Anna Lang aus Götzens
Keine Angst der Fußball-Torfrau beim Elfmeter
Anna Lang aus Götzens ist die Nummer 1 im Tor der erfolgreichen Damen-Fußballmannschaft des Sportvereins Innsbruck.
GÖTZENS/INNSBRUCK. Die 19-jährige HAK-Absolventin Anna Lang ist keine Torjägerin, keine Mittelfeld-Regisseurin und auch keine Abwehrorganisatorin. Allerdings steht sie als Torfrau in der Defensive nicht selten im Brennpunkt des Geschehens. Dass sie "vorbelastet" ist, sei nur am Rande erwähnt – Vater Stefan Lang war dereinst als erstklassiger Keeper bekannt und geschätzt. "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" ist eine Erzählung des österreichischen Schriftstellers Peter Handke aus dem Jahr 1970. Anna Lang hat mit solchen Phrasen freilich nichts am Hut. Sowohl beim Elfmeter als auch bei vielen anderen Situationen hat sie bereits hinlänglich bewiesen, dass sie keine Angst kennt.
Erste Ballkontakte
Die ersten Ballkontakte gab es schon früh, weil sich Anna vom Fußball bereits mit sechs Jahren angezogen fühlte. Dass Fußball für Mädchen in der Anfangsphase den Umgang mit gleichaltrigen Jungs bedeutet, war klar: "Ich habe in der Spielgemeinschaft Westliches Mittelgebirge bei den Minis begonnen und in der Abwehr gespielt. Das hat problemlos funktioniert." Die ungeplante Abwesenheit des Tormanns bei einem Hallenturnier war der Beginn der Laufbahn "im Kasten", erzählt Anna Lang: "Ich habe mich sofort gemeldet – und seit diesem Zeitpunkt war mir klar, dass dies die richtige Position für mich ist."
Der weitere Weg
... führte die Torfrau von der SPG über Auswahlmannschaften bis zu Probetrainings bei den Damenteams des FC Wacker, des SV Wilten oder des Sportvereins Innsbruck. Letztlich fiel die Wahl auf den SVI – und Anna Lang hat diese Entscheidung nie bereut. "Ich wurde bestens aufgenommen und habe mich von Beginn an wohl gefühlt. Das war ein wichtiges Kriterium für meine Entscheidung."
Stärken
Ihre Stärken sieht die Nummer 1, die stets mit der Nummer 21 am Trikot aufläuft, auf der Linie. Wenn es die Situation verlangt, wird sie aber auch zur "Fliegerin", die mit tollen Paraden zur Stelle ist. Über eventuelle "Schwächen" breitet Anna Lang diskret den Mantel des Schweigens – schließlich soll die Gegnerschaft nicht via Medien darüber informiert werden. Eines ist aber klar: "Ich arbeite hart daran, mich ständig zu verbessern. Dazu tragen sowohl die Trainer als mein Vater bei. Ich bekomme also von allen Seiten das nötige Feedback." Der Trainingsalltag ist sowohl für Damen und Herren, die im Tor eine Sonderposition einnehmen, gleichermaßen hart. "Wer nicht an sich arbeitet und voll mitzieht, hat keine Chance", weiß Anna Lang aus Erfahrung. Dass man hin und wieder manchmal auch "einiges einstecken" muss, gehört zur Natur des Spiels.
Sportliche Situation
Vorweg: Die Damenmannschaft des Sportvereins Innsbruck zählt unter normalen Umständen stets zu den Meisterschaftsfavoriten in der HYPO Tirol Liga und natürlich auch im Kerschdorfer Tirol Cup. Dass es heuer in beiden Bewerben nicht nach Wunsch geklappt hat, liegt daran, dass eben "keine normalen Umstände" vorherrschend waren. "Wir hatten ein geradezu unglaubliches Verletzungspech", erzählt die Torhüterin. Als negativen Höhepunkt gab es sogar einmal ein Nichtantreten, weil eben nicht genügend gesunde und einsatzfähige Akteurinnen zur Verfügung standen. Die Meisterschaft beendeten die SVI-Damen auf dem dritten Platz. Im Cupfinale mussten sie sich den Erzrivalinnen des SV Wilten mit 0:2 geschlagen geben – ganz im Gegensatz zum Vorjahresfinale, in dem die SVI-Mädels über Wilten siegreich blieben und den Pott mit nach Hause nehmen konnte. Heuer war man knapp daran, was auch an einer Glanzleistung von Anna Lang lag, die sich mit Glanzparaden mehrmals auszeichnen konnte.
Vorfreude
Dass die Götznerin ihrem SVI weiterhin die Treue halten wird, steht derzeit außer Frage. Die Faszination Fußball hat Anna Lang fest im Griff. Auch und vor allem an guten Tagen wie beim 12:0-Sieg gegen Oberlangkampfen, an denen die Torfrau ruhige Nachmittage verbringen kann. "Ich freue mich sehr auf die neue Saison. Und wenn wir endlich wieder komplett sind, werden wir nur sehr schwer zu schlagen sein."
Dass sich der Frauenfußball in einem rasanten Aufwind befindet, freut auch die SVI-Torfrau. Auf höchster Ebene wie z..B. der Fußball-EM 2022 in England, sahen 87.000 Zuschauer das Finalspiel zwischen England und Deutschland. Auch das österreichische Nationalteam taucht in den Rekordtabellen auf: 68.000 Fans verfolgten das Eröffnungsspiel der Österreicherinnen gegen die Gastgeberinnen – und die rotweißroten Akteurinnen haben durchaus das Zeug, als Vorbilder zu dienen.
Der weitere Weg
Ob Anna Lang nach erfolgreich bestandener HAK-Matura eine berufliche Karriere starten wird oder vielleicht doch den Weg in Richtung Fußballprofi beschreitet, steht noch nicht fest. "Dazu kann ich im Moment nichts sagen – aber es wird sich weisen. Vorerst gilt mein ganzes sportliches Interesse dem SVI."
Übrigens: Wer Anna Lang einmal live sehen will, hat keinen weiten Weg: Die Heimspiele werden im Sportzentrum Wiesengasse in Innsbruck ausgetragen – und die Fußball-Damen freuen sich über jeden Fan!
Weitere Infos über den SVI: www.sportverein-innsbruck.at
Infos über Frauenfußball im Tiroler Fußballverband gibt es HIER
Weitere Berichte aus der Region: www.meinbezirk.at/westliches-mittelgebirge
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