Interview
Andy Marek: "Ich spüre das Feuer immer noch" - mit Video

Andy Marek im Talk über die Zeit nach Rapid, seine Zukunft und warum er nie aus dem Waldviertel weg wollte. | Foto: Red Ring Shots
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  • Andy Marek im Talk über die Zeit nach Rapid, seine Zukunft und warum er nie aus dem Waldviertel weg wollte.
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Rapid-Legende, Stadionsprecher, Moderator und Entertainer Andy Marek im Interview über seine Zeit nach dem Ausstieg beim Rekordmeister und sein Leben im Waldviertel.

GROSS SIEGHARTS. Andy Marek war 28 Jahre lang die Stimme des österreichischen Fußballs. Vor knapp drei Monaten zog er sich zurück. Wie es ihm seitdem geht, was er noch vorhat und warum er es doch nicht lassen kann. Mit Videointerview in voller Länge.

Andy, du hast das Rapid-Mikro vor zweieinhalb Monaten abgegeben. Was vermisst du am meisten?
Es war eine unglaubliche Stimmung bei meiner Verabschiedung im Stadion und mir wurde eine große Wertschätzung zuteil - eine wunderschöne Situation. Ich hab in den Tagen danach aber schon gespürt, wie ich in ein Loch gefallen bin. Ich hab mehr als 27 Jahre Rapid gelebt und auf einmal war's vorbei. Mein Arzt hat mir gesagt: Herr Marek, Sie sind wieder gesund. Und da stellst du dir noch mehr die Frage: Warum hast aufgehört? Wenige Tage später habe ich aber gespürt, dass ich noch nicht ganz fit bin. Für mich war wahnsinnig wichtig, dass mein Sohn Luki die Nachfolge am Mikrofon angetreten hat. Das hat den Abschied erleichtert.

Wie sehr bist du noch bei Rapid dabei?
Die letzten zwei Monate hat noch niemand von uns in der Art erlebt, somit ist es für mich auch nicht so spürbar, dass ich weg bin von Rapid, weil ja die anderen auch nicht da sind. Christoph Peschek (Geschäftsführer Wirtschaft des SK Rapid, Anm.) und ich tauschen uns nach wie vor fast täglich aus, weil es für alle eine ganz neue Situation ist. Da versuche ich auch meine Expertise weiterzugeben, aber das ist natürlich nicht ganz einfach.

Wenn du an 28 Jahre bei Rapid zurückdenkst, was ist das Erste, dass dir einfällt?
Ganz sicher, dass damals 1992 für mich ein Traum in Erfüllung gegangen ist. Ich war Rapid-Fan und wurde als Stadionsprecher genommen - das ist etwas, das sich tausende Menschen wünschen. Plötzlich wird man ein Teil des Ganzen. Das erfüllte mich mit Demut. Wenn du da dabei sein darfst, wenn du mitentscheiden darfst, dann ist das etwas Besonderes. Rapid ist ja nicht irgendwas.

Die Geschichte dahinter ist ja legendär...
Ich war gerade in Wien für meine Mode-Geschäfte einkaufen. Zu Mittag sitz ich in einem Restaurant und lese die Zeitung. Da finde ich in der „Täglich Alles“ eine kleine Annonce „Rapid sucht Stadionsprecher“. Ich nehm den Hörer und ruf an und dann meldet sich der Sohn von Franz „Bimbo“ Binder, der Manager. Der sagt: Sie müssen jetzt vorbeikommen, wir haben Tag der offenen Tür. Ich fahr nach Hütteldorf, geh ins Stadion, steht ein riesiger Mann vor mir und binnen einer Minute gibt er mir ein Mikrofon und sagt „Herr Marek, da draußen ist eine kleine Bühne und 500 Leute. Reden's a halbe Stunde und dann entscheid ma uns, ob sie aufgenommen werden.“ Dann geh ich auf die Bühne und dann der legendäre Satz: „Grüß Gott meine Damen und Herren, mein Name ist Andy Marek und ich komme aus dem Waldviertel“. In diesem Moment haben 95 Prozent zum Lachen begonnen. So a bissl mit dem O-Ton, was will der Waldviertler da? Daraus sind mehr als 27 Jahre geworden, ich habe kein einziges Spiel versäumt, alle Heimspiele moderiert.

Du hast 599 Spiele begleitet, warum nicht das 600. auch noch?
Ich wollte mich beim ersten Spiel im Frühling verabschieden. Ich hab erst nach meiner Entscheidung durch einen Archivar erfahren, dass es 599 waren. Es hätten auch 605 sein können. Ich wollte dann auch nicht sagen, naja, dann mache ich noch ein Spiel.

Wie bist du aus deinem, eingangs erwähnten Loch wieder heraus gekommen?
Das war noch vor Corona. Ich bin zum ersten Spiel von meinem Sohn Luki gefahren und da hatten wir beide ein Funkgerät. Ich saß in der Ehrenloge und hab ihm am Spielfeld assistiert. Er hat es super gemacht. Da hatte ich das Gefühl, dass jetzt alles in guten Händen ist, aber das Feuer spüre ich immer noch.

