Mehr Antisemitismus
Niko Steinberg kämpft für seinen Glauben
Immer öfter werden aufgrund der Lage im Nahen Osten antisemitische Bedrohungen und Straftaten mehr. Die BezirkBlätter Waidhofen baten Niko Steinberg, selbst stolzer Jude, zum Gespräch, wie er die Situation erlebt.
BEZIRK WAIDHOFEN/THAYA. Steinberg beschreibt, wie sich der Hass im Alltag ausbreiten, Bedrohungen gegen die Familie und was dies mit einem macht. Auch einen Appell an die Politik möchte er artikulieren.
Antisemitismus nimmt wieder zu. Wurdest du schon mal konfrontiert?
Steinberg: "Ja, leider viel öfter ,als man glaubt. Tatsächlich fast täglich, ob in Facebook, TikTok oder auf der Straße. Es ist leider seit paar Jahren einfach unerträglich geworden. Man muss auch sagen, dass die Menschen sich sehr viel von den Medien leiten lassen und ihr Frust dann auf Unschuldige auslassen! Tatsache ist, dass die Menschen immer noch glauben, dass wir Juden Ausländer sind und dass Israel unser Land sei. Ich bin Österreicher und Jude, es ist eine Religion keine Krankheit und auch kein Grund uns zu hassen! So wie bei den Christen es unterschiedliche Varianten gibt: Orthodox, Protestantisch, Katholisch usw., dazu kommen noch alle Unterkategorien. So ist es auch bei uns: Orthodoxe, Liberale und Reformjuden, darunter auch noch viele Unterkategorien, Minderheiten und ja wir sind alle verschieden - und doch sind wir alle gleich, denn wir sind alle freie Menschen und entscheiden selber wie wir leben möchten."
Was ist dir bis jetzt in dieser Richtung schon passiert?
"Was mir passiert ist? Leichter wäre es zu beantworten, was nicht? Man hat mir die Fensterscheiben eingeschlagen, mich bespuckt, als "Sch.. Jude" beleidigt, ich und meine Familie gehören auf dem Scheiterhaufen, mir Fäkalien vor die Tür gelegt, die Mezuzah ausgerissen und draufgepinkelt, an die Tür gepinkelt, mir ins Gesicht und Bauch geschlagen, unzählige verbale Beleidigungen usw…. Auch aufgrund des Palästinas/Israel Konflikt hat die Häufigkeit der Beleidigungen und Drohungen in den Medien stark zugenommen. Frage mich immer mehr, wie ich oder Meine Familie für diesen Krieg beitragen, um so behandelt zu werden."
Wie gehst du damit um?
"Ich versuche meine Kinder beizubringen, dass alle Menschen dieser Welt
gleich sind, unabhängig von der Hautfarbe, Religion und Ansichten. Sie sollen sich zwar nichts gefallen lassen, wenn sie gemobbt oder beleidigt werden, aber sie sollen auch alle respektieren und immer höflich sein. Sich niemals so gegenüber andere benehmen. Ich selber rede mir ein, dass diese Menschen geistig abnormal sind und eigentlich armselig sind, gleichzeitig empfinde ich große Mitleid für ihre geistige Schwäche und ihr Mangel an Liebe und Empathie."
Was würdest du dir von den Menschen wünschen?
"Ich würde mir wünschen, dass sich die Menschen etwas mehr sensibilisieren und endlich aufhören an ethnischen Gruppen die Schuld zu geben für all das, was in ihr Leben falsch läuft. Ja es gibt überall schlechte Menschen, aber auch gute. Wer sich nicht an eine Kultur und Lebensweise anpassen möchte, wo man zu Gast ist, dann soll er/sie dorthin, wo so was als normal betitelt wird. Würde mir auch wünschen, dass die Politiker endlich ausländische Straftäter abschieben, damit unser Land wieder sicher ist! Ich verstehe es nicht, warum da die Politik schläft? Wenn mein Nachbar unhöflich, gewalttätig oder respektlos zu mir und meiner Familie ist, der darf auch nicht in mein Haus bleiben und den schmeiße ich auch raus!
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