Brunnerstraße: "Die Lage hier ist unerträglich!"
Verkehrsberuhigende Maßnahme oder Protestaktion? Wir sprachen mit dem Fahrzeugbesitzer, der die Brunnerstraße zum Teil blockiert.
WAIDHOFEN. Seit etwa drei Wochen parkt ein dunkelgrüner Kleinwagen prominent in der Brunnerstraße. Autofahrer, die stadteinwärts fahren müssen ausweichen, oder im schlimmsten Fall den Gegenverkehr abwarten. Darunter auch zahlreiche Leser der Bezirksblätter, die sich an die Redaktion wandten.
7.800 Autos pro Tag
Wir haben beim Halter des Fahrzeuges nachgefragt, warum er zu der doch recht ungewöhnlichen "verkehrsberuhigenden" Maßnahme gegriffen hat. "Hier fahren in der Woche fast 50.000 Autos. An starken Tagen sind es bis zu 7.800", rechnet Martin Palisch vor, der in der Brunnerstraße sein Elternhaus bewohnt. Vor 20 Jahren, als die ersten Supermärkte eröffneten, sei die Straße schrittweise zur "Rennstrecke" ausgebaut worden, wie Palisch erklärt. "Als Kinder konnten wir auf der Straße Fußball spielen und tempelhüpfen. Damals war das größte Verkehrsaufkommen, wenn die Bauern ihre Ernte ins Lagerhaus brachten. Heute kann man diese Straße nur noch im Laufschritt überqueren. Wir haben 50.000 Fahrzeuge in der Woche und auf 800 Metern keinen Zebrastreifen, nur eine Mittelinsel."
"Alibi-Aktionen"
Nicht nur der Lärm macht Palisch zu schaffen. Der Verkehr bringt nämlich auch Staub, Abgase und Müll. Der besorgte Anrainer kann über die bislang getroffenen "Maßnahmen" nur den Kopf schütteln, wie etwa Geschwindigkeitsmessungen per Infotafel. "Da hab ich einen Postbus mit 80, einen Pkw mit fast 100 durch die Straße fahren sehen", so der Waidhofner, der aus Angst vor wütenden Autofahrern sein Bild nicht in der Zeitung sehen will. Auch eine versuchte Beruhigung mit so genannten Stuttgarter Schwellen war für Palisch lediglich eine Alibi-Aktion. "Die Lage ist schlicht unerträglich".
Hoffen auf neue Stadtzufahrt
"Ich kenne die Lage von Herrn Palisch und das tut mir auch persönlich leid", so Bürgermeister Robert Altschach, der im Gespräch mit den Bezirksblättern aber auf die Straßenmeisterei als zuständige Institution verweist. Laut dem Bürgermeister sei eine Lösung in Sicht. Durch den Ausbau des Lagerhauses sei eine neue Stadteinfahrt zum entstehenden Betriebsgebiet geplant, die eine Entlastung bringen wird. "Aber das ist natürlich eine längerfristige Geschichte und dauert Jahre".
Auto darf bleiben
Bis sich die Lage in der Brunnerstraße beruhigt werden also noch Jahre vergehen. Zumindest sein Auto darf Palisch aber stehen lassen, wie man in der Bezirkshauptmannschaft Waidhofen erklärt. Auf Straßen mit Gegenverkehr muss nämlich eine Fahrbahnbreite von 5,20 Meter frei bleiben. Nachdem die Brunnerstraße auf der Höhe von Palischs Haus aber 9,20 Meter breit ist und durch das Auto etwa zwei Meter Platz beansprucht werden, reicht die Restbreite aus. "Ein Parkverbot kann daher nicht erkannt werden", so Bezirkshauptmann Günter Stöger auf Bezirksblätter-Nachfrage.
Stöger verweist auch darauf, dass bereits mehrfach Geschwindigkeitsmessungen, Verkehrsverhandlungen, Knotenstromzählungen und Überwachung durch die Polizei veranlasst wurden. Darüber hinaus wurden scheppernde Kanaldeckel repariert und ein Fahrbahnteiler als Querungshilfe errichtet. Das Gutachten eines Amtssachverständigen ergibt, dass nicht von einem erhöhten Geschwindigkeitsniveau auszugehen ist.
"Eine Verringerung des Verkehrs in der Brunnerstraße bedeutet gleichzeitig eine Verlagerung des Problems in eine andere, eventuell weniger geeignete Straße", gibt Stöger zu bedenken.
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