Wie oft willst du noch ins Stadion gehen?
Ich werde nicht mehr mit der Verbissenheit jeden Sonntag im Auto sitzen müssen und beim Spiel dabei sein. Bei den Heimspielen möchte ich schon schauen, dass ich dabei bin. Man muss sich vorstellen: Ich bin mehr als zwei Jahrzehnte jeden Tag von Groß Siegharts ins Hanappi-Stadion gefahren.

War es für dich je eine Option das Waldviertel zu verlassen und nach Wien zu ziehen?
Meine Frau und ich haben oft darüber geredet, aber es nie gemacht. Die Lebensqualität ist im Waldviertel super. Ich habe hier in Groß Siegharts mein Haus, gleich daneben den Stadtpark, eine Lebensqualität, die ich mir in Wien in dieser Art und Weise nicht leisten hätte können.

Dein Sohn Lukas hat die Rolle des Stadionsprechers übernommen. Ist man da als Papa stolz?
Völlig. Luki ist schon als Zehnjähriger oft mit mir ins Stadion gefahren und neben mir gesessen. Er hat das einfach hineingesaugt. Er macht das erstens großartig und er ist zweitens durch und durch ein begeisterter Rapidler.

Mikro und Funkgerät: Andy Marek kümmerte sich auch während des Spiels um einen reibungslosen Ablauf. | Foto: GEPA Pictures
  • Mikro und Funkgerät: Andy Marek kümmerte sich auch während des Spiels um einen reibungslosen Ablauf.
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Du hast erwähnt du hast nie ein Spiel genießen können. Stimmt das?
Ja das ist richtig. Anfangs war ich Stadionsprecher. Da war ich hochkonzentriert, weil ich keinen Fehler machen wollte. Mit meiner Gründung des Klubservice 1998 ist so viel Verantwortung auf meine Schultern und die meiner Mitarbeiter gelegt worden. Ich war unter anderem auch für die komplette Spieltagsorganisation zuständig. Da stehe ich am Spielfeldrand. Das Mikro in der Hand, im Kopfhörer oder im Funk kommt zB „Achtung Andy, bei den Kassen stehen noch die Leute an. Können wir später anpfeifen? Oder die Drehkreuze sind ausgefallen. Was können wir tun?" Und viele andere Themen während des ganzen Spiels. Da konnte ich selten schauen, spielt die Mannschaft jetzt gut oder nicht?
Ich hab mich nie mit einem Bier und einer Knackwurst hingesetzt und mir gedacht: Ma, ist das schön, dass ich mir jetzt das Match anschauen kann. Natürlich habe ich mich gefreut, wenn wir gewonnen haben. Denn dann war vieles viel einfacher.

Weil es schon wurscht ist: Verrate uns ein paar Hoppalas.
(Lacht) Als Sprecher hat es eigentlich keine Hoppalas gegeben, weil ich ein Perfektionist bin. Es gab schon Situationen, wo ich mir überlegt habe, ob ich das jetzt sage. Die Gemüter sind erhitzt, Rapid liegt im Derby hinten. Muss ich mich da jetzt wirklich wichtig machen? Das zeichnet einen Stadionsprecher aus: Weiß er um seine Verantwortung. Ich wollte immer schauen, dass ich mich selber nicht zu wichtig nehme. Die Fans, die da Stimmung machen, sind viel wichtiger als der Sprecher. Groben Blödsinn hab ich glücklicherweise nie geredet.

Lukas und Andy Marek | Foto: Red Ring Shots

Setzen wir die Waldviertel-Brille auf: Nicht-Fußballer in der Region kennen dich als Entertainer und Moderator. Wie geht es weiter?
Ich bin weit weg von der Pension. Ich muss ja auch von etwas leben. Da hatte ich immer das zweite Standbein der Moderationen und das werde ich auch weiter machen. Wenn's wieder geht, gebe ich Vollgas mit meinen Moderationen bei Galas, Eröffnungen oder Firmenfeiern, bei jeder Art von Veranstaltungen und zum Jahresende meine Andy Marek Weihnachtsshow, wo ich schaue, dass wir Familien, denen es nicht so gut geht, helfen können. Darauf freue ich mich jetzt schon sehr.

Ist das Thema Sport damit erledigt? Du könntest ja einen kleineren Verein managen.
Mich hat tatsächlich vor einigen Wochen ein kleinerer Verein gefragt, ob ich Obmann werden will. Es macht aber keinen Sinn, wenn ich meinen Beruf als Moderator ausübe, pausenlos unterwegs bin, und von 20 Spielen bei 18 nicht dabei sein kann. Den Obmann am Papier würde ich nicht machen. Das ist nicht das, was sich die Leute erhoffen. Es geht bei mir aber nicht halbherzig, es geht nur Vollgas.

Was macht Andy Marek in der Corona-Krise?
Dinge, die ich über Jahre weggeschoben habe. Wie jeder Hausmann. Jetzt gerade wird bei uns daheim der Zaun gestrichen. Ich mache das gerne. Es ist eine neue Situation so bodenständig zuhause zu sein. Meine Frau, die Kids und ich, wir machen da viele Sachen miteinander. Ich stehe trotzdem um 6 Uhr auf und gehe mit dem Hund spazieren. Dennoch: Hoffentlich wird alles bald wieder normal.

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