Leserbrief: Es geschah in Thailand
Leserpost von Hermann Vogl aus Waidhofen über Nächstenliebe und die Zivilgesellschaft
Voll Freude sah auch ich die erfolgreiche Rettung der jungen Fußballer und ihres Trainers.
Fast die ganze Welt hoffte, zitterte mit und wurde schlussendlich belohnt, sie waren in Sicherheit. Einer der Helfer musste sein Leben lassen – er wollte helfen. Es war echte Nächstenliebe, es war Menschlichkeit. Die Gedanken bringen mich nach Europa, nach Österreich: Zum Nachdenken. Im Mittelmeer ertrinken Menschen auf der Flucht vor Terror, Not und Todesangst. Es ertrinken Alte, Junge, Kinder. Europa aber will die Grenzen dicht machen. Auch unsere Regierung überschlägt sich in Vorschlägen, wie sie Österreich vor dieser Invasion schützen können. Sehr in eine Richtung hinkend, diese Anliegen. Sie finden Unterstützung in vielen europäischen Ländern.
Im Geschichtsunterricht haben sie nichts gelernt – die Damen und Herren der Regierungen. Und je weiter sie vom Meer entfernt sind, desto radikaler werden die Schutzideen. Selbstgefällig, herzlos, menschenverachtend – gab es das nicht schon einmal? Sind Menschen aus Syrien oder anderen Staaten weniger wert? Gehen Eltern aus Lust und Laune diesen lebensgefährlichen Weg der Flucht mit ihren Kindern? Haben sie nicht gerade dadurch echte Hilfe verdient? Mir fehlen da auch klare Worte und Taten vieler Religionsgemeinschaften.
Also bleibt die Zivilgesellschaft. Aufgerufen wären natürlich die Regierenden. Doch bei denen herrscht Selbstdarstellung, Kurzsichtigkeit, Neunmalklugkeit und Hochmut vor. Die helfenden und hoffenden Menschen und die Regierung von Thailand sowie die Helfer aus vielen Ländern zeigten uns wie man es machen kann.
Österreich und seine Bevölkerung haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie ohne Vorurteile selbstlos halfen. Ich glaube, die meisten Österreicher wollen helfen, nur wissen nicht genau wie. Die Vorgaben der Verantwortlichen sind unmenschlich, bürokratisch, unausgereift. Lassen wir uns nicht in die Ecke der Gleichgültigkeit stellen.
Wir leben in einem schönen Land, mit Mühen, Arbeit und Fleiß von unseren Eltern und uns aufgebaut. Lassen wir auch andere daran teilhaben - und bleiben wir menschlich.
Hermann Vogl, 3830 Waidhofen an der Thaya, im Juli 2018
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