Beschwerdeflut
Wie das Bus-Chaos entstanden ist - und was jetzt getan wird

Der neue Bus-Fahrplan sorgt für Aufregung. | Foto: VOR
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  • Der neue Bus-Fahrplan sorgt für Aufregung.
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Die Kritik an den neuen Busfahrplänen hält an. Die Bezirksblätter trafen den Verkehrsverbund zum Hintergrundgespräch und zur Fahndung nach den Ursachen für die zahlreichen Beschwerden.

WALDVIERTEL. Beim Verkehrsverbund Ostregion hat man schon ruhigere Zeiten gesehen: In der ersten Schulwoche gab es aufgrund der neuen Fahrpläne Berichte über gestrandete Kinder, verpasste Busse und aufgelöste Haltestellen. Seit knapp zwei Wochen ist man um Schadensbegrenzung bemüht und hat bereits über 100 große und kleine Verbesserungen im Waldviertel durchgeführt.

Doch wie konnte es so weit kommen? Wir trafen uns mit VOR-Sprecher Georg Huemer zum Faktencheck.

Was ist schiefgelaufen?

Die naheliegende erste Frage: Wie konnte das passieren? Warum der Schulbusverkehr mancherorts nicht funktioniert, lässt sich auf mehrere Probleme zurückführen: Einerseits gab es Defizite in der Kommunikation: Zwar wurden die Fahrpläne an Gemeinden und Schulen ausgeschickt und um Verbesserungsvorschläge gebeten, die aber nicht immer zurückkamen. "Hätte die Kommunikation zwischen VOR und den Schulen optimal funktioniert, dann hätten notwendige Fahrplanänderungen ohne Druck vor Schulbeginn umgesetzt werden können."

Dazu kommt noch, dass die Verkehrsplaner manchmal die Gegebenheiten vor Ort nicht kennen und notwendige Verbindungen, wie etwa von Kautzen nach Karlstein, schlicht übersehen wurden. "Wir haben natürlich nicht in jedem Fall die lokale Expertise", erklärt der VOR-Sprecher.

Dann kamen oft noch "österreichische Lösungen" hinzu: Wenn etwa 20 Jahre lang ein Busunternehmen auf eigene Faust außerhalb des Fahrplan einen Schlenker ins Nachbardorf fuhr, haben sich Eltern und Kinder darauf verlassen. Nur konnten die Planer nichts von den eigenmächtigen Fahrplanänderungen wissen.

Eine Fülle an kleinen Problemen also, für die der VOR um Verzeihung bittet: "Zu 95 Prozent funktioniert das neue System. Beim Rest haben wir gepatzt, das muss man so sagen. Ich möchte mich ehrlich und ernsthaft bei den betroffenen Schülern und Eltern entschuldigen", so Huemer.

Was wird jetzt getan?

Um die 100 große und kleine Verbesserungen wurden innerhalb einer Woche umgesetzt, und die Verkehrsplaner des VOR arbeiten mit Hochdruck daran, die Probleme auszumerzen, so Huemer. (Konkrete Änderungen siehe unten). Man nehme jede einzelne Beschwerde ernst und prüfe jeden Fall, verspricht Huemer. "Wir nehmen auch noch ordentlich Geld in die Hand. Beispielsweise werden wir für die Kinder aus Wielands und Ehrendorf eine eigene Linie schaffen, damit die Schüler nach Großdietmanns kommen. Das verspreche ich!" UPDATE: Mittlerweile wurde übergangsweise ein Kleinbus angeschafft.

Warum wurden überhaupt die Fahrpläne geändert?

Der öffentliche Verkehr hat im Waldviertel einen traditionell schwierigen Stand, wie Spitzenkandidaten im Wahlkampf wiederholt vermerkt hatten. Das sollte sich jetzt mit den neuen Fahrplänen auf den nun bestehenden 104 Linien ändern. "Sie kommen jetzt im Waldviertel mit dem Bus von überall nach überall", erklärt Huemer. Kunden können sich jetzt auf einen Taktverkehr verlassen und die Zahl der möglichen Verbindungen sei exponentiell gestiegen. Schließlich sei auch ein Ziel, neue Fahrgäste anzulocken, sodass auch Waldviertler das Auto öfter stehen lassen können. "Aber im Waldviertel kann ich nicht auf Anhieb das optimale System schaffen", so Huemer.

