Ein Waidhofner wehrt sich
Die Gebrauchshundesportler im Visier
Vorurteil Scharfmacher: Ein Waidhofner wehrt sich gegen die heftige Kritik am Gebrauchshundesport.
BEZIRK WAIDHOFEN. Nach der tödlichen Hundeattacke durch den American Staffordshire Terrier „Elmo“ in OÖ steht der Gebrauchshundesport in der Kritik. Manche fordern gar ein Verbot. Aber werden Hunde hier wirklich „scharf“ gemacht? Die BezirksBlätter haben darüber mit einem Gebrauchshundesportler gesprochen.
Selektion für Diensthunde
„Was viele nicht wissen, ist, dass der Gebrauchshund ein Kulturgut ist. Der Sport ist eine wichtige Selektionsmöglichkeit in der Zucht für Diensthunde bei Polizei, Rettung oder Bundesheer“, sagt Stefan Bittner. Der Waidhofner ist seit rund 20 Jahren im Gebrauchshundesport aktiv und besitzt drei Hunde. Auch der Begriff "Schutzhund" ist verbreitet, wird aber von Sportlern wegen der negativen Behaftung nicht gern verwendet.
Kein Platz für Aggression
Der Gebrauchshundesport ist vielseitig. Unterordnung, Sprünge, Fährtenlesen und Schutzdienstelemente spielen hier eine Rolle. Bei Letzterem kommen ein Beißärmel oder auch ein Ganzkörperschutz zum Einsatz. Obwohl es für manche nach brutalem Beißtraining aussieht, hat Aggression hier nichts verloren. „Die Fixierung liegt auf dem Ärmel bzw. dem Objekt, nicht auf der Person“, klärt Bittner auf. „Bei diesem Sport braucht man nervenstarke, ausgeglichene, offene und freundliche Hunde.“ Diese würden in der Ausbildung nur aufs Beutespiel konditioniert. „Jeder, der uns und unsere Hunde sieht, wird merken, dass wir keine Scharfmacher sind“, so Bittner.
Ruhig und nervenstark
Tierärztin Silke Mlejnek berichtet auf BezirksBlätter-Anfrage über ihre positiven Erfahrungen mit Gebrauchshunden: „Ich, als Tierärztin, habe überhaupt keine Probleme mit Gebrauchshunden in meiner Ordination in Dietmanns. Ganz im Gegenteil: Das sind ruhige, wesensstarke, ausgeglichene Hunde, die wissen, wie man Befehle befolgt und eine sehr, sehr hohe Reizschwelle besitzen. Die meisten dieser Hunde sind perfekte alltagstaugliche Hunde, welche auch in einem Familienverband mit kleinen Kindern oder anderen Hunden leben.“ Wenn der Hund unterfordert ist, könne das eher zum Problem werden. „Das ist eines der schlimmsten Dinge, die man seinem Hund als Besitzer antun kann. Chronische Unterforderung kann auch in Frustrationsaggression umschlagen.“
„Elmo“ hatte keine Ausbildung
Mittlerweile verkündete Robert Markschläger, Vorstandsmitglied beim Österreichischen Kynologenverband (ÖKV), dass der Hund vom Zwischenfall in OÖ keine Gebrauchshundeausbildung absolviert hat, wie anfangs noch vermutet wurde. Dennoch wurden vom ÖKV Sofortmaßnahmen, wie erweiterte Zertifikate, Verlust der Lizenz bei Verstößen und Wesenstests für Hunde beschlossen. „Natürlich musste man zeigen, dass man die Thematik ernst nimmt. In der Ausbildung gibt es aber bereits strenge Richtlinien“, so Bittner.
Kontrolle am menschlichen Leinenende
Laut Tierärztin Mlejnek seien die schwarzen Schafe vor allem diejenigen, die Gebrauchshunde als Statussymbol sehen und den Sport dahinter nicht ernst nehmen. „Ich bin auch der Ansicht, dass sich nicht jeder Mensch für diesen Sport eignet. Dahinter stecken jahrelanges Training, viel Zeit, viel Geld und viele Fortbildungen.“ Die ÖKV-Maßnahmen seien zwar „gut und schön“, es müsse aber auch - laut Tierärztin - vor allem am menschlichen Ende der Leine kontrolliert werden.
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