Pro-russische Haltung
Dirigent Currentzis von Wiener Festwochen ausgeladen

Teodor Currentzis hätte zusammen mit dem SWR-Orchester bei den Wiener Festwochen auftreten sollen. Daraus wird jetzt doch nichts.  | Foto: STEPHANE DE SAKUTIN / AFP / picturedesk.com
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  • Teodor Currentzis hätte zusammen mit dem SWR-Orchester bei den Wiener Festwochen auftreten sollen. Daraus wird jetzt doch nichts.
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Die Wiener Festwochen hatten ursprünglich ein Konzert unter dem Namen "War Requiem" mit dem Dirigenten Teodor Currentzis geplant. Doch der griechisch-russische Dirigent wird von einer ukrainischen Kollegin, die ebenso für ein Konzert zu den Festwochen kommen soll, wegen fehlender Distanz zu Russland kritisiert. Es folgt die Ausladung von Currentzis. Bei den Wiener Festwochen spricht man von einer Repräsentation von Russland, sollte Currentzis auftreten.

WIEN. Bei den Wiener Festwochen gibt es eine Planänderung. Eigentlich hätte der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis im Juni das sogenannte "War Requiem" leiten sollen. Doch dies kritisierte die ebenfalls auftretende ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv. Der Grund ist der Überfall Russlands auf ihr Heimatland: "Ich habe nichts gegen Currentzis, ich kann aber nicht akzeptieren, dass mein Name und jener von Musikern, die aus einem Land kommen, das immer noch täglich bombardiert wird und so viele Tote zu beklagen hat, mit dem von jemandem in Verbindung gebracht wird, der sich nie offen gegen den Krieg ausgesprochen hat und dessen künstlerische Ensembles von Bankinstituten finanziert werden, die dem Kreml sehr nahe stehen“, hatte Lyniv gegenüber der italienischen Presseargentur Ansa zuletzt betont.

Eigentlich wollte man das Konzert von Currentzis mit jenem von Lyniv - dieses trägt den Titel "Kaddish Requiem - Babyn Jar" - im Juni in einen Kontext setzen bzw. gegenüber stellen. Aufgrund der Kritik habe man sich jetzt dazu entschieden, Currentzis doch auszuladen, teilt man von Seiten der Festwochen am Montag mit. Das "Kaddish Requiem - Babyn Jar" soll wie geplant über die Bühne gehen.

Currentzis wäre auch Repräsentant seines Landes, eine Distanzierung zum Angriff Russlands fehle, so die Kritik. | Foto:  BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com
  • Currentzis wäre auch Repräsentant seines Landes, eine Distanzierung zum Angriff Russlands fehle, so die Kritik.
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"Unsere Entscheidung, am Kaddish Requiem festzuhalten, ist eindeutig und wir freuen uns auf den Besuch von Oksana Lyniv und des Kyiv Symphony Orchestra in Wien. So sehr wir die spannungsvolle Gegenüberstellung der beiden Werke im Rahmen des Programms der Wiener Festwochen 2024, das bewusst politische und gesellschaftliche Frontstellungen in vielen künstlerischen Positionen befragt, begrüßt hätten: Es war für die beteiligten ukrainischen Künstler:innen letztlich nicht mehr realisierbar und wir respektieren Lynivs Wunsch, aktuell nicht in einen inhaltlichen Kontext mit Currentzis gestellt zu werden", erklärt Festwochen-Intendant Milo Rau. Dies habe sich in den Gesprächen mit den Künstlern in den letzten Tagen herauskristallisiert.

Tour durch Deutschland

Es sei im Rahmen der Veranstaltungen nicht schaffbar, die Kunst von der politischen Situation zu trennen, erklärt man per Aussendung. Musik und ihre politischen und moralischen Dimensionen spielen gerade bei den Festwochen 2024 eine tragende Rolle, so Rau dazu: "Wir begrüßen die engagierten und auch kritischen Nachfragen, die die Ankündigung von zwei Konzerten, die sich mit Krieg und Völkermord ebenso auseinandersetzen wie mit Verständigung und Versöhnung, vorab ausgelöst haben."

Oksana Lyniv und die Mitglieder des Kyiv Symphony Orchestra werden nach der Ausladung von Currentzis teilnehmen. | Foto: Ondrej Deml / CTK / picturedesk.com
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Bereits gekaufte Karten für das Currentzis-Konzert werden automatisch storniert und das Geld an die Kundinnen und Kunden zurücküberwiesen. Für Currentzis bedeutet die Absage aus Wien jedoch nicht, dass er 2024 gar nicht in Europa auftreten wird. Zusammen mit dem SWR-Orchester ist eine Tour in Deutschland geplant, mit dem Orchester wäre er auch zu den Festwochen gekommen, auch dieses tritt jetzt nicht in Wien auf. SWR-Programmdirektorin Anke Mai bedauert sehr, "dass das Konzert des SWR Symphonieorchesters bei den diesjährigen Wiener Festwochen nun von Seiten der Festivalleitung abgesagt worden ist. Gleichwohl habe ich Verständnis dafür, dass sich Oksana Lyniv und die Mitglieder des Kyiv Symphony Orchestra ein öffentliches Bekenntnis von Teodor Currentzis gegen den russischen Angriffskrieg gewünscht hätten."

Umgekehrt freut sich Lyniv über die präsentierte Lösung dieses Konflikts: "Wir sind froh, dass die Wiener Festwochen eine Lösung gefunden haben und freuen uns sehr, das Kaddish Requiem ,Babyn Jar' schlussendlich doch in Wien aufzuführen. Alle Beteiligten freuen sich sehr auf dieses besondere Konzert am 2. Juni im Wiener Konzerthaus.“

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Teodor Currentzis hätte zusammen mit dem SWR-Orchester bei den Wiener Festwochen auftreten sollen. Daraus wird jetzt doch nichts.  | Foto: STEPHANE DE SAKUTIN / AFP / picturedesk.com
Currentzis wäre auch Repräsentant seines Landes, eine Distanzierung zum Angriff Russlands fehle, so die Kritik. | Foto:  BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com
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