Warum sind manche Haltestellen verschwunden?

Haltestellen werden von einem Sachverständigen geprüft, darauf hat der Verkehrsverbund keinerlei Einfluss. Vom Urteil des Prüfers hängt auch ab, ob eine Haltestelle konzessioniert wird. Beispielsweise müssen Haltestellen staubfrei sein, Hochborde haben und weitgehend barrierefrei sein. Sicherheit geht bei der Prüfung vor. So könnte bei einer Haltestelle ohne Randsteine im Winter der Bus ins Rutschen kommen und die wartenden Fahrgäste gefährden.

Muss mein Kind im Bus stehen?

"Wenn ein 600 Meter langer Weg zur nächsten Haltestelle einen Gehsteig hat, gut ausgeleuchtet und sicher ist, dann ist das sicher zumutbar", so Huemer. Auch dass Kinder manchmal im Bus stehen müssen, sei unvermeidbar. Auch im Stehen seien die Fahrgäste in einem Bus sicher. Aber: "Wenn ein Kind 30 Minuten lang im Bus stehen muss, ist das ein Problem, das wir uns ansehen werden."

Was hat man beim VOR daraus gelernt?

Die Kommunikation der neuen Fahrpläne sei etwas untergegangen."Wir müssen Wege finden in Zukunft in der Infoflut nicht unterzugehen", so Huemer. "Und wir müssen sicher den Gelegenheits- (als den Schülerverkehr, Anm.) und den öffentlichen Verkehr stärker ganzheitlich betrachten. Wenn die Flut an Engpässen einmal abgearbeitet ist, dann werden die Waldviertler von den neuen Fahrplänen profitieren", so der VOR-Sprecher.

Was bislang geändert wurde

  • Langenlois: Es werden drei Kurse ab Langenlois Volksschule geführt, welche nun auch innerhalb von Langenlois die Schüler verteilen
  • Kleinschönau: Schülerkurse fahren wieder die Haltestelle in Kleinschönau an, Kinder müssen damit nicht mehr die Bundesstraße überqueren
  • Goschenreith: morgendliche Verbindung für Schüler nach Waidhofen/Thaya ist wieder möglich durch Vorverlegung eines Buskurses und Anfahrt der Haltestelle „Dobersberg Waidhofener Straße“
  • Japons bzw. Schweinburg: Die Schulverbindung für Kinder aus Schweinburg nach Horn wurde wieder eingerichtet.
  • Ysper: für Schüler relevante Kurse fahren über Ysper Marktplatz, eine Querung der Bundesstraße (im Ortsgebiet) für die Schüler entfällt
  • Thaya, Kautzen: Die angefragte Schülerverbindung nach Karlstein mit Umstieg in Waidhofen/Thaya wurde eingerichtet
  • Maria Taferl: hier wurden zwei neue Kurse in der Früh Richtung Pöchlarn eingeführt
  • Für das Gymnasium Melk sind einige Verbindungen neu umgesetzt worden (z. B. Verbindung Ybbs/Donau – Melk BHF)
  • Grafenschlag: Erreichbarkeit nach dem Schulende um 15:45 ist wieder gewährleistet

Diese Liste wird laufend aktualisiert, sobald uns neue Informationen vorliegen. Sollten bis dahin noch weitere Probleme auftreten, kontaktieren Sie bitte die Redaktion der Bezirksblätter. Wir geben Ihre Anliegen gerne an den VOR weiter.

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"Wir haben gepatzt, das muss man so sagen. Ich möchte mich ehrlich und ernsthaft bei den betroffenen Schülern und Eltern entschuldigen", so VOR-Sprecher Georg Huemer. | Foto: VOR

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