Cannabis erhitzt die Gemüter
Junge Grüne kritisieren „verlogene Drogenpolitik“. Debatte um Legalisierung wird immer hitziger.
BEZIRK (ju). Die Jungen Grünen setzen sich für eine Legalisierung von Cannabis ein, „da die momentane Drogenpolitik in Österreich total verlogen ist“. Die Risiken von Cannabis seien laut Experten geringer als bei Schnaps oder Wodka. Cannabis habe zudem kein körperliches Suchtpotenzial und auch die Behauptung, es sei eine Einstiegsdroge, sei längst widerlegt, so die Jungen Grünen anlässlich der Aktion „Riesen-Joint auf Tour“. „Abstinenz predigen bringt nichts, aufgeklärte und selbstbestimmte Menschen sind die Lösung“, sagt Konstantin Papirnik, Sprecher der Jungen Grünen OÖ, aus Attnang-Puchheim.
Hans-Jürgen Hofinger, Hauptsachbearbeiter im Kriminalreferant des Bezirkspolizeikommandos Vöcklabruck, kann der Forderung nach einer Legalisierung nichts abgewinnen. „Wir haben Erfahrungswerte, wonach mindestens zwei Drittel der Betroffenen, die später zu Kokain oder Heroin greifen, mit Cannabis begonnen haben.“ Er sieht in Cannabis eine Einstiegsdroge und warnt einmal mehr davor, es zu verharmlosen. Und zur Kriminalisierung: „Wir haben ein gutes und tolerantes Suchtmittelgesetz. Die wenigsten Eigenkonsumenten werden bestraft.“
„Was wir brauchen, ist eine seriöse Diskussion, wie man mit der Droge Cannabis umgehen soll“, sagt Christoph Lagemann, Leiter des Instituts Suchtprävention von Pro mente OÖ. Cannabis sei „keine extra gefährliche, aber auch keine harmlose“ Droge. In Fachkreisen werde Cannabis nicht als Einstiegsdroge gesehen. „Dadurch, dass es illegal ist, ist es aber auch der Einstieg in den illegalen Markt“, so Lagemann. Ein Verbot werde auf Dauer nicht halten, ist er überzeugt.
Hirz für Entkriminalisierung
„Ich bin für eine Entkriminalisierung. Das ist was anderes, als eine völlige Legalisierung“, sagt der Landtagsabgeordnete und Klubobmann der Grünen, Gottfried Hirz aus Regau. Er verweist dabei auf Modelle in Holland und in der Schweiz, wo der Umgang mit Cannabis sehr stark liberalisiert wurde.
25.000 Unterschriften für Online-Bürgerinitiative
BEZIRK. Die Bürgerinitiative „Herausnahme von Cannabis aus dem österreichischen Suchtmittelgesetz“ hat bereits rund 25.000 Online-Unterstützer. Sie setzt sich unter anderem für den straffreien Besitz von zehn Gramm Cannabis, den straffreien Eigenanbau von bis zu 500 Gramm pro Jahr sowie Grenzwerte für Cannabis im Kraftfahrverkehr ein.
Durch den Entfall von mindestens 100 Millionen Euro durch die bisherige Strafverfolgung von jährlich über 20.000 Konsumenten und die Einführung einer Cannabis-Steuer erwarten die Initiatoren der Bürgerinitiative rund um Bernhard Amann, Obmann von „Legalize! Österreich“ jährliche Steuereinnahmen von mindestens 150 Millionen Euro. Damit könne das österreichische Budget um rund 250 Millionen Euro entlastet werden.
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