Signa-Chef im exklusiven bz-Interview
"KaDeWe" wird nur einen Meter höher als der alte Leiner

  • Im Büro auf der Freyung: Signa-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber im Gespräch mit Andrea Peetz, der stellvertretenden bz-Chefredakteurin.
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Wirbel um das geplante "KaDeWe" auf der Mariahilfer Straße: Was wird aus dem ehemaligen Leiner im 7. Bezirk? Christoph Stadlhuber, der Chef des Eigentümers Signa, im exklusiven bz-Interview.

WIEN/NEUBAU. Zu hoch, zu luxuriös, zu wenig grün? Diskussionen um das Mega-Projekt mit dem Arbeitstitel "KaDeWe" auf der Mariahilfer Straße gibt es viele. Im exklusiven bz-Interview steht Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer des Eigentümers Signa, Rede und Antwort. 

Shopping-Klotz, Luxusstempel, Glasmausoleum: Ihr Projekt hatte medial schon viele Namen. Wie würden Sie es nennen?
CHRISTOPH STADLHUBER: Vorweg: Kein einziger Architekturkritiker würde diese Begriffe in den Mund nehmen – wir haben ja einen sehr kleinteiligen Baustil. Aber da spielt wohl der Neid mit. Wir haben bisher ausschließlich positive Resonanzen, auch aus der Bevölkerung. Die Wienerinnen und Wiener erwarten sich etwas davon.

Was dürfen sie sich erwarten?
Ein Premium-Warenhaus – so bekommt die Mariahilfer Straße wieder die Strahlkraft, die sie als europäischer Boulevard verdient.

Was bedeutet das konkret?
Wir teilen das langgezogene Gebäude mit einer Acht-Meter-Passage in ein Warenhaus und ein Hotel. Das war früher auch so, erst 1990 ist das zugebaut worden. So stellen wir das her, was mal war.

Sie sagen explizit Warenhaus. Was unterscheidet das von einem Shopping Center?
Was kein Shopping Center schafft: Wir bespielen sieben Geschoße. In einem Shopping Center wird man außerdem von Mitarbeitern der Geschäfte bedient. Im Warenhaus arbeiten Menschen, die dort angestellt sind, denen Beratung ein Herzensanliegen ist. Wir haben mehr als 600 Angestellte, mit dem Hotel generieren wir so insgesamt mehr als 800 Jobs. Weiterer Vorteil: Wir sind auch bei Trends in Sachen Warenangebot flexibler als ein Shopping Center. 

Wie sieht dieses Angebot aus?
Sie bekommen bei uns alles für den täglichen Bedarf: Socken, Unterwäsche, Kleidung, Geschirr, alles fürs Wohnen bis auf große Möbel. Das Luxus-Segment macht vielleicht zehn Prozent aus. Im Untergeschoß eröffnet ein klassischer Supermarkt. Für die Jungen gibt's mal ein DJ-Set am Wochenende, außerdem setzen wir auf Pop-Up-Shops für junge, lokale Designer.

  • Die "historische Fassade" des ehemaligen Leiner-Gebäudes bleibt für das neue "KaDeWe" erhalten.
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Können Sie bereits Details zum Hotel nennen?
Es wird ein Lifestyle-Hotel mit 150 Zimmern, betrieben von einer internationalen Brand, die es derzeit nur einmal in Europa gibt. Gastro wird ein Schwerpunkt – viele Hotels bieten oft ja nur mehr Frühstück an. Im Erdgeschoß gibt's ein typisches Wiener Kaffeehaus, ein für alle öffentliches Restaurant im obersten Stock auf der Dachterrasse.

Apropos Dachterrasse: Was spielt sich dort ab?
Wir haben Gastronomie auf rund 700 Quadratmetern, mit 1.000 Quadratmetern ist der größte Teil aber ein öffentlicher Park. Geplant sind elf sechs Meter hohe Bäume, Trinkwasserstellen, Sprühstehlen, ein Pavillon, Sitzflächen – täglich offen so lange wie alle anderen Wiener Parks.

