Kardinal
"Corona wirft uns zurück aufs Wesentliche": Tod und Auferstehung
Kardinal Christoph Schönborn, der die heurigen Osterfeierlichkeiten auf ungewohnte Weise abhalten muss, über das wichtigste Fest der Christen zu Zeiten der Corona-Krise und was diese mit uns Menschen macht.
RMA: Was bedeutet die Corona-Krise für die kirchliche Community bzw. für die Osterfeierlichkeiten?
CHRISTOPH SCHÖNBORN: Sie wirft uns zurück auf das Wesentliche von Ostern: Tod und Auferstehung. Ich gehe ja selber in diesen Tagen auch durch Momente der Niedergeschlagenheit, der Sorge, auch der Angst. Umso mehr hilft mir der Blick aufs Kreuz. Es sagt mir: Christus ist da. Ganz besonders im Leid lässt er mich nicht allein. Und das Kreuz verweist auf das, was kommt: die Auferstehung. Dass alles gut wird. Im irdischen Leben wieder ganz gut, im Himmel dann vollkommen gut. Für mich persönlich leuchtet dieses Licht von Ostern in aller Beschränktheit des Feierns heuer heller auf als sonst.
Sie haben gesagt, die Krise werde "das Angesicht der Erde verändern." Was konkret haben Sie damit gemeint? Und ist es in Ihren Augen verwerflich, wenn Menschen ihre Freizeit in anderen Teilen der Welt verbringen?
Ich bin kein Zukunftsforscher, und die Zukunft ist ja im Grunde auch unerforschbar. Viele Menschen erzählen mir jetzt aber: Die Krise bringt sie dazu, mehr das dankbar wahrzunehmen und zu genießen, was sie haben. Und weniger darauf zu schauen, was sie noch alles nicht haben. Das verändert unsere Lebensweise. Ich finde es ganz in Ordnung, wenn Menschen im Urlaub fremde Länder kennenlernen möchten. Wenn es aber deswegen geschieht, weil man jedes Jahr noch weiter weg fliegen muss, um noch einen Kick zu bekommen, dann beuten sich die Menschen selber aus. Die Krise kann ein Innehalten in der Jagd nach dem immer noch Aufregenderen bewirken. Wer wieder das Wesentliche, das Einfache in den Blick bekommt, wird freier und kommt dem Glücklichsein näher.
Die Österreichischen Diözesen helfen der Caritas mit 1 Million Euro für Corona Hilfsprojekte. Welchen Bevölkerungsgruppen soll dieser Betrag konkret zugute kommen?
Denen, die jetzt schnell und unbürokratisch Hilfe brauchen. Zum Beispiel die Obdachlosen. Sie haben kein Zuhause, in das sie sich zurückziehen können. Viele von ihnen sind chronisch krank und gehören daher zur Risikogruppe. Sie brauchen neue Schlafstellen mit Betten auf Distanz, mehr Essensausgaben usw. Und dann kommen die vielen, die durch Corona in eine Existenzkrise geraten sind. Viele sind ja ganz plötzlich arbeitslos geworden. Über die Million Euro hinaus, die die Caritas an Bedürftige vergibt, bemüht sich auch jede Diözese, in Härtefällen zu helfen.
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