Online-Nachhilfe
Wiener Schüler soll sexuell belästigt worden sein
Ein Online-Tutor soll während der Nachhilfe wochenlang einen 15-Jährigen unter Druck gesetzt haben, ihm von sich selbst aufgenommene Nacktfotos zu schicken. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt.
WIEN. Ein Bub aus Wien erlitt einen heftigen Leistungsabfall in der Schule. Bei ihm entwickelten sich Angstzustände und Aggressionen, er nahm extrem ab, hatte Suizid-Gedanken und bekam Schlafstörungen. Seine Eltern dachten, dass sein Verhalten eine Folge von der Pandemie und dem Lockdown ist. Doch als sich der 15-Jährige einem Cousin anvertraute, stellte sich heraus: Er soll von einem Mann sexuell belästigt worden sein.
Dies soll Ende des vergangenen Jahres passiert sein. Die Eltern des Schülers wollten einige Monate zuvor ihren Sohn während eines der Lockdowns mit Nachhilfe unterstützen. Deshalb wählten sie die bekannte Online-Nachhilfe des Start-ups GoStudent, berichtet die "Kronen Zeitung". Während des Online-Unterrichts soll ein 31-jähriger Tutor dem Schüler Bilder und pornografische Videos geschickt haben. Doch das soll nicht alles gewesen sein: Der Tutor soll den Schüler unter Druck gesetzt haben, dass der Bub von sich selbst aufgenommene Nacktfotos schickt. Falls er die Fotos nicht geschickt habe, soll ihm gedroht worden sein, keine weitere Hilfestellung in Form von Online-Nachhilfe zu bekommen.
Der mutmaßliche sexuelle Missbrauch soll wochenlang gedauert haben. Der Anwalt der Familie, Norbert Wess, zeigte den Skandal nun an und geht davon aus, dass der Bub kein Einzelfall sei. Die Vorwürfe könne man mithilfe von Chatprotokollen belegen, in denen der Austausch zwischen Lehrer und Schüler festgehalten worden sei. Das sagte Wess dem "ORF".
Staatsanwaltschaft Wien ermittelt
Die Staatsanwaltschaft Wien hat Ermittlungen wegen Verdacht des Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses und der Forderung pornografischer Inhalte von Minderjährigen eingeleitet. Staatsanwältin Nina Bussek sagte zur "APA", die Ermittlung richtet sich gegen einen Lehrenden in einem Fall. Ihr persönlich seien weitere Opfer oder ähnliche Fälle aus der letzten Zeit nicht bekannt.
Eine GoStudent-Sprecherin teilte dem "ORF" mit, dass die Angelegenheit sehr ernst genommen werde:
Jede Unterrichtseinheit soll für die Schüler und Schülerinnen ein sicherer Ort zum Lernen und für die Tutorinnen und Tutoren ein sicherer Ort zum Unterrichten sein. Als wir im Jänner 2022 zum ersten Mal durch den Cousin des Schülers auf den Fall aufmerksam gewacht wurden, haben wir die Eltern des Schülers kontaktiert, um sie zu informieren.
Der Tutor wurde "von der Plattform entfernt" und weitere Vorfälle sind nicht bekannt. "Wir haben unsere volle Unterstützung angeboten, die Behörden zu informieren und eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft zu senden", so die Sprecherin.
Die Nachhilfe-Plattform GoStudent ist zuletzt zu Europas wertvollstem Bildungs-Start-Up aufgestiegen und expandiert stark. Zuletzt übten jedoch Lehrerinnen und Lehrer, Tutorinnen und Tutoren sowie Nutzerinnen und Nutzer Kritik wegen dem Expansionskurs. Der Deutsche Lehrerverband warfen dem Unternehmen Qualitätsprobleme vor.
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