Wenn die Seelsorge über das Telefon kommt

Franz Kaltenbrunner freut sich schon auf persönlichen Kontakt mit seiner Gemeinde. | Foto: OÖRK/Kaltenbrunner
  • Franz Kaltenbrunner freut sich schon auf persönlichen Kontakt mit seiner Gemeinde.
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An die 1.000 Anrufe absolvierten Mitarbeiter des Rotkreuz-Kriseninterventionsteams im Auftrag der BH Vöcklabruck mit Menschen, die zur Bekämpfung des Corona-Virus in Quarantäne entsendet worden waren. Darunter auch Franz Kaltenbrunner aus Ungenach.

BEZIRK VÖCKLABRUCK. Wer selbst in Covid19-Quarantäne war, weiß, wie schnell der oftmals hektische Alltag zu einem nahezu völligen Stillstand kommen kann. Anfangs gibt es noch ein paar organisatorische Dinge zu klären, so muss der Lebensmitteleinkauf, die Abwesenheit im Büro und das Fernbleiben bei lieben Verwandten und Freunden geklärt und erklärt werden, doch dann herrscht da meist die große Stille. Diese Betroffenen wollte die Bezirkshauptmannschaft in Vöcklabruck nicht alleine stehen lassen. Deswegen übernahmen 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Rotkreuz-Kriseninterventionsteams das „Behördentelefon“ und betreuten die derart isolierten Mitmenschen telefonisch.


Positive Reaktionen auf Behördentelefon

„Dass wir nachtelefoniert haben, um uns zu erkundigen, wie es geht, ob es jemanden gibt, der die Einkäufe übernimmt und ob im Leben Lücken entstanden sind, die es zu füllen gibt, wurde durchwegs positiv aufgenommen“, resümiert Franz Kaltenbrunner zufrieden. Der knapp 60-Jährige Ungenacher ist Pfarrassistent in Zell am Pettenfirst und leitet die dortige Pfarre. „Meine Seelsorge in der Gemeinde mache ich im Moment auch überwiegend am Telefon, um niemanden zu gefährden. Seit 2008 bin ich zudem im Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes. Wir werden gerufen, wenn es menschlich zu schwierigen Situationen kommt. Durch meine Ausbildung zum Notfallseelsorger und als Kriseninterventionsteam-Mitglied kenne ich verzweifelte Lebenslagen und bin geübt darin, Unterstützung anzubieten.“

Wertschätzung von den Betroffenen

Wie wertschätzend diese Anrufe in einer Zeit der völligen Isolation für die Betroffenen wirkten, erfuhr auch Jürgen Seiringer, Bereichsleiter in der Pflegedirektion des Salzkammergut-Klinikums Vöcklabruck: „Einige meiner Kolleginnen und Kollegen vom Klinikum waren in Quarantäne und berichteten mir über den Anruf des Roten Kreuzes. Es war ein Lichtblick für sie. Die Menschen sind dankbar für die angebotene Hilfe und das achtsame Gespräch in einer sehr turbulenten und emotionalen Zeit.“
Da sein, um zu helfen, sei der Auftrag des Roten Kreuzes. In Krisensituationen sind oftmals kreative Lösungen gefragt. „Gleich zu Beginn im März haben wir diesen Telefondienst bei der Behörde durch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams eingeführt. Es ist erfreulich, dass andere Bezirke in Oberösterreich unserem Beispiel und Pilotprojekt folgten“, so Seiringer, der zugleich Bezirksstellen-Stellvertreter des Roten Kreuzes in Vöcklabruck ist.

Persönliche Begegnungen nicht ersetzbar

Im Moment hat sich die Situation am Behördentelefon entspannt, was Franz Kaltenbrunner nützt, um sich seinem Garten zu widmen und seine fast 83-jährige Mutter besser zu unterstützen. Sie wohnt im selben Haushalt und ist somit nicht der Gefahr von Einsamkeit ausgesetzt. „Gedanken machen wir uns eher um meine Schwiegermutter, die nicht bei uns wohnt. Wir möchten keinesfalls, dass sie vereinsamt. Um Hilfe zu fragen ist ein tief sitzendes Tabu in unserer Gesellschaft, für die Älteren noch viel mehr als für uns. Auf sie müssen wir in dieser Zeit achten, damit sie gut durch diese besondere Zeit kommen.“
Kaltenbrunner hat gerne das Behördentelefon betreut. Dennoch ist er froh, wenn er die Seelsorge wieder mit persönlichen Begegnungen verrichten kann. Das Telefon ist hilfreich, den persönlichen Kontakt jedoch kann es nicht ersetzen.

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