Schule in Krisenzeiten
Ferien kürzen? Nein danke! Aber es gibt das Angebot der Sommerschule

Laut einer Umfrage, welche die Regionalmedien Austria (RMA) beim Institut Karmasin in Auftrag gegeben hat, sind fast 50 Prozent der NiederösterreicherInnen für eine Verkürzung der Sommerferien.

BEZIRK WAIDHOFEN. Durch Homeschooling seien Defizite entstanden, die nun ausgeglichen werden sollen, indem die Sommerferien kurzerhand gekappt werden. Niederösterreich ist bei der Forderung, die freie Zeit zu schrumpfen am emsigsten. Doch was sagen Menschen, die wirklich betroffen sind, dazu?
Roland Senk ist Direktor des Gymnasiums Waidhofen an der Thaya. Er sieht eine Verkürzung der Sommerferien sehr kritisch und führt dazu folgende Überlegungen an: "Die Schüler/innen und Lehrpersonen arbeiten auch in der Zeit des Distance-Learnings intensiv und haben sich dann auch Ferien „verdient“. Da aber bei der derzeitigen Unterrichtsmethode bestimme Bereiche auf der Strecke bleiben, ist ein Angebot in den Ferien für die Schüler/innen sicherlich positiv."

Freiwillige Sommerschule

Es gibt für Schüler der Sekundarstufe I (10 – 14jährige) das offizielle Angebot der Sommerschule in den letzten zwei Ferienwochen. Dabei wird Deutsch und Mathematik für Schülerinnen angeboten, die in diesen beiden Fächern Probleme haben. Da dies im Vorjahr gut angenommen worden ist, wird es heuer noch ausgebaut.
Direktor Roland Senk hat noch mehr Vorschläge. "Eine gute Ergänzung, die nicht nur für „schwächere Schüler“ gedacht wäre, würde ich auch vorschlagen: Eine projektorientierte Arbeit könnte auch in die Ferien verlegt werden. Bei dieser projektorientieren Arbeit könnten besonders Kompetenzen, die im Distance-Learning nicht so gut gefördert und aufgebaut werden können, geschult werden."

Vorschlag Sommerprojekte:

Künstlerische Kurse, Fremdsprachen – Konversation in spielerischer Form, Astronomie mit praktischen Erfahrungen, biologisch-chemische Untersuchungen (Gewässeruntersuchung, Bodenuntersuchung, …), Alltagsleben in einer bestimmten historischen Epoche, Rhetorik, ….. Eine Abschlusspräsentation und eine Ausstellung über die Kursarbeit bringt nachhaltigen Erfolg für das Lernen.
Solche Kurse bieten Teamarbeit, Präsentationsmöglichkeit, Gemeinschaftserfahrung, Erlebnisorientiertes Lernen, respektvolles Umgehen miteinander und viele andere Kompetenzen, die in dieser Zeit zu wenig in der Schule umgesetzt werden konnten. Damit würden die Schülerinnen und Schüler ohne Zwang und Druck gemeinsam arbeiten können und trotzdem sehr viel lernen. "Die Einbindung von Studenten und außerschulischen Experten halte ich dabei als bereichernd", ist Direktor Senk überzeugt, "ein „Nachhilfeunterricht“ mit zusätzlichem Wissensinput würde Schüler/innen und Lehrpersonen nur zusätzlich belasten und nicht den gewünschten Erfolg bringen."

SchülerInnen brauchen Struktur

Direktor Roland Senk bringt ein zusätzliches, nicht zu vernachlässigendes Argument gegen eine totale Veränderung der Ferien: "Schüler/innen und auch Lehrpersonen brauchen eine verlässliche Struktur, an der man sich orientieren kann: Die vielen Änderungen und die ständige Unsicherheit sollte nicht noch verstärkt werden. Sobald es möglich ist, sollten wieder feste Strukturen herrschen, die dann auch gültig sind. Freiwillige motivierende Zusatzangebote stören diese Struktur nicht."

Wie sieht es mit der Motivation der SchülerInnen aus?

Das zweite Semester bringt auch für OberstufenschülerInnen wieder Präsenzunterricht. Zumindest zwei Tage die Woche kommen die Jugendlichen in die Schule, um die Wissensvermittlung von angesicht zu Angesicht zu erleben.
"Es zeigt sich deutlich, dass die Schüler und Schülerinnen motiviert und engagiert an die Arbeit gehen. Sie wollen in die Schule gehen, sie wollen einen möglichst „normalen“ Schulalltag und sind bereit zu arbeiten. Einige Schüler/innen sehen nun die Chance, wieder vieles präsentiert zu bekommen und sofort bei Kolleginnen und Kollegen nachfragen zu können", beobachtet Direktor Senk.

Auch Verunsicherung schwingt mit

Daneben herrsche aber auch Verunsicherung: Die Kinder seien unsicher, ob sie genug gelernt haben, besonders auch deshalb, weil immer wieder in der Öffentlichkeit erklärt wird, dass sie jetzt so viel versäumt haben, was so pauschal laut Direktor Senk überhaupt nicht stimmt. "Leistungsfeststellungen in Anwesenheit der Lehrperson haben manche Schüler/innen schon lange nicht mehr gemacht, sodass sie auch deshalb unsicher sind", weiß Roland Senk, "mit zunehmendem Präsenzunterricht nimmt diese Verunsicherung aber ab und es kehrt wieder mehr Sicherheit zurück."

Psychische Belastung

Auch das Phänomen "Psychisches Problem" tritt stärker auf. "Man merkt in der Schule, dass Schüler/innen unter der belastenden Situation leiden und sich auch selbst überlastet fühlen. In Phasen der Selbstfindung sind bei den jüngeren Menschen die Kontakte mit Gleichaltrigen sehr wichtig", weiß der Direktor, "diese Kontakte finden jetzt aber verstärkt virtuell statt und sind so kein adäquater Ersatz für direkten Umgang. Der Umgangston in den sozialen Medien ist aber oft nicht förderlich für den respektvollen Umgang untereinander."
Schüler/innen, die bei der Arbeit unselbständig sind, neigen demnach dazu, sich zu verstecken und auszuweichen, was ebenfalls zu psychischer Belastung führt. Durch die lange und intensive Zeit in der eigenen Wohnung können auch familiäre Probleme zu einer belastenden Situation führen.
"Dabei kommt es aber jetzt durchaus vor, dass man wahrnimmt, wie die Schüler/innen durch den Präsenzunterricht „aufblühen“ und wieder aktiver werden", zeigt sich Roland Senk, der Direktor des Waidhofner Gymnasiums überzeugt.

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