Heimische Sorten sollen die Erdapfel-Ernte retten

- Die Branchenprofis sehen in dürre-resistenten Sorten eine Zukunft den Kartoffelanbau in trockenen Jahren zu retten.
- hochgeladen von Peter Zellinger
Trockenheit: Minus 40 Prozent Ertrag bei Kartoffeln. Branchenvertreter fordern Bewässerung für das Waldviertel und Fokus auf eigene Züchtungen.
MEIRES. Acht von Zehn Erdäpfeln im ganzen Bundesgebiet werden in Niederösterreich angebaut - und ein damit ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Land. Doch was den 5.000 Erdäpfelbauern im Land gerade zu schaffen macht, ist die enorme Trockenheit des diesjährigen Sommers. Viele Erdäpfelbestände sind heuer auf den Feldern einfach verdurstet. Im Rahmen einer Pressekonferenz in Meires gingen die Experten von Rückgängen bis zu 40 Prozent aus. "Niederschläge von fünf Millimetern spürt die Kartoffel gar nicht, es müssen schon 20 bis 30 Millimeter sein", erklärt Franz Wanzenböck, Obmann der Interessengemeinschaft Erdäpfelbau.
Kartoffelproduzenten fordern Bewässerung im Waldviertel
Vor allem die Bezirke Waidhofen, Horn und Hollabrunn sind von der Trockenheit am stärksten betroffen, wie Alfred Sturm, Obmann der Vereinigung Österreichischer Stärkekartoffelproduzenten, berichtet. "Aber auch in Zwettl und Gmünd ist die Lage nur minimal besser". Das Waldviertel ist die bedeutendste Produktionsregion für Stärkekartoffeln.
Aufgrund der Trockenheit konnte nicht die Menge eingefahren werden, die ursprünglich geplant war. Für Sturm wäre eine Lösung eine Bewässerung der Anbaugebiete: "Im Waldviertel ist eine Bewässerung derzeit nicht möglich, es muss unbedingt geprüft werden, ob es auch für unsere Region in Zukunft eine Chance gibt, die Wasserversorgung sicherzustellen", so der Kartoffel-Profi. Denkbar wäre etwa das Waldviertel mit Donauwasser zu bewässern. Für die Erdäpfelbauern steht jedenfalls fest: Gelingt es nicht ein Mittel gegen die extremen Trockenperioden zu finden, stellt sich die Frage ob ein Anbau von Stärkekartoffeln im Waldviertel überhaupt noch sinnvoll ist. Eine Machbarkeitsstudie soll jetzt klären, wie eine Bewässerung umgesetzt werden kann.
Neue, resistentere Sorten
Zusätzlich zur Bewässerung sollen auch neue Erdäpfelsorten helfen. So könnten etwa Züchtungen herangezogen werden, die mit der Trockenheit besser zurecht kommen. Der Ort der Veranstaltung war nicht zufällig gewählt: In der Saatbaugenossenschaft in Meires werden nicht nur Kartoffel vermehrt, sondern jährlich wird im Schnitt auch eine neue Sorte auf den Markt gebracht. "Es ist wichtig, heimische Sorten zu haben, standortangepasst gezüchtet werden. Zum Beispiel hat sich heuer wieder gezeigt, dass Sorten wie die in Meires gezüchtete ,Ditta' mit Trockenheit weit besser zu Recht kommen als Sorten, die aus Ländern mit mehr Niederschlag stammen", erklärt der stellvertretende Obmann der Interessengemeinschaft Erdäpfelbau Karl Scharitzer.
Aber in einem Punkt können die Erdäpfel-Produzenten Entwarnung geben: Trotz der geringen Erträge ist die Qualität heuer hervorragend. Der heimische Markt könne heuer trotzdem ganzjährig versorgt werden.
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