Vorwürfe gegen Arzt
Missbrauch: Zahl der Opfer steigt

Ein Arzt aus dem Salzkammergut steht im Verdacht, minderjährige Patienten sexuell missbraucht zu haben. | Foto: PantherMedia/Esbenklinker (Symbolfoto)
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  • Ein Arzt aus dem Salzkammergut steht im Verdacht, minderjährige Patienten sexuell missbraucht zu haben.
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Bis zu 15 Jahre Haft drohen jenem Arzt, der minderjährige Patienten sexuell missbraucht haben soll.

BEZIRK (ju, pg). Ein Mediziner aus dem Salzkammergut steht im Verdacht, minderjährige Patienten jahrelang sexuell missbraucht zu haben. Laut Staatsanwaltschaft wurden bisher 95 Opfer ausgeforscht, die Fälle sollen teilweise bis ins Jahr 2000 zurückreichen. Der beschuldigte Arzt befindet sich bereits seit Ende Jänner 2019 in Untersuchungshaft.

„Derzeit werden Gutachten erstellt, die sich mit den Vorwürfen und dem entsprechenden Strafausmaß beschäftigen“, so die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Wels, Silke Enzlmüller. Der Beschuldigte zeige sich teilweise geständig: „Man muss hier jedoch unterscheiden: Die Vorwürfe der sogenannten einfachen sexuellen Missbräuche bestätigt der Arzt, die schweren sexuellen Missbräuche streitet er jedoch nach wie vor ab.“ Und zwar deshalb, weil es seiner Aussage nach medizinisch indizierte Untersuchungen gewesen seien. „Hierfür gibt es jedoch schon ein Gutachten, welches dieser Aussage eindeutig widerspricht“, so Enzlmüller.

Wann die Verhandlung stattfinden wird, könne aus jetziger Sicht nur schwer vorausgesagt werden: „Erst wenn alle Gutachten fertig sind, kann die Anklage vorbereitet werden“, heißt es bei der Welser Staatsanwaltschaft. Enzlmüller rechnet hier frühestens mit Ende Herbst. Im Verlauf der nächsten Monate könne man dann auch das Strafmaß sicher benennen. Hier bewegt man sich derzeit zwischen fünf und 15 Jahren Freiheitsstrafe.

"Vertrauensvolle Basis"

Bestürzung und Angst rufen die Missbrauchsvorwürfe gegen den Mediziner bei vielen Eltern hervor. „Kann so etwas auch mit meinem Kind passieren? Wie bekomme ich das überhaupt mit?", fragen sie sich. „Das Wichtigste ist eine liebevolle und vertrauensvolle Basis. Keinesfalls sollten Kinder Grund zur Angst haben, wenn sie mit Mama oder Papa das Gespräch suchen", sagt Bettina Matschnig, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie mit Praxis in Wels und Fachgruppenvertreterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Ärztekammer für Oberösterreich. Das beginne schon bei vergleichsweise harmlosen Themen wie schlechten Noten oder Problemen mit Mitschülern oder anderen Kindern. Passe das Verhältnis, so würden sich die Kleinen auch bei heikleren Themen den Eltern anvertrauen, so Matschnig.

Dass jeder Mensch, egal wie alt, „nein“ sagen darf, wenn ihm etwas nicht gefällt, sollten Kinder früh lernen. „Ein selbstbewusster und offener Erziehungsstil kann viel Negatives schon im Vorhinein abwenden. Da muss auch mal über unangenehme Dinge gesprochen werden. Kinder sollten wissen, dass es so etwas wie sexuellen Missbrauch gibt und dass sie nicht alles über sich ergehen lassen müssen, was Erwachsene von ihnen wollen“, betont die Ärztin. So könnten sexuelle Übergriffe schon von den Kindern selbst als solche erkannt werden.

Tabufreie Sexualpädagogik

Ganz allein bei den Eltern liege die Verantwortung aber nicht. "So sollte gerade in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen oder Kindergärten Wert auf moderne und tabufreie Sexualpädagogik und einen offenen Umgang mit Sexualität im Allgemeinen gelegt werden", rät Matschnig.

Zur Sache

"Wenn Eltern einen Verdacht hegen, etwa wegen besorgniserregender Verhaltensveränderungen oder verdächtiger Aussagen, heißt es vor allem Ruhe bewahren", rät Bettina Matschnig, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Fachgruppenvertreterin in der Ärztekammer für OÖ. "Überreaktionen und unbesonnen gesetzte Handlungen können das betroffene Kind unnötig belasten – vor allem, wenn es sich um einen bloßen Verdacht handelt."
In Oberösterreich gibt es zahlreiche Stellen, an die man sich in einem solchen Fall wenden kann – unter anderem zehn sogenannte Kinderschutzzentren. In Vöcklabruck: Impuls Kinderschutzzentrum & Familienberatung, Tel. 07672/27775, sozialzentrum.org/impuls;
in Gmunden: Balance – Institut für Psychotherapie und Familienberatung, Kinderschutzzentrum, Tel. 07612/70739, institut-balance.at

Ein Arzt aus dem Salzkammergut steht im Verdacht, minderjährige Patienten sexuell missbraucht zu haben. | Foto: PantherMedia/Esbenklinker (Symbolfoto)
Bettina Matschnig: "Dass jeder Mensch ,nein’ sagen darf, wenn ihm etwas nicht gefällt, sollten Kinder früh lernen." | Foto: Matschnig/privat
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