Region
Gemeinden ziehen Notbremse bei gewerblichen Bauträgern

Gemeinsaer Auftritt im "Hintermetzentaler" in Axams: Bgm. Hansjörg Peer, Bgm. Markus Haid, Vizebgm. Walter Mair, Bgm. Thomas Suitner, Bgm. Josef Singer, Bgm. Anton Bucher, Bgm. Marco Untermarzoner, Vizebgm. Veronika Seidl-König | Foto: Hassl
4Bilder
  • Gemeinsaer Auftritt im "Hintermetzentaler" in Axams: Bgm. Hansjörg Peer, Bgm. Markus Haid, Vizebgm. Walter Mair, Bgm. Thomas Suitner, Bgm. Josef Singer, Bgm. Anton Bucher, Bgm. Marco Untermarzoner, Vizebgm. Veronika Seidl-König
  • Foto: Hassl
  • hochgeladen von Manfred Hassl

Axams, Birgitz, Götzens, Grinzens Mutters und Natters wollen mit massiven Einschränkungen gewerblicher Bauträger einen Infrastruktur-Kollaps im westlichen Mittelgebirge verhindern!

Die Bürgermeister der sechs Plateaugemeinden wählten für das Pressegespräch einen "symbolhaften" Hintergrund. Vor der neuen Wohnanlage "Hintermetzentaler", deren Errichtung für viel Aufsehen gesorgt hatten, gab es Aussagen zum Thema Tätigkeit von gewerblichen Bauträgern, die man in dieser Schärfe bislang nicht gehört hat.
Verlust des Dorfcharakters, Versiegelung von Freiflächen, kaum mehr ertragbares Verkehrsaufkommen und nicht mehr finanzierbarer Wohnraum und Infrastruktur – die Gemeinden  kämpfen nahezu alle mit denselben Problemen.

Ein aktuelles Wohnbauprojekt in Grinzens, das die Problematik sehr klar verdeutlicht. | Foto: Hassl
  • Ein aktuelles Wohnbauprojekt in Grinzens, das die Problematik sehr klar verdeutlicht.
  • Foto: Hassl
  • hochgeladen von Manfred Hassl

Sozialpolitisches Desaster

„Durch die hohe Attraktivität sind Grundstücke und Häuser nicht nur für wirklich Wohnraumsuchende interessant, sondern vielmehr ein Produkt für Investoren. Dies führt zu einem exorbitanten Anstieg der Preise von bis zu 10.000 Euro pro Quadratmeter Wohnnutzfläche. Die Gründung einer Familie in einem Eigenheim, in Tirol eigentlich nach wie vor höchstes Ziel und größter Wert, wird dadurch verunmöglicht. Das ist in Wahrheit ein sozialpolitisches Desaster, das unsere Gesellschaft noch mehr als bisher aus der Balance bringen wird“, beschreibt der Götzner Bürgermeister und Planungsverbandsobmann Josef Singer die Situation. 
"Unsere Kinder müssen sich ihre Heimat noch leisten können – wenn es so weitergeht wie bisher, ist dieses Ziel gefährdet."
Die Gemeinde Götzens hat bereits praktische Erfahrungen, betonte der Bürgermeister. In jüngster Vergangenheit führte das Vorgehen der Kommunalpolitik bis vor den Verwaltungsgerichtshof. Dass dieses Gremium den Argumenten der Gemeinde folgte, bestärkt die Bürgermeister in ihrer Meinung.

