Immer mehr Leute wollen eine Waffe

BEZIRK (ju). Die Zahl jener Menschen, die eine Schusswaffe zuhause haben, steigt rasant: 2015 stellte die Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck insgesamt 274 Waffenbesitzkarten aus. Im Jahr zuvor waren es noch 143. „Damit haben sich die
Neuanträge innerhalb eines Jahres fast verdoppelt“, sagt dazu Bezirkshauptmann Martin Gschwandtner. Die Beweggründe seien verschieden. „Die meisten geben an, die Waffe als Sportschütze verwenden zu wollen“, so Gschwandtner.

Derzeit gibt es im Bezirk 2957 Waffenbesitzkarten und 754 Waffenpässe. Einen Waffenpass benötigt man zum Führen genehmigungspflichtiger Schusswaffen. Insgesamt sind im Bezirk derzeit etwas mehr als 12.000 Waffen registriert. Darunter sind auch 117 der Kategorie A, die eigentlich verboten wären. Durch eine Gesetzesänderung war es jedoch vor mehreren Jahren für kurze Zeit möglich, etwa Pumpguns registrieren zu lassen.

Pfefferspray und Schreckschusspistole

Ein Ansteigen der Waffenverkäufe bestätigt auch Simon Fritzenwallner, Inhaber des Vöcklabrucker Fachgeschäftes „Salzkammergut-Jagd“. Bei vielen Käufern ortet Fritzenwallner ein erhöhtes Schutzbedürfnis als Grund. „Eine Schusswaffe ist aber nicht unbedingt zum Selbstschutz geeignet“, betont der Fachmann. Zur Abschreckung und für den psychologischen Effekt würden Pfefferspray oder eine Schreckschusspistole gute Dienste leisten. Als echter „Renner“ erweist sich dabei der Pfefferspray. „Er ist hochwirksam und ich kann einen möglichen Angreifer damit auf Distanz halten“, sagt Fritzenwallner. „Wir stellen auch fest, dass das Interesse am sportlichen Schießen steigt und außerdem werden viele alte Waffen wieder aktiviert“, weiß Fritzenwallner, der Spezialist für Jagdwaffen ist.

Polizei: Weniger Delikte

Mit Sorgenfalten verfolgt die Polizei die steigende Zahl der Waffenbesitzer. Bedarf gebe es keinen, sagt Bezirkskommandant Franz Scheiböck. Die Zahl der Delikte wie Einbrüche gehe zurück. Momentan werde eine Grundstimmung vermittelt, die die Wirklichkeit nicht abbilde. „Eine Schusswaffe zum Selbstschutz ist immer fehl am Platz“, sagt Scheiböck. Sie stelle in den eigenen vier Wänden sogar eine potenzielle Gefahr dar, spricht er die Problematik von Familienstreitigkeiten an. Zur Abwehr von möglichen Angreifern rät der Bezirkskommandant eher zu Selbstverteidigung und Pfefferspray.

Die Waffen-Klassen

Kategorie A (verbotene Waffen und Kriegsmaterial):
Maschinengewehre, Pumpguns. Erwerb, Besitz und Führen grundsätzlich verboten.
Kategorie B: Revolver, Pistolen, Halbautomaten. Erwerb und Besitz nur mit Waffenbesitzkarte. Führen nur mit Waffenpass.
Kategorie C: Büchsen (Schusswaffen mit gezogenem Lauf). Erwerb und Besitz ab 18 Jahren. Pflicht zur Registrierung im zentralen Waffenregister (ZWR) binnen sechs Wochen ab Erwerb oder Weitergabe. Führen nur mit Waffenpass oder gültiger Jagdkarte bzw. für Mitglieder von Schützenvereinen.
Kategorie D: Flinten (Schusswaffen mit glattem Lauf). Erwerb und Besitz ab 18. Pflicht zur Registrierung im ZWR binnen sechs Wochen ab Erwerb oder Weitergabe. Führen nur mit Waffenpass oder gültiger Jagdkarte bzw. für Mitglieder von Schützenvereinen (Quelle: www.help.gv.at).