erpresster Entschluss, sich selbst mit Haut und Haar zu Brennmaterial zu machen. Ein Schmerz soll durch einen anderen, größeren Schmerz, vielleicht durch den denkbar schrecklichsten, ausgelöscht werden. Im Fegefeuer verglühen die Sünden, auf dass der "Schuldige" gereinigt die Vorhölle verlassen darf. Man kennt alte Darstellungen dieses Läuterungsvorgangs und tröstet sich mit dem letztendlichen, himmlischen Ende der Qual. Die Wirklichkeit der Leiberverbrennung ist jedoch das Gegenteil der von der religiös versprochenen Reparatur sündenbeschädigter Körper und Seelen. Der Feuertod wurde und wird verhängt, als Ausdruck allem Physischen und Geistigen gegenüber. Er gehört zur lustvollen, rituellen Praxis aller Inquisitionen und Diktaturen. Günther Edlinger wurde Zeuge - und damit indirektes Opfer der Selbstverurteilung eines Menschen - zu einem Schauspiel, das zu allen Zeiten die Abgründe der Gesellschaft ausleuchtet.
Er musste erleben, wie Fleisch zu Fackel wurde, wie ein Gesicht wegschmolz. Er war konfrontiert mit dem Geschrei und dem Gestank des Todes. Günther Edlinger musste und muss seine ganz persönlichen Schreckensbilder loswerden - und damit alles, was mit der geschichtlichen Feuerstrafe für lebende oder tote Körper verbunden ist. Die Hochzeit des Leibes mit dem Element der Auslöschung kann in der bildnerischen Bewältigung nicht ohne Pathos vonstatten gehen. Edlinger hat sich darin auch nicht gegen die faszinierende Theatralik der roten Farbe und des Expressionismus dunkler Körperumrisse gewehrt. Aus mitfühlender Sicht werden die zuckenden Jünglinge im Feuerofen der Bilder zu einem malerisch spektakulären Seh-Ereignis, gleißend und schimmernd aufgrund raffinierter, ausgefeilter Malschichtentechnik. Günther Edlinger liegt nichts ferner, als die Heroisierung und Ästhetisierung eines tragischen, besonders grausamen Vorfalls. Demnach entkommt er nicht urösterreichischer, leidenschaftlicher Körpersprachlichkeit, die hierzulande spätestens seit dem Barock allen künstlerischen Umgang mit Extremsituationen auszeichnet. Leid und Darstellungslust gehören zusammen.
Sie entzünden gemeinsam die Erregung - mag der Künstler auch noch so ungerührt aus seinen Selbstbildnissen auf die Serie der Feuerbilder blicken.
Nachzuhören & zu Sehen im Interview (G.Edlinger/Th.Heindl/K.Wimmer) http://www.spykeheels.com/2012/04/18/gunther-edlinger-on-his-cycle-fegefeuer-purgatory-beverworld-halle-salzburg-austria-0811/
K.W.
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