K.O.-Tropfen-Awareness
Tausende "Strafzettel" sorgen für Verwirrung in Wien

- Zu Tausenden verteilt: Ein Nutzer der Social-Media-Plattform Reddit postete ein Foto einer Organschutzverfügung, die auf den ersten Blick den Zetteln der Parkraumüberwachung ähnelt.
- Foto: Screenshot External_Ad7123/Reddit
- hochgeladen von Kevin Gleichweit
Mehrere Tausend Zettel, die auf den ersten Blick üblichen Strafzetteln ähneln, fanden sich zuletzt unter anderem auf Windschutzscheiben von Fahrzeugen in Wien. Dahinter steckt eine Promo-Aktion eines Unternehmens, das sich auf Testkits zum Nachweis von K.O.-Tropfen spezialisiert hat. Während die Geschäftsführer den Hintergrund der Aktion erklären, zeigt sich die Stadt Wien wenig begeistert.
WIEN. Eine kuriose Promo-Aktion sorgt aktuell für Verwirrung in der Hauptstadt. So sind in mehreren Bezirken über Nacht Zettel an Windschutzscheiben vieler Fahrzeuge angebracht worden. Einen solchen postete ein Nutzer auf der Social-Media-Plattform Reddit. Zu sehen ist eine "Organschutzverfügung" der "Nachtschutzbehörde der Stadt Wien" - so steht es zumindest auf dem Zettel.

- Eine Promo-Aktion der besonderen Art.
- Foto: Screenshot External_Ad7123/Reddit
- hochgeladen von Kevin Gleichweit
Das Stück Papier informiert über K. O.-Tropfen und deren Gefahren. Gleichzeitig wirbt man für Produkte, die das Nachtleben sicherer gestalten sollen, etwa Teststreifen für solche Tropfen. Es wird weiters beschrieben, dass man beim Kauf im Online-Shop des Unternehmens im Wert von 39 Euro mit einem Gutscheincode 26 Euro sparen kann.
In den Kommentaren des Postings hagelt es einiges an Kritik. Von "Victim Blaming" (z. D. Täter-Opfer-Umkehr oder Opferbeschuldigung), über Abzocke bis hin zu Amtsanmaßung sehen viele Nutzerinnen und Nutzer viele Probleme. Doch nicht nur in den Kommentaren äußern sich Personen zu der Aktion. Auch die Stadt Wien ist auf die Aktion aufmerksam geworden.
Laut MA67 "rechtlich unzulässig"
Ein Sprecher der Magistratsabteilung (MA) 67 - Parkraumüberwachung, erklärt gegenüber MeinBezirk, dass die Werbeaktion in keinerlei Zusammenhang und ohne Absprache mit Stadt sowie MA67 erfolgte. Es sei, aus Sicht der MA, "rechtlich unzulässig, im Rahmen von Werbung auf amtliche Formate oder das Erscheinungsbild amtlicher Schriftstücke Bezug zu nehmen".
Nach Bekanntwerden hätte man umgehend die notwendigen Schritte eingeleitet und mit dem Geschäftsführer des Unternehmens Kontakt aufgenommen. Dieser sei "zur Unterlassung der Verbreitung der Schriftstücke aufgefordert" worden.
Produkt mit Hintergrund
Im Gespräch mit MeinBezirk erklärt Johannes Michael Franner, einer der Geschäftsführer von "Night-Saver" den Hintergrund der Aktion sowie der Firma (mehr zum Unternehmen findest du unten). So würden er und sein Geschäftspartner sich seit rund drei Jahren mit dem Thema K.O.-Tropfen beschäftigen. Grund hierfür sei eine Vergiftung durch solche Tropfen im familiären Umfeld eines der Firmenchefs, wie Franner erklärt. Nach dreijähriger Forschung hätte man Mitte April offiziell mit "Night-Saver" starten können. So würde man unter anderem Produkte anbieten, mit denen man einfach etwaige Flüssigkeiten auf solchen Tropfen untersuchen könne.
Da man über kein großes Werbebudget verfüge, hätte man sich für eine "kreative" Promo-Aktion entschieden. Vorwürfe in sozialen Medien, dass die Werbung geschmacklos sei oder das Thema verharmlosen würde, könne man nachvollziehen. Es würde einen schmalen Grat zwischen "nicht in Ordnung", "too much" oder "ist für einen guten Zweck" geben. Man wolle mit den rund 5.000 Zetteln im 1., 2., 3., 8., und 9. Bezirk niemandem auf den Fuß treten. Es gehe hier laut dem Unternehmer lediglich darum, Aufmerksamkeit zu schaffen – und dass es ab sofort solche Testprodukte gibt.

- Die Stadt reagierte bereits auf die laut ihr "rechtlich unzulässigen" Zettel. (Symbolfoto)
- Foto: Kretzschmar
- hochgeladen von Verena Kretzschmar
Laut eigener Aussage wäre man das einzige Unternehmen mit Teststreifen, die auf die beiden meist-verwendeten Stoffe - GHB und GBL - testen würden. Alle anderen vergleichbaren Produkte würden nur einen der Stoffe nachweisen. Es biete daher zwar keine 100-prozentige, aber mehr Sicherheit als ähnliche am Markt verfügbaren Produkte.
Auf Nachfrage bestätigt Franner auch, dass man mit der Stadt Wien in Kontakt stehe. So hätte man die Aufforderung erhalten, solche Aktionen zu unterlassen. Dem würde man nachkommen, erklärt er. Die Behörden hätten weiters mehrere Anrufe von Wienerinnen und Wienern erhalten, ob es sich hier um eine Kooperation handle oder ob die Stadt hier beteiligt sei. Dies sei jedoch nicht der Fall. Jedoch erklärt er ebenso, dass man anfangs gedacht hätte, dass die Aktion als sinnvoll eingestuft bzw. begrüßt werden würde oder eine Zusammenarbeit in der Thematik möglich wäre, dem sei aber nicht so. Franner betont zusätzlich, dass auf keinen Fall das Ziel war, der Stadt durch die Promo-Aktion einen zusätzlichen Verwaltungsaufwand zu schaffen.
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