Sexualität und Behinderung
Tag der offenen Tür bei "Pimp your Doll"
Am Donnerstag, 8. Juni eröffnet 'Pimp your Doll' in Attnang-Puchheim. Das Lokal soll Menschen mit Beeinträchtigung eine Möglichkeit bieten, ihre Sexualität mithilfe von lebensechten Silikon-Puppen auszuleben. Heute, 6. Juni, und morgen laden die Geschäftsgründer zum Tag der offenen Tür ein.
ATTNANG-PUCHHEIM. Jürgen Kirchgatterer, Fachbetreuer für psychosoziale Dienste, und Silke Mairinger, ehemalige persönliche Assistentin, aus Schwanenstadt haben sich das Konzept "Pimp your Doll" ausgedacht. "Es ist ein absolutes Pilotprojekt", sagt Kirchgatterer beim Tag der offenen Tür. Das Geschäftslokal von "Pimp your Doll" liegt mitten in der Attnanger Innenstadt, in der Marktstraße 14.
Die Fenster sind vollständig mit dem Logo des Unternehmens beklebt, damit die Privatsphäre der Kunden drinnen gewährt wird. Im Eingangsbereich warten Sessel und Beistelltischchen vor einem Empfangstresen, ein bisschen wie im Wartebereich beim Friseur. Hier können später die Betreuer der Kunden warten, während die sich vergnügen.
Positives Feedback
"Die Volkshilfe war heute schon da und auch die Diakonie", erzählt Silke Mairinger. Die Vertreter der Träger hätten das Konzept bisher durchweg positiv aufgenommen. Auch einige Nachbarn des neuen Lokals sind gekommen, schauen in die Räume und einige besonders Neugierige nehmen die Silikonpuppen auch schon mal genauer unter die Lupe. Dass die Anwohner so offen reagieren, freut Mairinger und Kirchgatterer besonders.
Acht weibliche und eine männliche Puppe können Kunden bei "Pimp your Doll" ab Donnerstag buchen. Das ganze funktioniert über ein Online Portal: "Die Kunden können sich eine Puppe aussuchen, ein Kostüm, eine Perücke und auch die Stellung", erklärt Silke Mairinger. Letzteres richtet sich an Kunden, die körperlich stark eingeschränkt sind und die Puppen deshalb nicht selbst in Position bringen können. Sie können sich auch von einer Mitarbeiterin helfen lassen, um selbst in die gewünschte Stellung zu kommen.
Besonders bedanken möchten sich Mairinger und Kirchgatterer die beiden bei ihrem Investor Hannes Zopf.
Puppen urteilen nicht
Die Idee zu "Pimp your Doll" kam Jürgen Kirchgatterer nach einem missglückten Bordell-Besuch, den er für einen teils gelähmten Mann hatte organisieren wollen. "Ich habe vorher extra angerufen, um zu fragen, ob Damen da sind, die mit der Behinderung kein Problem haben. Als wir dann da waren, hat die Sexarbeiterin ihn angeschaut und gesagt 'Mit dem sabbernden Typen geh ich nicht!'", erzählt der Fachbetreuer für psychosoziale Dienste. "Der Mann hatte einige Monate vorher einen schweren Motorradunfall und hat viel Therapie gebraucht, bis er seine Behinderung akzeptieren konnte." Nach der harschen Ablehnung, hätte er damit von vorne anfangen müssen, so Kirchgatterer. Die "Pimp your Doll"-Puppen sollen eine Alternative sein, denn sie werten und urteilen nicht.
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