Heimkehr nach 100 Jahren
Interpol-Generalversammlung in Wien eröffnet
Die 91. Interpol-Generalversammlung wurde am Dienstag in Wien eröffnet. Nach 100 Jahren Bestehen kehrt die internationale Organisation an den Ort ihrer Gründung zurück. Das Event ist angesichts der hunderten Delegierten eine Herausforderung für die Verantwortlichen.
WIEN. Ab sofort und bis 1. Dezember tagt im Austria Center Vienna die 91. Generalversammlung der Interpol. Es ist gleichzeitig auch ein großes Geburtstagsfest in der Heimat quasi. Vor 100 Jahren wurde die internationale Organisation in Wien gegründet.
Die bis zu 1.500 Delegierten aus 195 Mitgliedsstaaten sorgen auch für einen hohen Sicherheitsaufwand in und rund um das Geländer. Seit einem Jahr bereits plant das Bundeskriminalamt an den Vorkehrungen des "hochkomplexen Events", heißt es aus dem Innenministerium.
Rund 800 Beamtinnen und Beamte sorgen für die Sicherheit und den Service der Delegierten. "Um Österreich im Lichte der internationalen Aufmerksamkeit bestens zu repräsentieren, haben sich diese Bediensteten des Innenressorts freiwillig für diesen Großeinsatz gemeldet", verkündet man im Innenministerium stolz.
Der Gastgeber der Veranstaltung, Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamts, hieß die Mitglieder von Interpol am Eröffnungstag willkommen. Er versicherte: "Mein Team arbeitet seit vielen Monaten unermüdlich daran, dieses Event im Lichte der internationalen Aufmerksamkeit bestmöglich zu gestalten. Bei ihnen und den vielen hundert Freiwilligen, die sich dafür gemeldet haben, möchte ich mich für ihr Engagement und ihre unerschütterliche Kollegialität bedanken.“
Wurzeln in Wien
Aus dem Engagement der Wiener Polizei ging 1923 am Schottenring die Gründung der Interpol hervor. "Heute ist Österreich starker Partner im Kampf gegen die organisierte, transnationale Kriminalität. Das Bundeskriminalamt ist dabei der Dreh- und Angelpunkt der internationalen kriminalpolizeilichen Zusammenarbeit", so das Ministerium.
Zur Eröffnung kamen auch hochrangige Vertreter von Politik und Polizei. "Als Bundeskanzler ist es mir eine Ehre, Interpol zu seinem 100. Jubiläum hier in Wien, seiner Gründungsstadt, willkommen zu heißen", so Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). Er betonte: "Internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen Kriminalität ist in Zeiten wie diesen wichtiger denn je, da Verbrechen keine Grenzen kennen, sei es innerhalb Europas oder über Kontinente hinweg."
Es braucht "mehr Kooperation"
Für Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) geht es bei dem Event im Austria Center Vienna um weit mehr, als nur zu feiern: „Diese Generalversammlung ist eine Plattform zur Stärkung unserer Zusammenarbeit und für den gemeinsamen Kampf gegen die Kriminalität. Die Internetkriminalität, die brutale und menschenverachtende Schleppermafia, aber auch der online Missbrauch von Kindern stellen die Polizei weltweit vor riesige Herausforderungen.“
Lobende Worte für die Veranstalter fand im Gegenzug etwa auch der Präsident von Interpol und Leiter der Generalversammlung, Ahmed Naser al-Raisi. Für ihn ist klar: "Kein Land oder keine Region sollte im Kampf gegen die Kriminalität zurückgelassen werden. Es ist unsere Pflicht, Sie zu stärken, während wir einer sich ständig verändernden kriminellen Landschaft gegenüberstehen. Jedes Land hat eine Rolle zu spielen, und jeder Beitrag zählt." Der Generalsekräter von Interpol, Jürgen Stock, ergänzt, dass die bevorstehenden Probleme nur "durch mehr, nicht weniger Kooperation" bekämpft werden können.
1.400 Österreicher gesucht
Die Generalversammlung ist das oberste Leitungsorgan von Interpol und legt das Programm der Organisation und die Finanzpolitik für das kommende Jahr fest. Es werden spezifische Berichte über Umweltkriminalität, die Verhinderung der Verbreitung von sexuellem Missbrauch von Kindern und die Unterbindung der Finanzkriminalität vorgestellt.
Derzeit sind durch Österreich rund 1.400 Personen unter anderem zur Fahndung, Festnahme oder Aufenthaltsermittlung im System von Interpol ausgeschrieben. Erst vor kurzem ist ein Tatverdächtiger aufgrund einer INTERPOL "Red Notice", einer Festnahmeanordnung, in Thailand verhaftet und nach Österreich ausgeliefert worden.
Auch in der Bekämpfung von Online-Kindesmissbrauch wird laut Innenministerium deutlich, wie wichtig die internationale Kooperation ist. In einer weltweiten Operation ausgehend von Neuseeland konnten über 90.000 Online-Konten mit kinderpornografischem Material identifiziert und allein in Österreich 64 Tatverdächtige ausgeforscht werden. Interpol verfügt über 19 unterschiedliche Datenbanken, die Informationen zu unterschiedlichen Tatbeständen bzw. Tatverdächtigen liefern.
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