Eibetex – MIT VIDEO
Ausbildungsgarantie in der Praxis: Tischler und Waldviertler Handwerk

Fernando Ragalie, Christopher "Jimmy" Pigl, Geschäftsführerin Martina Schmid, Lehrlingsausbildner Wolfgang Breit, Ines Pfeiffer, Simone Janu und David Mayer präsentieren eines der "Meisterstücke" aus der Werkstatt.
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  • Fernando Ragalie, Christopher "Jimmy" Pigl, Geschäftsführerin Martina Schmid, Lehrlingsausbildner Wolfgang Breit, Ines Pfeiffer, Simone Janu und David Mayer präsentieren eines der "Meisterstücke" aus der Werkstatt.
  • hochgeladen von Peter Zellinger

WAIDHOFEN. In der Werkstatt wird geschliffen, gehobelt und gefräst. Jugendliche und junge Erwachsene arbeiten an einem Kleiderschrank für einen Kunden, einige Lehrlinge arbeiten an einem ziemlich aufwändig wirkenden Wohnzimmertisch. Als Laie ist es unmöglich einen Unterschied zu einer "herkömmlichen" Tischlerwerkstatt zu erkennen. Und darauf ist man bei Eibetex in Waidhofen auch zu Recht stolz: "Wir versuchen Lehrlinge so wirtschaftsnah wie nur irgendwie möglich auszubilden", erklärt Geschäftsführerin Martina Schmid.

Eibetex ging im Vorjahr aus der Fusion der beiden sozialökonomischen Betriebe Modätex und Eibe in Waidhofen hervor. Heute erlernen durch eine Kooperation vom BFI NÖ und dem Verein für berufliche Entwicklung Jugendliche das Tischlerhandwerk oder werden zur Einzelhandelskauffrau bzw. -mann ausgebildet.

Unterschiede zu gewöhnlichen Werkstätte gibt es aber dennoch einige, wie Lehrlingsausbildner Wolfgang Breit erklärt: "Zeitdruck gibt es bei uns nicht. Die Qualität muss stimmen." Dabei unterstützt der Betrieb die Lehrlinge noch bei Lebenslagen, die privatwirtschaftliche Firmen so nicht leisten können. "Wir achten zum Beispiel sehr darauf, dass unsere Lehrlinge einen Führerschein machen, das ist im Waldviertel das Um und Auf", so Schmid. Darüber hinaus gibt es beispielsweise Ernährungs- und Schuldenberatung, aber auch Kurse zu Onlinesicherheit. "Wichtig ist es arbeitskulturelle Fertigkeiten wie Pünktlichkeit, Teamwork und den Umgang mit Kollegen zu vermitteln."

Viele Jugendliche haben einen schwierigen familiären Hintergrund, Lernschwächen, manche Mädchen wurden früh schwanger und konnten deshalb am Abeitsmarkt nicht gleich Fuß fassen. Ziel ist es in den drei Lehrjahren von einem Betrieb übernommen zu werden. Das klappe außerordentlich gut, berichtet man bei Eibetex: 95 Prozent der Lehrlinge schließen ihre Ausbildung positiv ab.

Dazu kommt ein besonderer Fokus aus Mädchen: Aktuell werden vier Frauen und drei Männer zu Tischlerinnen und Tischlern ausgebildet. Auch hier das Ziel: Weg von klassischen Mädchenberufen wie Friseurin zu mehr Frauen in der Technik. "Mädchen im Tischlereiberuf haben leider auch heute noch mit Vorurteilen zu kämpfen", berichtet die Chefin. Aber es geht auch anders: Eine junge Frau absolvierte gerade nach ihrer Lehre bei Eibetex ihre Zusatzausbildung zur Tischlereitechnikerin.

Viele der "Absolventen" bleiben dem Tischlerberuf treu. Das ist aber gar nicht so wichtig, so Schmid. "Wichtig ist, dass einmal ein Abschluss da ist."

Wirksames Mittel gegen Fachkräftemangel

Wer bei Eibetex eine Ausbildung machen möchte, muss zuerst zum AMS. Dort sieht man in überbetrieblichen Lehrwerkstätten eines der wichtigsten Mittel zur Einhaltung der Ausbildungsgarantie. Gleichzeitig könne man so auch den Fachkräftemangel bekämpfen. AMS-Leiterin Edith Zach: "Mit einer voraussichtlichen Quote von 6,8 Prozent war die Jugendarbeitslosigkeit in Niederösterreich so niedrig wie schon lange nicht mehr. Die Kehrseite der Medaille heißt: Die demographische Entwicklung zeigt eine Verknappung der heimischen Arbeitskräfte für die Wirtschaft an. Die Mehrheit der aktuell vorgemerkten jungen Menschen in Niederösterreich kann nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss vorweisen. Der Bedarf der niederösterreichischen Unternehmen an gut ausgebildeten Fachkräften kann ohne Intervention nicht nachhaltig gesichert werden“.