Wird der Park konsumfrei?
Ja, da gibt's auch keine exklusive Vermietung etwa für Hochzeiten. Es ist auch absoluter Blödsinn, dass die konsumfreie Zone im Nachhinein reinreklamentiert wurde. Das war eine fixe Vorgabe im Architekturwettbewerb.

Bleiben wir in luftiger Höhe: Wie hoch wird das Gebäude?
Um es kurz zu machen: Der Neubau kriegt kein Geschoß mehr als jetzt. Es gab auch keine Umwidmungen. Fakt ist, dass wir bei der Liegenschaft zwei Bauklassen haben: vorne Bauklasse 5 mit 26 Metern, hinten Bauklasse 4 mit 21 Metern. Der Hotel-Teil ist also deutlich niedriger.

  • Das langgezogene Gebäude wird durch eine acht Meter-Passage in ein Warenhaus (vorne) und ein Hotel geteilt.
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Ist das neue Projekt höher als der ehemalige Leiner?
Vergleicht man den höchsten Punkt – nicht die durchgängige Höhe – des alten Baus mit dem höchsten Punkt des neuen, ist es jetzt ein knapper Meter mehr.

Sie betonen in Ihrer Projektbeschreibung die Nachhaltigkeit des Objekts. Was genau verstehen Sie darunter?
Alle Dächer werden begrünt, insgesamt sind das 3.000 Quadratmeter. Wir sind an die Fernwärme und Fernkälte angeschlossen und haben mehr als 250 Module für Photovoltaik – insgesamt fast 500 Quadratmeter. Durch die neuen Bäume soll die gefühlte Temperatur rundherum – laut aktuellen Studien – künftig um bis zu acht Grad weniger sein.

Wie lange wird die Baustelle dauern?
Die fürs Grätzel belastendste Phase, der Abriss, ist jetzt und dauert bis Anfang Oktober. Anfang 2023 soll der Rohbau fertig sein, eröffnen wollen wir im Herbst 2024. Die Verkehrslogistik ist abgestimmt: Die Lkw fahren immer über Karl-Schweighofer-Gasse zur Baustelle zu und ab, nur in Ausnahmefällen – etwa um Bagger und Kräne in den nächsten Wochen anzuliefern – geht's über die Mariahilfer Straße. Als Ansprechpartnerin vor Ort haben wir eine eigene Ombudsfrau.

Welche Auswirkungen hat der Bau auf das Grätzel rundherum?
Wir ziehen die Gestaltung der Mariahilfer Straße bis in die Karl-Schweighofer-Gasse, da kommt der gleiche Belag wie in der Begegnungszone hin. Außerdem werden noch drei hohe Bäume gesetzt und 50 Abstellanlagen für Räder entstehen dort.

Kommt die geplante Verbindung zum Museumsquartier?
Das ist leider nicht möglich. Die vier Bäume, die man für den Tunnel ausheben müsste, hätten das nicht überlebt. Eine andere Option für eine Verbindung gibt es nicht.

Wann wird der offizielle Name verraten?
Fix ist, dass das Haus nicht "KaDeWe" heißen wird – der Name ist schon besetzt. Im Sommer werden wir damit rausgehen – es wird aber ein Name, der stark mit Wien verbunden ist.

  • Im Büro auf der Freyung: Signa-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber im Gespräch mit Andrea Peetz, der stellvertretenden bz-Chefredakteurin.
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  • Die "historische Fassade" des ehemaligen Leiner-Gebäudes bleibt für das neue "KaDeWe" erhalten.
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  • Das langgezogene Gebäude wird durch eine acht Meter-Passage in ein Warenhaus (vorne) und ein Hotel geteilt.
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  • Auf der Dachterrasse des "KaDeWe" gibt es Platz für Gastronomie sowie einen 1.000 Quadratmeter großen öffentlichen und konsumfreien Park.
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  • Im Erdgeschoß des "KaDeWe" soll ein typisches Wiener Kaffeehaus eröffnen.
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