Sommertourismus 2020
Deutsche Urlauber bleiben heuer wohl aus
Der österreichische Tourismusbranche bangt um die Sommersaison. Traditionell die meisten Gäste kommen aus unserem Nachbarland Deutschland. Doch dort wird heute entschieden, die Grenzen vorerst bis 14. Juni geschlossen zu halten. Und auch sonst wird dort vor Auslandsreisen im Sommer gewarnt, zudem scheinen unsere Nachbarn reisemüde zu sein.
Wie bedeutend Österreich als Urlaubsland für Deutsche ist, zeigen die Zahlen: Deutsche Touristen hatten in der Sommersaison 2019 mehr als 37 Prozent der Übernachtungen in Österreich gebucht. Bleiben die deutschen Gäste aus, reißt das dem heimischen Tourismus ein großes Loch in der Sommersaison. Laut einer Umfrage haben bereits fast 20 Prozent der Urlauber aus Deutschland eine Reise aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. Weitere 18 Prozent rechneten damit, dies zukünftig tun zu müssen (Stand 1.4.2020). Appelle der heimischen Hotellerie, man möge den Österreich-Urlaub nicht komplett ins Wasser fallen lassen, finden bislang wenig Anklang.
Deutsche Grenzen bis 14. Juni zu
Was wird wirklich aus dem geplanten Auslandsurlaub der Deutschen? Laut Informationen des deutschen Magazins "Spiegel" soll die weltweite Reisewarnung des Auswärtigen Amtes noch mindestens bis zum 14. Juni gelten, das soll die deutsche Bundesregierung am heutigen Mittwoch beschließen. Über die Sommerferien werde nach dem 14. Juni entschieden. Den Deutschen wird angeboten, ihre Auslandsreisen zu stornieren. Der deutsche Außenminister Heiko Mars äußerte sich zuletzt zurückhaltend: Man wolle weder Ansteckungen riskieren, noch Deutsche aus Österreich zurückholen müssen.
Wie reisemüde die Nachbarn sind, verdeutlicht eine aktuelle Umfrage: Demnach befürwortet fast die Hälfte die Grenzschließung auch über den Sommer, nur 13 Prozent wünschen sich Reisefreiheit innerhalb der EU.
Ab 29. Mai öffnen jedenfalls die Hotels in Österreich ihre Pforten, die Sommerferien beginnen für die deutschen Nachbarn ab dem 22. Juni - als Erste sind Familien in Mecklenburg-Vorpommern dran, als Letzte am 30. Juli die Baden-Württemberger.
Köstinger ist optimistisch
Tourismusministerin Elisabeth Köstinger hatte Mitte April auf die Frage, ob Touristen im Sommer nach Österreich kommen und umgekehrt Österreicher ins Ausland fahren können, Gesprächsbereitschaft gegenüber Deutschland angedeutet. "Die Einschränkung der Reisefreiheit wird uns in den nächsten Monaten noch erhalten bleiben", sagte die ÖVP-Politikerin der Zeitung "Die Presse". "Wenn Länder aber auch auf einem sehr guten und positiven Weg sind, wie beispielsweise Deutschland, dann gibt es durchaus auch die Möglichkeit, dass man sich bilateral einigt." Köstinger warnte aber auch, es lasse sich nur schwer abschätzen, wie sich die nächsten Monate entwickeln.
Szenarien-Plan der deutschen Tourismusindustrie
Mit dem Recovery-Check, einer neuen Szenario-Analyse, untersucht das deutsche Kompetenzzentrum Tourismus die Erholungspotentiale für die Tourismuswirtschaft in Deutschland. Gefragt wird nach dem weiteren Verlauf der Corona-Krise und der vollständigen Erholung des touristischen Geschäfts. Wichtigstes Ergebnis: Mit einer vollständigen Belebung des touristischen Geschäfts in allen Sektoren der Tourismuswirtschaft ist aktuell nicht vor Ostern 2021 zu rechnen. Zwischen September 2021 und schlimmstenfalls Herbst 2023 wird sich das touristische Geschäft voraussichtlich normalisieren.
Und viele Politiker und Experten gehen davon aus, dass erst, sobald ein Impfstoff gegen Sars-CoV-19 vorliegt und verbreitet wurde, sich die Reisebeschränkungen erledigt haben dürften - zumindest zum Teil. Bisher rechnen Wissenschaftler und Politiker mit einem Zeitraum von ein bis eineinhalb Jahren, bis ein solcher Impfstoff auf den Markt kommen kann.
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