Steigende Einwohnerzahlen


Neuwidmungen von Bauland erfolgen im Mittelgebirge bereits jetzt schon nicht mehr. Das Problem sind Einfamilienhäuser, die immer öfter Ziel von Bauträgern werden sowie insgesamt 72 Hektar bereits gewidmetes unverbautes Bauland, das es in den Planungsverbandsgemeinden gibt und jederzeit verbaut werden kann. Wenn diese Grundstücke am freien Markt landen, steigt die Einwohnerzahl im Mittelgebirge laut Prognosen noch einmal um über 10.000: „Wir dürfen diesem Ausverkauf nicht länger mitansehen. Die Zukunft unserer Dörfer hängt nicht mehr davon ab, was noch alles verbaut wird, sondern davon, was für die nächsten Generationen noch erhalten bleibt.“, erläutert der Axamer Bürgermeister Thomas Suitner. „Ohne strengere Regelungen droht uns ein Infrastruktur-Kollaps, daher haben wir uns auf gemeinsame Raumordnungsrichtlinien geeinigt, die in allen sechs Gemeinden zur Anwendung kommen“, ergänzt der Axamer Vizebürgermeister Walter Mair.

Bgm. Thomas Suitner zeigt den alarmierenden Bevölkerungsanstieg in allen Verbandsgemeinden. | Foto: Hassl
  • Bgm. Thomas Suitner zeigt den alarmierenden Bevölkerungsanstieg in allen Verbandsgemeinden.
  • Foto: Hassl
  • hochgeladen von Manfred Hassl

Bebauungsplanpflicht 


Eine Bauplatzhöchstgröße von 500 Quadratmetern und eine maximale Nutzfläche von 150 Quadratmetern pro Grundstück sollen künftig größere Bauvorhaben vermeiden: „Alle Vorhaben, die darüber hinausgehen, brauchen einen Bebauungsplan und somit die Zustimmung der Gemeinde. Die Gemeinden werden jedes Projekt auf die Folgewirkung ihrer Infrastruktur abstimmen“, so Bgm. Anton Bucher aus Grinzens. "Damit erhöhen sich die Möglichkeiten, regulierend einzugreifen 
- nicht nur bei unbebauten Grundstücken sondern auch bei Neu-, Zu- und Umbauten bereits bebauter Flächen: „Durch die Anwendung der Vertragsraumordnung können wir bei Bauvorhaben einen Mindestanteil von leistbaren Wohnungen für die ortsansässige Bevölkerung, ein Vergaberecht durch die Gemeinde oder eine verpflichtende Hauptwohnsitzanmeldung ausverhandeln und somit sicherstellen, dass sich künftige Bauvorhaben stärker am Bedarf der heimischen Bevölkerung orientierten“, unterstreicht der Mutterer Bürgermeister Hansjörg Peer.

Bausperre
 kommt

Zur Absicherung der zukünftigen Planungsmaßnahmen wird in den Gemeinden eine Bausperre erlassen. Soll heißen, dass die Bewilligung für Bauvorhaben, die mit den künftigen Planungszielen im Örtlichen Raumordnungskonzept im Widerspruch stehen, ab jetzt nicht mehr erteilt wird und die überarbeiteten Regelungen mit sofortiger Wirkung in Kraft treten: „Die Gemeinden des westlichen Mittelgebirges wollen in einem engen Schulterschluss die Entwicklung in ein ‚Hoch Innsbruck‘ verhindern und dem spekulativen Wohnbau im Rahmen der Gemeindeautonomie gemeinsam entgegentreten“, freut sich Bürgermeister Markus Haid aus Birgitz über den gemeinsamen Schulterschluss. „Mit den neuen Regelungen möchten wir eine geordnete und finanzierbare Infrastrukturentwicklung auf allen Ebenen von der Kinderbetreuung bis hin zur Altenpflege sicherstellen und nicht weiter hinterher hecheln. Zudem soll ein zusätzlicher Verlust von Steuereinnahmen und Kaufkraft durch die Nähe zur Stadt und den dort von unseren Bürger/innen genutzten Arbeitsplätzen und Dienstleistungen verhindert werden“, sind sich Bgm. Marco Untermarzoner und Vizebgm. Veronika Seidl-König aus Natters überzeugt.

Notbremse im Bauwesen: Sind diese Maßnahmen richtig?

www.meinbezirk.at/westliches-mittelgebirge

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.