Massiver Ausbau
Wien kündigt Großinvestitionen für Wasserversorgung an
Wien baut seine Wasserversorgung beträchtlich aus. Die Details zu den Maßnahmen wurden am Dienstag am Wasserbehälter Schafberg I präsentiert. Damit will man sich gegen die Auswirkungen der Klimakrise und Bevölkerungszuwachs rüsten. 100 Millionen Euro pro Jahr will die Bundeshauptstadt in das Großprojekt investieren.
WIEN. Die Wiener Wasserversorgung soll in den kommenden Jahren in beträchtlichem Maße ausgeweitet werden – das wurde bereits bei der Klubtagung der SPÖ Wien vor einer Woche angekündigt. Weitere Details gaben Bürgermeister Michael Ludwig gemeinsam mit Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (beide SPÖ) und Wiener Wasser-Chef Paul Hellmeier am Dienstag, 21. März, bei einer Pressekonferenz an.
Diese fand passenderweise am Wasserbehälter Schafberg I statt, der aktuell um das Dreifache seiner Ursprungskapazitäten ausgebaut wird und Teil des Wiener Megaprojekts ist. Auch ist das Datum nicht zufälligerweise gewählt, denn gleich am nächsten Tag wird der Weltwassertag begangen. Außerdem feiert der städtische Versorger Wiener Wasser heuer selbst ein rundes Jubiläum. Vor 150 Jahren floss das Wasser erstmals über die I. Wiener Hochquellenleitung von den Alpen in die Stadt – Feierlichkeiten dazu soll es das ganze Jahr über geben.
Klimakrise und steigende Bevölkerungszahl
Zwei ausschlaggebende Gründe für die millionenschweren Investitionspläne nennt der Klimastadtrat: die aktuelle Klimakrise, die sich auch mittlerweile auf Wien auswirkt. So ist die gesamte Ostregion immer häufiger von Trockenperioden und Wasserknappheit betroffen. Die Wintersaison 2022/23 etwa war laut Meteorologen bereits der zwölfte Winter in Folge, der zu warm ausfiel. Auch prognostizierten diese erst vor Kurzem einen drohenden Rekordsommer für 2023.
Der zweite Grund ist der steigende Bevölkerungszahl in Wien. Prognosen zufolge werden im Jahr 2050 2,2 Millionen Menschen in der Bundeshauptstadt leben. Der Populationszuwachs gehe auch mit einem erheblichen Anstiegs des Wasserverbrauchs einher. Aktuell verbrauchen die Wienerinnen und Wiener durchschnittlich (mit Schwankungen) 400 Millionen Liter pro Tag. 27 Jahre später soll der Bedarf schon bei 450 Millionen Liter täglich liegen.
Das Großprojekt ziehe laut Czernohorszky "massive Investitionen" nach sich und soll der Stadt rund 100 Millionen Euro pro Jahr kosten. "Damit können wir sicherstellen, dass in Zukunft auch alle 2,2 Millionen Wienerinnen und Wiener in absoluter Sicherheit das beste Wasser der Welt genießen", so der Klimastadtrat.
Im Wesentlichen besteht das Wiener Wasser-Programm aus drei Zielen. "Zum einen erhöhen wir die Wasserkapazität, das nach Wien kommt. Zum anderen erhöhen wir die Speicherkapazitäten massiv – von aktuell einer Milliarde auf rund zwei Milliarden Liter", erläutert Czernohorszky der BezirksZeitung die Zielsetzungen des Projekts. Außerdem soll auch die Wiener Wasser-Infrastruktur ausgebaut bzw. verbessert werden.
Versorgung langfristig sichern
So sei die Wasserverteilung laut Wiener Wasser-Chef Hellmeier u. a. im Süden Wiens (etwa der Stadtteil Rothneusiedl) sowie diversen Bahnarealen verbesserungswürdig. Auch der Ausbau der Transportkapazitäten steht am Fahrplan. "So wie vor 150 Jahren vorausschauend gehandelt wurde, handeln wir auch jetzt mit Voraussicht und treffen die nötigen Maßnahmen, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen", so Bürgermeister Ludwig.
Die anstehenden Großprojekte im Detail
- Wasserbehälter – Erhöhung des Speichervolumens um mehr als 400 Millionen Liter: In 31 Wasserbehältern (29 davon in Wien) werden derzeit rund 1,6 Milliarden Liter Wasser gespeichert. Um die Speicherkapazität zu erhöhen, werden die Wasserbehälter saniert und ausgebaut. Neben dem Wasserbehälter Schafberg I gibt es ab 2024 ein weiteres Megaprojekt: Der Bau eines zusätzlichen Wasserbehälters in Neusiedl am Steinfeld in Niederösterreich. Dort steht schon jetzt einer der größten Behälter Europas. Bis 2036 will man dort die Kapazitäten auf rund eine Milliarde Liter aufstocken.
- Vorsorge und Sicherheit: Wasserwerk Donauinsel wird erweitert und Hochquellen ausgebaut. Besonders für längere Hitze- und Dürreperioden, Tage mit absoluten Spitzenverbräuchen oder längere Wartungsarbeiten an den Hochquellenleitungen muss im Sinne des vorausschauenden Handelns Vorsorge getroffen werden. Das Grundwasser wird dort nach dem neuesten Stand der Technik aufbereitet. Mit Hilfe dieses Standorts können bis zu 22 Prozent des durchschnittlichen Tagesbedarfes gedeckt werden.
- Trinkwasser-Transportleitungen werden saniert und erweitert: Das Quellwasser wird mittels überregionaler Transportleitungen auf das gesamte Stadtgebiet verteilt. Um Stadtentwicklungsgebiete mit Hochquellwasser versorgen zu können, müssen Leitungen früh genug geplant und verlegt werden. Die 3. Hauptleitung (Wasserbehälter Lainz bis Wasserbehälter Döbling) ergänzt künftig das Transportrohrnetz im Norden, die 4. Hauptleitung (Wasserbehälter Rosenhügel bis Wasserbehälter Wienerberg) im Süden der Stadt, da dieser Teil der Stadt besonders rasch wächst. Eine wichtige Maßnahme ist kurz vor der Fertigstellung: Die weitere Wasserleitung in der Floridsdorfer Brücke bringt künftig noch mehr Hochquellwasser über die Donau. Zusätzlich werden jährlich ca. 30 Kilometer der Rohrleitungen in Wien erneuert.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.