Taskforce der Stadt Wien
Drogeneinsätze – Benzos boomen bei Jugendlichen

Immer mehr Jugendliche missbrauchen Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine. Die Drogeneinsätze der Rettung haben sich verdreifacht.  | Foto: Pixabay (Symbolbild)
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  • Immer mehr Jugendliche missbrauchen Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine. Die Drogeneinsätze der Rettung haben sich verdreifacht.
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Immer mehr Jugendliche missbrauchen Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine. Die Drogeneinsätze der Rettung haben sich verdreifacht. Um dagegen anzukämpfen, startet die Stadt Wien eine neue Taskforce.

WIEN. Der kürzliche Todesfall einer 14-Jährigen mit Arzneimittel im Blut in Simmering lässt Drogenmissbrauch vermuten. Drogenmissbrauch unter Jugendlichen ist kein Einzelfall. Die Sucht- und Drogenkoordination der Stadt Wien weist auf eine Zunahme beim Gebrauch von Benzodiazepinen – oft zusammen mit Alkohol – unter Jugendlichen hin. Der Fall der 14-Jährigen sei jedoch ein "tragischer Ausnahmefall". Jetzt gibt es eine neue Taskforce.

Ewald Lochner, der Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, berichtet, dass eine neue Taskforce und auch Arbeitsgruppe eingerichtet wurde. Die Taskforce führe nach Todesfällen in Zusammenhang mit Drogenmissbrauch Fallanalysen durch und ziehe daraus Rückschlüsse für die Zukunft. Die Arbeitsgruppe soll sich im Speziellen mit Benzodiazepinen, also verschreibungspflichtigen Beruhigungs- und Schlafmitteln, beschäftigen. 

Ewald Lochner, der Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, berichtet, dass eine neue Taskforce und auch Arbeitsgruppe eingerichtet wurde. | Foto: Wirlphoto/Barbara Wirl
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Laut Lochner sei ein genereller Anstieg des Konsums illegaler Substanzen nicht feststellbar. Er sagt aber auch: "Seit Corona gibt es eine zunehmende Menge von jungen Menschen, die solche Benzodiazepine teilweise vermischt mit anderen Substanzen und teils sehr ausschweifend konsumieren." In diesem Bereich werde bei Teenagern eine problematische Entwicklung des Konsumverhaltens festgestellt. Sie würden sehr viel, sehr schnell und unterschiedliche Substanzen konsumieren.

Verdreifachung der Einsätze

Das zeigt sich vor allem an der Zahl der Rettungseinsätze. "Wir registrieren zudem, dass in der Vergangenheit vermehrt Jugendliche mit Intoxikationen eingeliefert wurden." Gegenüber der Nachrichtenagentur APA berichtet die Wiener Berufsrettung von mehr als einer Verdreifachung der Einsätze im Zeitraum von 2018 bis 2023 bei unter 18-Jährigen mit Drogenintoxikationen (Alkohol und Medikamente ausgenommen). Vor sechs Jahren gab es nur 75 Ausrückungen wegen Drogenvergiftungen, 2023 wären es hingegen 231 gewesen. 

Es fällt auf, dass oft bereits psychische Vorerkrankungen bei den Jugendlichen vorhanden seien, so Lochner. "Immer wieder ist auch die Kinder- und Jugendhilfe bereits involviert", sagt der Experte. Die Gründe dafür seien nicht nur in den von Krisen geprägten vergangenen Jahren zu suchen. "Jugendliche haben zudem eine höhere Risikobereitschaft."

Anleitungen zum Drogennehmen

Das wird auch von Daniel Lichtenegger, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt, bestätigt. Er weist aber auch auf zahlreiche Baustellen hin. "Es gibt heutzutage YouTube-Kanäle, die zeigen, wie man am besten konsumiert oder Drogen herstellt. Das kann es nicht sein, da greife ich mir an den Kopf", sagt er.

Auch die Problematik rund um "Benzos" ist ihm bekannt. "Wenn ich sehe, was junge Menschen heutzutage für Medikamente verschrieben bekommen, halte ich das für sehr bedenklich", sagt Lichtenegger. Da seien auch Privatrezepte ein großes Thema. Er meint: "Speziell aufgrund der Mischintoxikationen wären hier Änderungen notwendig."

"Wenn ich sehe, was junge Menschen heutzutage für Medikamente verschrieben bekommen, halte ich das für sehr bedenklich", sagt Lichtenegger.  | Foto: Pixabay/jarmoluk
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In den Kriminalzahlen zeichnet sich diese Veränderung nicht sehr dramatisch ab. Die Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz gegen Jugendliche von 2021 auf 2022 sind nur geringfügig um 1,8 Prozent gestiegen. "Jedoch ist das Dunkelfeld sehr hoch, deswegen sind die reinen Anzeigezahlen mit Vorsicht zu genießen", so Lichtenegger.

Er weist auf rund 35.000 Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz, die 2022 österreichweit erstattet und an die Behörden der Länder übermittelt worden seien, hin. Er kritisiert: "Aber nur ein kleiner Bruchteil wurde überhaupt gesundheitlich begutachtet." Lichtenegger fordert: "Ich will, dass die Polizei im Bereich der Drogenthematik ernst genommen wird. Wir sind ja keine Marionetten."

Lichtenegger plädiert auch für eine Vereinfachung des Suchtmittelgesetzes. „Wir hätten etliche Vorschläge, die aber nur selten gehört werden“, sagt der Beamte. Ein Beispiel: eine bessere Vernetzung aller Player in der Drogenpolitik sowie ein koordinierter Abgleich von Datenbanken.

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Ewald Lochner, der Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, berichtet, dass eine neue Taskforce und auch Arbeitsgruppe eingerichtet wurde. | Foto: Wirlphoto/Barbara Wirl
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