Engagierte Waidhofner lieferten mittlerweile über 1000 Tonnen Hilfsgüter nach Rumänien
Seit 25 Jahren organisiert eine Gruppe von Freiwilligen Hilfe für das zweitärmste Land in der EU
WAIDHOFEN. Vor einem Vierteljahrhundert hat noch niemand geahnt, welche Dimensionen die Rumänienhilfe einmal annehmen würde. Damals organisierte eine Gruppe von Waidhofnern einen Hilfstransport mit einem kleinen Lkw um Bedürftigen Menschen in der 25.000-Einwohner-Stadt Carei mit dem Nötigsten zu versorgen.
Mittlerweile sind es jährlich drei Lkw, die mit den Spenden der Menschen aus dem Bezirk beladen nach Rumänien aufbrechen. "Früher hat eine Fahrt 24 Stunden gedauert", erinnert sich Hubert Schlosser, einer der Organisatoren. Der mittlerweile pensionierte OP-Gehilfe fuhr damals noch selbst den Lkw quer durch Ungarn bis in den Norden Rumäniens.
Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus herrschte das Chaos", berichtet Schlosser. An der Grenze machten korrupte Zollbeamte den Helfern das Leben schwer, aber mit viel Überredungskunst, Waldviertler Sturheit und der einen oder anderen unfreiwilligen "Spende" gelangten die Hilfsgüter doch an ihren Bestimmungsort. "Umgedreht bin ich nie. Da bin ich schon ein bisserl stolz drauf", berichtet Schlosser.
Hilfe nach wie vor wichtig
Heute ist das alles anders: Rumänien ist EU-Mitglied, die Zollschranken sind gefallen und eine Fahrt in das Land am schwarzen Meer lässt sich in der Hälfte der Zeit bewältigen. Doch brauchen die Menschen die Hilfe aus Waidhofen noch? "Auf jeden Fall. Die Menschen in Rumänien wurden von der Wirtschaftskrise hart getroffen", berichtet Schlosser. "Ein Bekannter aus Rumänien musste in drei Jobs arbeiten, damit seine Familie über die Runden kam. Alle drei Jobs hat er verloren".
Gebraucht wird im nach Bulgarien zweitärmsten Land der Europäischen Union vieles: medizinische Ausstattung wie Spitalsbetten, Medikamente, Kleidung, Spielsachen und Haushaltsgüter sind nur einige Beispiele. Bei jeder Lieferung sind die Waidhofner vor Ort und kümmern sich um die Verteilung an Krankenhäuser, Pflege- und Kinderheime oder die Armenküche von Carei. Mittlerweile haben die etwa 12-köpfige Gruppe und ihre zahlreichen Helfer über 1.000 Tonnen Hilfsgüter nach Rumänien gebracht.
Starkes Netzwerk
All das wäre ohne ein gutes Netzwerk nicht möglich: Viele Bürger aus dem Bezirk stellen ihre Stadel als Lagerraum zu Verfügung oder helfen beim Verladen, lokale Unternehmen borgen Lkw und andere Transportmittel und im Krankenhaus sowie im Pflegeheim werden regelmäßig nicht mehr benötigte medizinische Geräte gespendet. Ärzte organisieren die dringend in Rumänien gebrauchten Medikamente. Behörden stellen unkompliziert die nötigen Papiere aus und Einsatzorganisationen wie Feuerwehr und Rotes Kreuz sind ebenfalls zur Stelle.
"Die Leute in Rumänien sind unheimlich dankbar", erklärt Hubert Schlosser, einer der Organisatoren der Rumänienhilfe. Nach 25 Jahren möchten aber die Helfer der Rumänienhilfe selbst "Danke" für die Unterstützung sagen. "Ohne diese Unterstützung ginge es nicht!"
Punsch für den guten Zweck
Wer die Privatinitiative Rumänienhilfe Waidhofen unterstützen möchte, kann das jetzt ganz einfach machen: Am 4. und 5. Dezember findet beim Brückenstüberl an der Thayabrücke ein Punschstand statt. Der Erlös kommt den Helfern zugute und wird für den Transport der Güter nach Carei verwendet.
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