Favourhoods: Neuer Wegweiser für Städtetouristen
Mit Favourhoods.com bringt der Wiener Stefan Bauer die weltweit erste Where-to-stay-Plattform auf den Markt. Denn: Oft ist es weniger die Ausstattung des Hotels, die einen Städtetrip ruinieren kann, sondern vielmehr das Viertel, in dem es liegt.
WIEN. Jeder Städtereisende kennt das Problem: Vorab starrt man auf Google-Maps und sieht: Nichts. Viele Straßen, Plätze, Viertel, alles ohne Zusammenhang. Einzelne Straßennamen und Orte, für die es erst später Bilder gibt. Doch gerade für ein Wochenende in einer neuen Stadt kann es entscheidend sein, wo man wohnt. Dennoch haben Touristen zuvorderst die Unterkunft im Blick: Dabei wird Wert darauf gelegt, wie das Hotel ist, aber weniger, wo es ist. Liesing oder Neubau, Währing oder Innere Stadt: Der Standort macht den gar nicht kleinen Unterschied für das perfekte Wochenende aus.
Stefan Bauer will das ändern. Er will Einblick in die Viertel der Stadt geben, um die Entscheidung leichter zu machen, wo man einchecken sollte. "Ich möchte wissen, wo ich wohnen will und nicht in welchem Hotel", sagt der 33-Jährige. "Derzeit gibt es kein Angebot, das diese Info zentriert anbietet." Sein Ziel: Städtebesucher sollen bessere Entscheidungen treffen können. Und zwar nicht nur anhand von einzelnen Bewertungen auf Tripadvisor, sondern mit Porträts von ganzen Stadtvierteln – zugeschnitten auf den Touristen. Seine Homepage nennt Bauer "Favourhoods" – abgeleitet von den englischen Wörtern "favourite" und "hood". Bevorzugte Viertel also, wobei es immer drei Auswahlmöglichkeiten gibt. "Je eines für unterschiedliche Reise-Typen", so Bauer. Die ausgewählten "Hoods" gibt es derzeit für vier Städte: Wien, Barcelona, Paris und Rom. Bangkok und Budapest sollen demnächst folgen.
Die besten Bezirke in Wien
Doch wo schickt Bauer die Besucher in Wien hin? "Hier führt kein Weg am 1. Bezirk vorbei", sagt der Unternehmer. Subtext: "Im Herzen der Stadt". Schließlich seien 80 Prozent aller Sehenswürdigkeiten in der Inneren Stadt angesiedelt. Alles ist in Gehdistanzen zu erreichen. Touristen würden also nicht unnötig Zeit verschwenden. Wohin sonst noch? Einerseits die Bezirke Mariahilf und Nebau, andererseits die Josefstadt und der Alsergrund. Ersteres weil jung, alternativ und mit weniger Touristen. Zweiteres weil etwas ruhiger und bürgerlicher. "Die beiden Bezirke sind sehr authentisch-wienerische Gegenden. Wer's lieber bürgerlich und ruhiger mag, ist hier richtig", ist auf www.favourhoods.com zu lesen. Dennoch zieht sich eine Überlegung wie ein roter Faden durch die Bezirksempfehlungen: Die kurzen Wege. Niemand wolle zuerst ewig lange mit der U-Bahn anreisen, um sich Sehenswürdigkeiten reinzuziehen, so Bauer.
Doch es gibt auch Hinweise auf Grätzel, wo man besser nicht abstiegen sollte. In Wien betrifft das laut Favourhoods etwa den Gürtel. Er sei stark befahren, nicht besonders schön und habe nach wie vor diesen Rotlicht-Touch. Ob Hotel Daniel und Belvedere diese Analyse unterschreiben würden, sei dahingestellt. Außerhalb des Gürtels sei es für den Touristen auch eher mühsam. Schönbrunn würde es dort geben, aber sonst? An dieser Stelle übersieht Stefan Bauer durchaus echte Schmankerl der Stadt – den Brunnenmarkt etwa, die Weinberge in Döbling oder das suburbane Flair von Liesing. Innerhalb des Gürtels gibt es auch Warnungen: Karlsplatz und Schwedenplatz etwa. Weniger, weil die Plätze gefährlich wären, sondern eher wegen der Unattraktivität.
Gut, Wien ist ein Heimspiel. Aber was macht den Wiener zum Experten für die anderen Städte? "In jenen, die derzeit online sind, habe ich selbst schon viel Zeit verbracht bzw. gelebt. Da kenne ich mich schon ein bisschen aus", sagt der Favourhoods-Chef. Bei anderen werde zuerst viel gelesen, dann Fragebögen an Locals und Expats geschickt. "Danach verbringe ich ein paar Tage dort und recherchiere selbst", so Bauer. So entstehen Text, Bilder, Videos und zuletzt praktische Tipps.
Ein echter Geheimtipp?
Im Brotberuf ist der studierte Kunsthistoriker selbständig – er führt eine Branding Agentur. Reisen, Fotografieren und Schreiben waren jedoch schon immer seine großen Leidenschaften. Mit Favourhoods will Bauer ein zweites Standbein aufbauen. Bleibt abschließend die Frage: Was ist sein Lieblingsort in Wien? Ein echter Geheimtipp? "Der Heiligenkreuzer-Hof in der Inneren Stadt. Man verlässt den Wahnsinn des 1. Bezirks durch eine Tür und ist plötzlich in einer anderen, stillen Welt", sagt Stefan Bauer. Dann schauen wir einmal auf Google-Maps....
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