Wienfluss: Vom Rinnsal zur urbanen Grünoase
Acht Fischarten sowie 60 Arten wirbelloser Tiere leben seit einer Renaturierung im Abschnitt zwischen Nikolaisteg und Halterbachmündung.
HIETZING/PENZING. Im Herbst 2013 griffen Mitarbeiter der MA 45 Wiener Gewässer und Studierende der Universität für Bodenkultur (BOKU) zu Gummistiefel und Spaten. Mit dem Ziel einer Renaturierung sollte das rund 300 Meter lange Teilstück des Wienflusses zwischen Nikolaisteg und Halterbachmündung umgestaltet werden. An vorderster Stelle stand dabei die ökologische Funktionsfähigkeit des Flusses, man wolle "attraktive Lebensräume für Flusskrebse, Fische und Kleinstlebewesen" durch eine "naturnahe Ausgestaltung des Wienflusses" gewährleisten, hieß es damals. Mit März 2014 waren die Umbauarbeiten abgeschlossen, gut drei Jahre sind seither vergangen - und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen, weiß Mathilde Urban, Pressesprecherin der MA 45.
Der rund 34 Kilometer lange Wienfluss, welcher im westlichen Wienerwald entspringt und im 1. Bezirk in den Donaukanal mündet, wurde innerstädtisch bereits im 19. Jahrhundert künstlich in ein Betonbett gelegt. Eine naturnahe Umgestaltung erfolgte dann in den 1990er Jahren, damals renaturierte die MA 45 einen rund drei Kilometer langen Abschnitt des Flusses im Bereich der Retentionsbecken Auhof, so Urban. Weitere 300 Meter erfolgten dann im Herbst 2013.
Sehr gute Entwicklung
Mit sogenannten ingenieurbiologischen Bauweisen, habe man die Ufer des Gewässers mit Hölzern sowie Sträuchern und Stecklingen befestigt, erklärt Urban. BOKU-Studierende haben dabei in Kooperation mit der MA 45 immer wieder die Möglichkeit theoretisches Wissen in Form von praktischen Maßnahmen umzusetzen. Im Falle des Wienflusses trug man auf dem 300 Meter Abschnitt zunächst die Pflasterung im Uferbereich ab und ersetzte sie durch Schotter und Steine. Außerdem schuf man zusätzliche Tiefstellen und gestaltete den Mündungsbereich des Halterbaches um. "Diese Maßnahme verbessert die Gewässerstruktur und damit auch die Fischpassierbarkeit", erklärt Urban.
Hinsichtlich der Pflanzen- und Tierwelt habe sich das Teilstück "sehr gut" entwickelt, resümiert die MA 45-Pressesprecherin. Dies habe ein sogenanntes Monitoring ergeben, welches seither bereits zweimal durchgeführt wurde. "Acht Fischarten, darunter sogar Bachforellen, aber auch Koppen und Elritzen, tummeln sich nun dort im naturnah gestalteten Bachlauf", so Urban. Außerdem konnten in dem Bereich über 60 Arten wirbelloser Tiere, also Insekten, Schnecken und Krebse, vorgefunden werden. Auch seltene Libellenarten würden sich darunter befinden.
Ökologie und Mensch im Vordergrund
Am Wienfluss selbst sei mittelfristig jedoch kein derartiges Projekt mehr geplant, erklärt Urban. Dies müsse jedoch nicht für andere Wienerwaldbäche gelten. "Welche Teilstücke an welchen Wienerwaldbächen realisiert werden, hängt von vielen Faktoren ab, wie Dringlichkeit, Finanzierung oder Kombination mit Hochwasserschutzmaßnahmen", so Urban. Vergleichbare Projekte habe es beispielsweise bereits am Liesingbach, am Gütenbach, dem Petersbach oder dem Eckbach gegeben. Dabei gehe es primär darum, dass sowohl Ökologie und Mensch Nutzen aus den Umgestaltungen ziehen - erstere in Form von Artenvielfalt und Selbstreinigungskraft, letztere in Form von Naherholungsraum.
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