Führerschein: Wir sind (fast) alle gemeingefährlich
Kaum ein jahrelanger Autofahrer würde die Prüfung wieder bestehen. Testen Sie selbst!
BEZIRK. Wer regelmäßig hinterm Steuer sitzt kennt das: Selbst ist man ein wirklich guter Fahrer, aber links, rechts, vorne und hinten ist man von gemeingefährlichen Volldeppen umgeben. Doch Vorsicht! Nirgendwo klafft die Lücke zwischen Selbsteinschätzung und Realität so weit auseinander wie im Schlafgemach und hinterm Steuer. Ein Bezirksblätter-Test zeigt: Eine theoretische Führerschein-Prüfung ist selbst für Vielfahrer kaum zu schaffen. Wir baten Prominente aus dem Bezirk zum Online-Test von ARBÖ und ÖAMTC.
Claudia ganz vorne
Miss Niederösterreich Claudia Kainz ist naturgemäß viel mit ihrem Auto unterwegs. Sie hat vor sechs Jahren ihren L17-Schein gemacht und den Führerschein-Test ohne Probleme gemeistert. Das dürfte Claudia zu Gute kommen: Sie schnitt mit 55 Prozent richtigen Antworten am besten von insgesamt acht Testpersonen ab - bestanden hätte sie eine "echte" Führerscheinprüfung aber - wie alle Probanden - nicht. Wie es ihr mit den 40 Fragen gegangen ist? "Viele der Fragen haben mit der Praxis nicht viel zu tun. Dann kommt noch dazu, dass die Verkehrssituation auf den dargestellten Bildern oft sehr schwer zu erkennen ist".
Die erfolgreiche Waidhofner Autorin und Radiomoderatorin Eunike Grahofer hat ihren Führerschein vor 21 Jahren gemacht - damals gab es noch keinen Test am Computer, sondern ein Prüfungsgespräch vor einer Kommission. Den Führerschein damals hat die Waidhofnerin souverän bestanden und sie spult seitdem um die 30.000 Kilometer pro Jahr ab, doch beim Theorie-Test online heißt es ganz klar: Mit 36 Prozent nicht bestanden. "Vor der Kommission war es einfacher. Da konnte man sich noch herausreden. Aber der Computer kennt keine Gnade. Außerdem hat glaub ich mein Glücksbringer versagt", lacht Grahofer nach dem Test.
Für Ulrike Köck von der Fahrschule Easy Drivers in Waidhofen es kein Wunder: "Wenn man sich nicht vorbereitet, ist der Test auch kaum zu schaffen", weiß sie aus Erfahrung. Schließlich umfasst nur der allgemeine Fragenteil schon 1.186 Fragen. Dazu kommen dann noch mehrere hundert Fragen für die jeweilige Klasse wie Pkw, Motorrad oder Lastwagen. Die richtige Vorbereitung macht's: Rund 350 Schüler treten pro Jahr zur Theorieprüfung an und rund drei Viertel der Prüflinge bestehen den Test auch.
Gregor Badura aus Waidhofen ist Fahrsicherheitstrainer des ÖAMTC und führt Autofahrer beruflich gerne aufs Glatteis oder bringt sie ins Schleudern. Auch er schreitet zur Ehrenrettung aller Durchgefallenen: "Nur, weil man beim theoretischen Test, durchfällt, ist man nicht gleich gemeingefährlich." Für den Trainer spielt vor allem die Fahrpraxis die entscheidende Rolle. "Der tägliche Straßenverkehr spielt sich ja auch nicht immer so ab, wie auf dem Papier oder Computer", so Badura. Er vermutet, dass falsche Antworten teilweise auch aus der trickreichen Formulierung der Fragen entstehen, obwohl das Wissen der Autofahrer durchaus vorhanden ist.
In der Bezirksblätter-Redaktion fiel das Ergebnis übrigens auch nicht besser aus: Von sechs Personen konnte nur eine mehr als die Hälfte der 40 Fragen richtig beantworten. Zum Bestehen des Tests müssen aber 80 Prozent der Fragen korrekt beantwortet sein.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.