Gemeinden verlieren ihre Schulen
Es wird sie natürlich weiterhin geben. Die Frage ist jedoch: Welcher Schultyp an welchen Standorten?
BEZIRK. Aufgrund der sinkenden Geburten- und somit Schülerzahlen sind nicht mehr alle Pflichtschulstandorte gesichert. Während in der Stadtgemeinde Waidhofen bis 2020 keine allzu großen Veränderungen erwartet werden, sieht dies für kleinere Gemeinden anders aus.
Beispiel Kautzen: Der Weiterbestand der Neuen Mittelschule (NMS) hängt am seidenen Faden. Schulleiterin Helga Popp: "Es schaut nicht sehr gut aus und aufgrund der schlechten Verkehrsanbindung ist es auch fast unmöglich, dass ein Kind aus einem anderen Sprengel zu uns kommt und mit dem Bus fährt." Sollten Schulen zusammengelegt werden, "bedeutet das für die Schulpendler weniger Freizeit, das wird sich auf die Vereine auswirken und das ortsansässige Kaufhaus hat einen herben Umsatzverlust".
Prekär ist die Situation für die Gemeinde auch deshalb, weil der Turnsaal im Sommer renoviert wird. Keine Investition bedeutet keine Benützung mehr: "Und gleichzeitig läuft die Diskussion die kleinen Standorte zu schließen."
Im Gymnasium in Waidhofen wird die Schülerzahl nicht mehr so hoch, aber ausreichend sein. "Im Jahr 2020 wird die mediale Ausstattung stärker in der Gegenwart angekommen sein und die Zentralmatura wird sich eingespielt haben", sagt Direktor Roland Senk.
Spannend ist die Lage auch in der HAK, denn es ist nicht klar, ob es im Jahr 2020 noch Parallelklassen gibt. "Der Erlass, dass erst ab 37 Schülern eine zweite Klasse zustande kommt, ist verbindlich zu befolgen", sagt Direktor Johann Lehr und: "Ich wünsche mir, dass es dann auch noch die Handelsschule in Waidhofen gibt."
Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung bestehe außerdem die Gefahr, dass es im Waldviertel nur mehr einen HAK-Standort geben wird. Lehr: "Und wie kommt dann ein Schüler aus Amaliendorf nach Waidhofen oder von Waidhofen nach Gmünd?"
Für Wolfgang Hörmann, Direktor der HTL in Karlstein, steht fest, dass "es diesen Schultyp noch geben wird. Wie gut es ihm gehen wird und wie angesehen er noch ist, bleibt abzuwarten".
Die neue Strategie der Wirtschaft die Lehre in Konkurrenz zur Vollzeitschulausbildung zu sehen, bezeichnet er als kurzfristiges Denken: "Wir brauchen keine permanenten Änderungen im Schulwesen, sondern Zeit für die notwendigen Evaluierungen und den Mut Fehler zuzulassen, denn man kann sie finden und korrigieren."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.