Wiener Frauenhäuser
Wenn Gewalt nach Hause kommt

- Martina Ludwig-Faymann Chefin der Wiener Frauenhäser.
- Foto: Henisch
- hochgeladen von Karl Pufler
Was tun, wenn das eigene Zuhause nicht mehr Sicherheit für Frau und Kind bietet. Martina Ludwig-Faymann, Chefin der Wiener Frauenhäuser, im Interview.
WIEN. Vor 41 Jahren wurde das erste Frauenhaus in Wien eröffnet. Was sich seitdem verändert hat: Unheimlich viel und erschreckend wenig. Zum Positiven: "In den jüngsten zwei Jahrzehnten hat sich unser Angebot in Wien mehr als verdoppelt", weiß Martina Ludwig-Faymann, Chefin der Wiener Frauenhäuser. Inzwischen gibt es vier solcher Schutzzonen für Frauen, die von häuslicher Gewalt bedroht sind. Ein fünftes wird gerade errichtet.
Und das ist auch schon das Negative: Gewalt gegen Frauen scheint heute genauso gegenwärtig wie vor Jahr und Tag. Immerhin wurde das Thema thematisiert, was vor Jahrzehnten nicht der Fall war.
Schutz für Opfer
"Mit dem Wegweiserecht und der Betretungsverbot waren wir 1997 europaweit Vorreiter", weiß die Favoritner Landtagsabgeordnete Ludwig-Faymann. Dieses Gesetz ermöglicht es der Polizei einem Mann, der seiner Frau Gewalt antut aus der Wohnung zu verweisen und seine Rückkehr auf bestimmte Zeit zu untersagen.
2.222 Mal wurde im Vorjahr das Wegweiserecht angewandt. Inzwischen wurden die Möglichkeiten erweitert und Gewalttäter dürfen sich der Frau in bestimmten Fällen auch nicht außerhalb der Wohnung nähern. "Seit Jahren sind auch Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser, Expertinnen in Sachen Gewalt gegen Frauen, bei der Polizeiausbildung tätig", so Ludwig-Faymann. Das hilft den Polizisten später bei ihren Einsätzen, sie können Situationen dadurch besser einschätzen.
Experteninfo gefordert
Ein Problem, das die Chefin der Frauenhäuser Wien sieht, ist die Tatsache, dass es bei Anklagen wegen häuslicher Gewalt zu wenig Verurteilungen kommt. Sie fordert, dass bei der Ausbildung von Richtern und Staatsanwälten auch Expertinnen zum Thema Gewalt gegen Frauen zu Wort kommen. "Sie werden heute nicht geschult zu erkennen, wie sich Opfer häuslicher Gewalt verhalten", so Ludwig-Faymann.
Anti-Aggressions-Schulung
Weiters fordert sie eine verpflichtende Täterarbeit. Das heißt, dass Männer, die Gewalt gegen Frauen angewandt haben, ein Anti-Aggressions-Seminar absolvieren müssen. "Dieses Thema ist ganz besonders wichtig, um Wiederholungstaten zu minimieren", so Ludwig-Faymann.
Noch ist es wichtig, dass es Frauenhäuser gibt, wo sich Frauen und ihre Kinder vor den Gewalttätern in den eigenen vier Wänden sicher fühlen können. Im Vorjahr wohnten insgesamt 647 Frauen und 609 Kinder in den Wiener Frauenhäusern.
Die Frauen bleiben bis zu einem Jahr, bevor sie wieder Fuß im Leben außerhalb fassen. "Mehr als die Hälfte bleiben zwischen 15 Tagen und sechs Monaten", so Ludwig-Faymann. Viele kehren in den ersten 14 Tagen wieder zurück, aber diese Frauen kommen in den meisten Fällen wieder, weil sie wieder in die Gewaltspirale geraten sind. Weitere Infos gibt’s hier.
Zur Sache
Wer Hilfe und Beratung benötigt, kann sich unter 01-512 38 39 oder verein@frauenhaeuser-wien.at kostenlos und anonym informieren. Mehr dazu unter www.frauenhaeuser-wien.at
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