Wieden
Im Rauchfangkehrer-Museum wird die Tradition hochgelebt
Vom Vater zur Tochter: Das Rauchfangkehrermuseum in der Klagbaumgasse 4 hat eine neue Leiterin.
WIEN/WIEDEN. Anna-Theres Stern wurde das Handwerk des Rauchfangkehrers quasi in die Wiege gelegt. Ihr Vater, Günter Stern, war nicht nur jahrzehntelang im Beruf tätig, er gründete 1985 auch das erste Rauchfangkehrermuseum in Österreich. "Mein Zwillingsbruder war immer dafür vorgesehen, das Geschäft von meinem Vater zu übernehmen. Nach der Matura ist er direkt in das Geschäft eingestiegen, während ich zehn Jahre lang in der Privatwirtschaft gewesen bin", erinnert sich Stern.
Nach ihrem ersten Kind änderte sich das jedoch. Sie begann den Betrieb ihres Vaters gemeinsam mit ihrem Bruder zu führen und aktiv als Rauchfangkehrerin zu arbeiten. "Es ist ein sehr familiärer und traditioneller Beruf. Meine Eltern haben den Betrieb als Ehepaar geführt und mein Bruder und ich führen ihn nun als Geschwisterpaar", so Stern.
UNESCO-Weltkulturerbe
2023 übernahm die gelernte Rauchfangkehrer-Meisterin auch das Museum in der Klagbaumgasse 4 von ihrem Vater. Im zweiten Stock des Gebäudes, gleich über dem Wiedner Bezirksmuseum, führt sie durch die Geschichte des jahrhundertealten Handwerks. "Wir halten die Tradition hoch. Das Kehren von Rauchfängen war schon immer wichtig und ist es heute auch noch", meint sie.
Deswegen erklärte die UNESCO den Beruf 2019 zum immateriellen österreichischen Kulturerbe. Dazu zählen auch die Handwerkstechniken des Beschliefen (Besteigen), Patschokieren (Mörteln) und Ausbrennen von Rauchfängen. "Das alles tun wir heute noch. Die Arbeiten, die früher gemacht wurden, werden heute immer noch genauso ausgeübt. Es ist nur mehr Technik dazugekommen", fährt Stern fort.
So arbeiten Rauchfangkehrer
Auch die Werkzeuge sind gleich geblieben. Welche diese sind und wie sie benutzt werden, erfahren Besucherinnen und Besucher in der Nachbildung einer Werkstätte in der Dauerausstellung. Hier reihen sich Bürsten an Rutenbesen und Leitern. In einem geöffneten Kleiderschrank hängen verschiedene Arbeitsgewänder.
Daneben findet man unter anderem eine Vitrine mit diversen Rauchfangkehrer-Figurinen, ein Bild vom Heiligen Florian – dem Schutzpatron der Rauchfangkehrer – und eine Tafel, die die Geschichte des Berufs nacherzählt. "Meine Lieblingsobjekte im Museum sind die Rauchverzehrer, weil ich diese auch privat sammle. Das sind altmodische Dufthäuser aus Keramik, die man bis in die 70er-Jahre in jedem Haushalt finden konnte", so Stern. "Das gängigste Motiv waren Eulen, Rauchfangkehrer waren eher selten."
"Adieu, du schlichte Schöne"
Weiter geht es in der Sonderausstellung, die sich seit rund einem Jahr mit der ehemaligen Florianikirche befasst. Diese stand mitten auf der Wiedner Hauptstraße, bis sie aus verkehrstechnischen Gründen abgerissen wurde. Da die Rauchfangkehrer hier ihre Umzüge feierten, war sie umgangssprachlich auch als die "Rauchfangkehrer-Kirche" bekannt.
Viele der Einrichtungsgegenstände und Objekte, die man damals im Gotteshaus finden konnte, werden aktuell im Museum ausgestellt. Die Wände schmücken Zeichnungen ebenso wie Fotografien, die diese zeigen und in der Mitte steht sogar ein kleines Modell der Kirche in ihrer vollen Pracht. Derzeit arbeitet sie an einer neuen Sonderausstellung. Doch was die Besucher erwartet, will Stern noch nicht verraten.
Zur Sache: Das Rauchfangkehrer-Museum ist am Dienstag und Sonntag von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Freier Eintritt! Terminvereinbarungen sind auch unter der Woche unter 01/7343540 möglich. Anna-Theres Stern führt gerne jederzeit durch die Ausstellungen.
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