Wohnungslos: Immer mehr Menschen sind ohne feste Bleibe
Mit stark steigenden Betreuungszahlen war die Wohnungslosenhilfe Mosaik im Jahr 2017 konfrontiert.
BEZIRK (ju). Im Vorjahr wurde die 1.000er-Marke überschritten: "1.088 Menschen in den Bezirken Vöcklabruck und Gmunden haben unser Angebot in Anspruch genommen. Die Wohnungslosigkeit in der Region steigt“, sagt Stefan Hindinger, Leiter der Wohnungslosenhilfe Mosaik. Immer mehr Menschen würden sich die Mieten nicht mehr leisten können. Für viele seien Kautionen und Energiekosten ein großes Problem. „Ohne Unterstützungen durch private Spendentöpfe könnten wir nicht erfolgreich arbeiten, weil das öffentliche soziale Netz oft nicht mehr greift“, so Hindinger.
Ursachen für die steigende Armut sieht er unter anderem im Auseinanderklaffen von Einkommen und Fixkosten. Während vor allem die unteren Einkommen in den vergangenen Jahren stagnierten, seien die Mietkosten immer stärker als die Inflationsrate nach oben gegangen. "So lag diese 2017 bei 2,1 Prozent, die Wohnkosten sind aber um über vier Prozent gestiegen."
Im Vergleich zu 2016 sind die Fälle im Bereich Delogierungsprävention und Wohnungssicherung 2017 um elf Prozent gestiegen. 388 Haushalte mit 961 Personen wurden von Mosaik betreut. In 86 Prozent der Fälle konnte die Wohnung erhalten werden oder es gab einen Wechsel in eine neue, leistbare Wohnung.
Plus in der Notschlafstelle
81 Personen wurden 2017 in der Notschlafstelle aufgenommen. Das sind um vier Prozent mehr als 2016. Die Zahlen sind in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen: 2010 verzeichnete man erstmals mehr als 2.000 Nächtigungen seit Eröffnung der Notschlafstelle im Jahr 1990. Nur zwei Jahre später wurde bereits die 3.000er Marke überschritten. "Arbeitslosigkeit, Krankheit, Scheidung und Verschuldung", nennt Hindinger als Hauptprobleme der Notschlafstellen-Klienten. 20 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Immer belegt waren die 15 Wohnplätze in den Übergangswohnungen in Vöcklabruck und Aurach. Insgesamt 46 Personen nahmen dieses Angebot „betreuten Wohnens“ im Vorjahr in Anspruch, um sieben Prozent mehr als 2016.
Seit 2010 hat sich die Gesamtklientenzahl der Wohnungslosenhilfe mehr als verdoppelt. „Unsere personelle und räumliche Ausstattung hat mit dieser Entwicklung bei weitem nicht Schritt gehalten“, berichtet Hindinger. „Unsere Notschlafstelle entspricht mit Vier- und Dreibettzimmern nicht mehr dem vom Land Oberösterreich vorgegebenen Standard. An einem neuen Standort wird derzeit intensiv geplant. Auch personell sind wir inzwischen über der Kapazitätsgrenze."
Ehrenamtliche als Stütze
Besonders fatal sei in dieser Situation das vom Land verordnete Sparpaket. "Wir müssen mit weniger Geld immer mehr Menschen betreuen. Das kann auf die Dauer nicht gutgehen“, so Hindinger. Umso wichtiger seien die Arbeit der Ehrenamtlichen sowie Spenden. 25 Frauen und Männer leisten im "Elisabethstüberl" freiwillige Arbeit bei der Essensausgabe oder im "Finanzcoaching" von armutsgefährdeten Haushalten. Aus dem Solidaritätsfonds des Vereines Sozialzentrum wurden 2017 62.300 Euro vergeben. Mit den Spenden werden Miet-, Betriebs- und Energiekosten abgedeckt und Vorfinanzierungen geleistet.
Zur Sache
- Der Verein Sozialzentrum ist seit 1989 in Vöcklabruck aktiv und als Träger der Einrichtungen Wohnungslosenhilfe Mosaik, Impuls – Kinderschutzzentrum/Familienberatung, Restaurant Café „Zur Brücke“ und Sozialmarkt „Der Korb“ ein wichtiger Teil des sozialen Netzes im Bezirk (www.sozialzentrum.org).
- Als neues Projekt wurde im März 2017 die Wohnungsagentur Vöckla-Ager gestartet. Sie vermittelt leistbaren Wohnraum für am Markt benachteiligte Personen (www.wohnungsagentur.at). Projektverantwortliche ist Kristine Jurkovic. "Wir haben mittlerweile einen zusätzlichen Mitarbeiter angestellt. So kann sich Jurkovic noch mehr auf die Wohnungsaquise konzentrieren", sagt Projektbegleiter Stefan Hindinger. Seit dem Start vor rund einem Jahr konnten bereits 40 Wohnungen vermittelt werden.
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