Bauprojekt Kirchendorf
Kein Beschluss im Weyregger Gemeinderat gefallen
Keine Entscheidung gab es bei der jüngsten Gemeinderatssitzung über das Projekt Kirchendorf.
WEYREGG (csw). Bürgermeister Klaus Gerzer nahm diesen Punkt, der den Bebauungsplan zum Thema hatte, von der Tagesordnung. Dies löste unmutiges Raunen im voll besetzten Sitzungssaal aus: Wenige Minuten vorher in der Bürgerfragestunde hatte er Nikolas Bracher von der Bürgerinitiative "Rettet das Kirchendorf" keine Fragen zu diesem Thema gestattet – eben weil der Punkt auf der Tagesordnung sei.
"Wir wollen nicht Öl ins Feuer gießen, die Situation soll sich beruhigen", erklärte Gerzer, der hofft, dass es bis Herbst eine Lösung gibt, "mit der wir alle leben können". Bracher ist mit dem Ergebnis der Gemeinderatssitzung zufrieden: "Es ist eine Patt-Situation." Seine Nachbarin, Bettina Haizinger, hatte zuvor 26 Unterschriften von Anrainern gegen das Projekt gesammelt. Der grüne Klubobmann Gottfried Hirz hatte an den Gemeinderat appelliert, den Beschluss auszusetzen.
"Wir sind den Anrainern sehr entgegengekommen. Wir wollen nicht Öl ins Feuer gießen. Die Situation soll sich beruhigen."
Bürgermeister Klaus Gerzer
Geplant ist, das ehemalige Kramerhaus, in dem noch ein Mieter wohnt, und ein weiteres Gebäude abzureißen. Die Wohnzone Mondsee möchte dort einen sternförmigen Komplex mit 18 Wohnungen und Tiefgarage errichten (die BezirksRundschau berichtete). "Ein Fremdkörper, vom Zweck und der Architektur her falsch am Platz", kritisiert Bracher, der daneben ein Haus besitzt. Der historische Ortskern würde dadurch zerstört. Zudem fürchten die Anrainer eine Beschädigung ihrer alten Häuser durch die Bauarbeiten und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch die neuen Mieter.
"Wir bleiben bei dem Projekt. Es ist für die Gegend sehr gut verträglich." Karl Leitner, Wohnzone
Karl Leitner, Gesellschafter der Wohnzone und früherer Vöcklabrucker Vizebürgermeister, ist ob der Vertagung enttäuscht. "Aber wir bleiben bei unserem Projekt. Es ist für diese Gegend sehr gut verträglich. Das bescheinigten auch die drei renommierten Architekten im Gestaltungsbeirat." Die Häuser seien nicht größer als andere in der Umgebung, nur ein Haus sei 30 Zentimeter höher als die bestehenden. "Wir überlegen derzeit intensiv, ob wir das erste und zweite Geschoß in Vollholz-Bauweise errichten", sagt Leitner. Die Tiefgarage sei bautechnisch kein Problem. Ein gerichtlich beeideter Sachverständiger habe zudem aus wirtschaftlichen Gründen den Abriss des Kramerhauses empfohlen.
Große Nachfrage
Leitner ist verwundert über die Emotionalität, die in dieser Sache herrscht. Es sei ein Gebot der Stunde, Ortszentren moderat und verträglich zu verdichten, um nicht die grüne Wiese in Anspruch nehmen zu müssen. In Weyregg gäbe es eine starke Nachfrage nach Wohnungen: von Einheimischen sowie Menschen, die zuziehen möchten.
Ein Verkauf des Grundstückes – eine Möglichkeit, die im Gemeinderat anklang – ist für Leitner kein Thema. "Wir wollen nicht verkaufen sondern das Projekt verwirklichen. Aber wenn wir ein seriöses Angebot bekommen, werden wir es prüfen." Der Gemeinderat wird sich in seiner nächsten Sitzung am 26. September mit dem Projekt im Kirchendorf beschäftigen müssen.
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