Die niederösterreichische Ausbildungsgarantie, die für das Jahr 2019 abgeschlossen wird, richtet sich vor allem an junge Menschen mit maximal Pflichtschulabschluss oder auch an Jugendliche, deren Suche nach einem Lehrplatz bisher nicht erfolgreich war bzw. denen noch Teile auf eine fertige Lehrausbildung fehlen. Neben dem Lehrstellenersatzprogramm – bekannt als „Überbetriebliche Lehrausbildung“ – bieten AMS und Land NÖ noch zwei weitere neue Einstiegs- und Aufstiegsrampen für die berufliche Ausbildung: die Jugendbildungszentren und das Programm „Auf zum Lehrabschluss“.

An sieben Standorten wurden von AMS und Land NÖ Jugendbildungszentren eingerichtet. Für das gesamte Waldviertel ist dieser Standort in Gmünd. Ziel ist, ein einheitliches Bildungsangebot zu etablieren, das jungen Menschen im Alter bis 24 in weiterer Folge den Einstieg in eine Lehre, eine andere berufliche oder schulische Qualifizierung oder in den Beruf ermöglicht. Das Angebot der Jugendbildungszentren ist modular aufgebaut. Das heißt: Die TeilnehmerInnen nutzen die Programmteile, die in sogenannten „Camps“ organisiert sind, unterschiedlich intensiv und stellen somit ihr Ausbildungsprogramm nach eigenem Bedarf zusammen.
So wird unter anderem angeboten:

Startcamp zur Klärung der individuellen Kompetenzen der TeilnehmerInnen
Perspektivencamp zur Berufsorientierung und zum Kennenlernen von Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten
Werkcamp mit der Möglichkeit zur Arbeitssimulation in Werkstätten
Aktivcamp mit dem Schwerpunkt Gesundheit, vor allem für TeilnehmerInnen mit physischen oder psychischen Beeinträchtigungen
Basiscamp zum Vermitteln von fehlendem schulischen Wissen
Praktikums- und Bewerbungscamp als Einstieg für die Ausbildungs- und Berufswelt

Die Jugendbildungszentren werden Platz für 4.600 Jugendliche bieten. Die Vermittlung erfolgt über die niederösterreichischen AMS-Geschäftsstellen. Die Kosten betragen 11,24 Millionen Euro. Die Hälfte trägt das AMS NÖ, 50% werden vom Europäischen Sozialfonds (ESF) über das Land NÖ bereitgestellt.

Auf zum Abschluss

Wenn die Lehrausbildung zu einem großen Teil – nämlich mindestens 75% – bereits erledigt wurde oder schon mindestens zwei Jahre einschlägige berufliche Erfahrung vorliegen, kann mit Hilfe von „Auf zum Lehrabschluss“ auf die Lehrabschlussprüfung vorbereitet werden. Dieses Programm kombiniert verpflichtende Präsenztage mit Einzel- oder Gruppencoachings, Selbstlernphasen oder Praktika je nach Bedarf der Jugendlichen.

Die TeilnehmerInnern werden von einem zugeteilten Lerncoach bis zum Lehrabschluss begleitet. Externe ExpertInnen vermitteln in Einzel- oder Gruppencoachings fachspezifisches Wissen, das für den Lehrabschluss notwendig ist.

248 Plätze werden an insgesamt fünf Standorten in Niederösterreich im kommenden Jahr im Rahmen von „Auf zum Lehrabschluss“ zu Verfügung stehen. Die Kosten belaufen sich 2019 auf 1,02 Millionen €. Die Hälfte trägt das AMS NÖ, 50% werden vom den Europäischen Sozialfonds (ESF) über das Land NÖ bereitgestellt.

Überbetriebliche Lehrausbildung

Dieses Angebot gibt es für alle Jugendlichen, die trotz intensiver Bemühungen keine betriebliche Lehrstelle finden. In einer Kombination von Lehrgängen und Praktika sowie in betrieblichen Lehrwerkstätten können wesentliche Teile zur Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung absolviert werden. Ziel ist, während der Ausbildung in eine betriebliche Lehrausbildung wechseln zu können, um dort den Lehrabschluss zu absolvieren. Im Bezirk Waidhofen/Thaya wird die Überbetriebliche Lehrausbildung von Ibis acam angeboten. Zusätzlich werden über den Sozialökonomischen Betrieb Eibetex im Rahmen einer Lehrwerkstätte Lehrstellen in der Tischlerei und im Einzelhandel angeboten.

1.490 Ausbildungsplätze stehen in Lehrgängen und 626 in Lehrwerkstätten zur Verfügung. Die Kosten belaufen sich für das Ausbildungsjahr 2018/19 auf 33,5 Millionen Euro. 31 Millionen werden vom Arbeitsmarktservice NÖ, 2,5 vom Land NÖ getragen. Knapp 60% aller LehrgangsteilnehmerInnen konnten in den letzten Jahren bereits im ersten Ausbildungsjahr in ein Regellehrverhältnis in der freien Wirtschaft vermittelt werden.

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