Wohnungslos: Immer mehr Menschen sind ohne feste Bleibe

In der Notschlafstelle der Wohnungslosenhilfe Mosaik wurden im Vorjahr 81 Personen aufgenommen. Tendenz steigend. | Foto: Mosaik
2Bilder
  • In der Notschlafstelle der Wohnungslosenhilfe Mosaik wurden im Vorjahr 81 Personen aufgenommen. Tendenz steigend.
  • Foto: Mosaik
  • hochgeladen von Alfred Jungwirth

BEZIRK (ju). Im Vorjahr wurde die 1.000er-Marke überschritten: "1.088 Menschen in den Bezirken Vöcklabruck und Gmunden haben unser Angebot in Anspruch genommen. Die Wohnungslosigkeit in der Region steigt“, sagt Stefan Hindinger, Leiter der Wohnungslosenhilfe Mosaik. Immer mehr Menschen würden sich die Mieten nicht mehr leisten können. Für viele seien Kautionen und Energiekosten ein großes Problem. „Ohne Unterstützungen durch private Spendentöpfe könnten wir nicht erfolgreich arbeiten, weil das öffentliche soziale Netz oft nicht mehr greift“, so Hindinger.
Ursachen für die steigende Armut sieht er unter anderem im Auseinanderklaffen von Einkommen und Fixkosten. Während vor allem die unteren Einkommen in den vergangenen Jahren stagnierten, seien die Mietkosten immer stärker als die Inflationsrate nach oben gegangen. "So lag diese 2017 bei 2,1 Prozent, die Wohnkosten sind aber um über vier Prozent gestiegen."
Im Vergleich zu 2016 sind die Fälle im Bereich Delogierungsprävention und Wohnungssicherung 2017 um elf Prozent gestiegen. 388 Haushalte mit 961 Personen wurden von Mosaik betreut. In 86 Prozent der Fälle konnte die Wohnung erhalten werden oder es gab einen Wechsel in eine neue, leistbare Wohnung.

Plus in der Notschlafstelle

81 Personen wurden 2017 in der Notschlafstelle aufgenommen. Das sind um vier Prozent mehr als 2016. Die Zahlen sind in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen: 2010 verzeichnete man erstmals mehr als 2.000 Nächtigungen seit Eröffnung der Notschlafstelle im Jahr 1990. Nur zwei Jahre später wurde bereits die 3.000er Marke überschritten. "Arbeitslosigkeit, Krankheit, Scheidung und Verschuldung", nennt Hindinger als Hauptprobleme der Notschlafstellen-Klienten. 20 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Immer belegt waren die 15 Wohnplätze in den Übergangswohnungen in Vöcklabruck und Aurach. Insgesamt 46 Personen nahmen dieses Angebot „betreuten Wohnens“ im Vorjahr in Anspruch, um sieben Prozent mehr als 2016.

Seit 2010 hat sich die Gesamtklientenzahl der Wohnungslosenhilfe mehr als verdoppelt. „Unsere personelle und räumliche Ausstattung hat mit dieser Entwicklung bei weitem nicht Schritt gehalten“, berichtet Hindinger. „Unsere Notschlafstelle entspricht mit Vier- und Dreibettzimmern nicht mehr dem vom Land Oberösterreich vorgegebenen Standard. An einem neuen Standort wird derzeit intensiv geplant. Auch personell sind wir inzwischen über der Kapazitätsgrenze."

Ehrenamtliche als Stütze

Besonders fatal sei in dieser Situation das vom Land verordnete Sparpaket. "Wir müssen mit weniger Geld immer mehr Menschen betreuen. Das kann auf die Dauer nicht gutgehen“, so Hindinger. Umso wichtiger seien die Arbeit der Ehrenamtlichen sowie Spenden. 25 Frauen und Männer leisten im "Elisabethstüberl" freiwillige Arbeit bei der Essensausgabe oder im "Finanzcoaching" von armutsgefährdeten Haushalten. Aus dem Solidaritätsfonds des Vereines Sozialzentrum wurden 2017 62.300 Euro vergeben. Mit den Spenden werden Miet-, Betriebs- und Energiekosten abgedeckt und Vorfinanzierungen geleistet.

Zur Sache

- Der Verein Sozialzentrum ist seit 1989 in Vöcklabruck aktiv und als Träger der Einrichtungen Wohnungslosenhilfe Mosaik, Impuls – Kinderschutzzentrum/Familienberatung, Restaurant Café „Zur Brücke“ und Sozialmarkt „Der Korb“ ein wichtiger Teil des sozialen Netzes im Bezirk (www.sozialzentrum.org).
- Als neues Projekt wurde im März 2017 die Wohnungsagentur Vöckla-Ager gestartet. Sie vermittelt leistbaren Wohnraum für am Markt benachteiligte Personen (www.wohnungsagentur.at). Projektverantwortliche ist Kristine Jurkovic. "Wir haben mittlerweile einen zusätzlichen Mitarbeiter angestellt. So kann sich Jurkovic noch mehr auf die Wohnungsaquise konzentrieren", sagt Projektbegleiter Stefan Hindinger. Seit dem Start vor rund einem Jahr konnten bereits 40 Wohnungen vermittelt werden.

In der Notschlafstelle der Wohnungslosenhilfe Mosaik wurden im Vorjahr 81 Personen aufgenommen. Tendenz steigend. | Foto: Mosaik
Stefan Hindinger, Wohnungslosenhilfe Mosaik: "Wir müssen mit weniger Geld immer mehr Menschen beraten und betreuen." | Foto: Mosaik
Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Vöcklabruck auf MeinBezirk.at/Vöcklabruck

Neuigkeiten aus Vöcklabruck als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Vöcklabruck auf Facebook: MeinBezirk.at/Vöcklabruck - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Vöcklabruck und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.