70 Jahre danach: Versöhnungswallfahrten nach Tschechien
Im Gedenken an die Opfer des Brünner Todesmarsches finden mehrere Veranstaltungen in Österreich und Tschechien statt
BEZIRK. Vor 70 Jahren begann unmittelbar nach Ende von Krieg und NS-Diktatur mit der Entrechtung und Vertreibung der Deutschen das letzte Kapitel im Zusammenleben von Tschechen und Deutschen in den Böhmischen Ländern. 70 Jahre danach finden einen Menge an Veranstaltungen statt, die daran erinnern.
Am 9. Mai findet eine Versöhnungswallfahrt in das in den 1950er Jahren zerstörte südböhmische, unmittelbar an der Grenze gelegenes Dorf Romau (Romava), eine weitere Walldfahrt erinnert am 30. Mai an den "Brünner Todesmarsch" nach Brünn (Brno). Beide finden in enger Zusammenarbeit zwischen Österreichern und Tschechen statt.
ORF III widmet dem Thema eine Dokumentation, die am 6. Juni um 20:15 Uhr ausgestrahlt wird und vom Kautzener Historiker Niklas Perzi begleitet wurde. Auch die Ausstellung "Langsam ist es besser geworden..." Läuft weiter und wird am Samstag, dem 9. Mai durch Justizminister Wolfgang Brandstetter in Neupölla eröffnet.
Pouť smíření/Gedenkmarsch der Versöhnung anlässlich 70 Jahre „Brünner Todesmarsch“ am 30. Mai 2015
Die Teilnehmer werden mit dem Bus zum Ausgangspunkt des Gedenkmarsches gebracht. Es besteht die Möglichkeit jederzeit den Marsch abzubrechen und mit dem Begleitfahrzeug oder öffentlichen Verkehrsmitteln nach Brünn zu kommen, beziehungsweise sich der Gruppe beliebig anzuschließen.
09:00 Brno/Brünn, Mendelovo náměstí
Abfahrt des Busses von der Haltestelle neben der Altbrünner Brauerei
09:30 Pohořelice/Pohrlitz
Eröffnungsrede und ökumenisches Gebet für die Opfer des Todesmarsches, sich auf den Weg machen
12:30 Ledce/Laatz (10 km)
14:00-14:30 Rajhrad (Raigern) (17 km)
Auskunft und Mittagessen an der Kreuzung Masarykova-Štefánikova im Ortskern
16:30 Modřice (24 km)
Auskunft und Verpflegung an der Kreuzung Nádražní-Benešova beim Bahnhof
17:00 Gynasium Vídeňská (30 km)
Auskunft und Verpflegung, Auftritt eines Quartetts des symphonischen Orchesters Sokol Brno I (der Umzug kommt um etwa 17:45 an)
17:00-21:00 Brno/Brünn, Garten der Augustinerabtei am Mendelovo náměstí (32 km)
Auftritt eines Quartetts der Wiener Symphoniker und des Ars Brunensis Chorus
Open-air café
Ankunft des Gedenkmarsches um etwa 18:00
Rede des Bürgermeisters von Brünn, des Bischofs von Brünn und weiterer Gäste
Offene Diskussion mit Zeitzeugen und Persönlichkeiten
Zur Sache: Brünner Todesmarsch
Die Vertreibung der deutschsprachigen Einwohner aus Brünn/Brno begann am 31. Mai 1945, als die deutschsprachige Bevölkerung beim Augustinerkloster zusammengetrieben wurde. Am nächsten Tag wurden diese Menschen rund 55 Kilometer in Richtung österreichische Grenze getrieben. Der Zug bestand hauptsächlich aus Frauen und Kindern sowie alten Menschen. Viele der Älteren, Kinder und Frauen waren den Strapazen des Marsches in größter Hitze und bei schlechter Wasserversorgung nicht gewachsen und brachen am Straßenrand zusammen.
Nachdem der Übertritt der österreichischen Grenze zunächst verweigert wurde, sperrte man die bis dahin Überlebenden in Pohrlitz/Pohořelice in Lagerhallen für Getreide. In diesem Lager brachen rasch Hunger und Seuchen aus. Erst im Juni 1945 die Grenze zum damals sowjetisch besetzten Niederösterreich geöffnet. Beim Brünner Todesmarsch kamen rund 27.000 Menschen ums Leben.
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