Für Sozialpreis nominiert
Gelebte Inklusion im Kleinstadtbiotop

- Lukas Millinger beim Markthallen-Dienst im Kleinstadtbiotop.
- Foto: Kleinstadtbiotop/Thomas Koller
- hochgeladen von Leonie Stiegler
Die Beschäftigten der Lebenshilfe-Werkstätte arbeiten im Rahmen der integrativen Beschäftigung im Kleinstadtbiotop. Nun wurde das Vöcklabrucker Kleinstadtbiotop für die renommierte "Sozial Marie 2025" nominiert.
VÖCKLABRUCK. Nach 30 Monaten Entwicklungsphase und 15 Monaten Geschäftsbetrieb im Kleinstadtbiotop, bei dem die Lebenshilfe-Werkstätte Vöcklabruck intensiv mitgeplant und entwickelt hat, ziehen Initiatorinnen, Beschäftigte und Mitarbeiterinnen der Lebenshilfe-Werkstätte Vöcklabruck ein Resümee.
Teilnahme am Arbeitsmarkt
Zurzeit arbeiten neun Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung im Rahmen der integrativen Beschäftigung im Kleinstadtbiotop. Bei der integrativen Beschäftigung arbeiten Menschen mit Beeinträchtigung, die in Lebenshilfe-Werkstätten beschäftigt sind, in Unternehmen, bei Vereinen oder Privatpersonen und bekommen so die Möglichkeit zur Teilhabe am Arbeitsmarkt. Matthias Puttinger, Beschäftigter aus der Werkstätte Regau, ist immer Mittwoch und Freitag vor Ort: „Ich fühle mich im gesamten Team sehr wohl und gut angekommen. Mir gefällt der Kassadienst in der Markthalle und das Arbeiten in der Graffiti-Shop-Galerie am besten.“
Mittlerweile sind Beschäftigte und Mitarbeiter nicht nur für Mitgliederverwaltung, Reservierungen und Informationen zuständig, sie sind auch erste Ansprechpartner für Besucher, übernehmen Führungen und sind der Dreh- und Angelpunkt im Haus. Mit Leidenschaft führen sie neben dem Lebenshilfe-Shop auch noch den Secondhand-Modeshop, verwalten die Kleiderbügelmiete und managen am Mittwoch den Verkauf in der gesamten Markthalle. Am Marktplatz und in der Kinderranch nach dem Rechten zu sehen, ist ebenfalls Teil der inklusiven Beschäftigung, genauso wie die Zubereitung der gesunden Nachmittagsjause für die Nachhilfeschüler des Caritas Lerncafés. An jedem letzten Montag im Monat veranstaltet das Team vor Ort ein Strick- und Kreativcafé als Treffpunkt für alle Interessierten, und in der Pizzeria De Michele führen die Beschäftigten diverse Vorbereitungsarbeiten für Service und Küche durch.
Eigener Marktstand
Auf Initiative von Lukas Millinger startete die Lebenshilfe 2024 ihren Marktstand am Vöcklabrucker Wochenmarkt, um Produkte aus den Lebenshilfe-Wertstätten der Region zu verkaufen. „Nach der Winterpause geht es im April wieder weiter, vielleicht sogar mit mehr Produkten“, versichert Lukas Millinger. Dieses Projekt Kleinstadtbiotop Vöcklabruck wird durch Förderungen aus einem EU-Förderprogramm ermöglicht und von Agenda 21 und der Stadtgemeinde Vöcklabruck unterstützt.
„Die Ansprüche und die Einsatzbereiche für inklusive Beschäftigung waren bei der Planung schon hoch angesetzt. Wenn wir uns jetzt die Vielzahl an Tätigkeiten ansehen, welche von den Beschäftigten der Lebenshilfe übernommen werden, dann haben wir uns selbst übertroffen“, reflektiert Lebenshilfe-Werkstättenleiter und Vorstandsmitglied Sebastian Thon die Arbeit im Kleinstadtbiotop. Die gelungene Inklusion bestätigt auch die Auszeichnung mit dem österreichischen Inklusionspreis 2024 in der Kategorie „Arbeit und Wirtschaft“.
Nominiert für "Sozial Marie"
Die "Sozial Marie" ist eine der ersten Auszeichnungen für soziale Innovationen in Europa und würdigt seit 2005 Projekte, die mit kreativen und nachhaltigen Lösungen gesellschaftliche Herausforderungen meistern. Das Kleinstadtbiotop aus Vöcklabruck setzt genau hier an: Mit viel Engagement und innovativen Konzepten schafft es Begegnungsräume, fördert soziale Teilhabe und treibt nachhaltige Stadtentwicklung voran. Ob das Kleinstadtbiotop eine der begehrten Auszeichnungen gewinnt, wird sich bei der Preisverleihung am 1. Mai in Wien entscheiden.


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