24. Mai 2016: Norbert Hofer würde wohl auch per SMS Schluss machen

- Christoph Schwarz ist Chefredakteur der bz - Wiener Bezirkszeitung.
- hochgeladen von Christoph Schwarz
Ich mag Facebook. Ja, wirklich. Twitter auch. Instagram verstehe ich zwar nicht, aber es ist sicher auch gut. Allerdings nicht für alles. Es gibt Lebenssituationen, in denen die Benutzung der genannten Online-Plattformen vielleicht etwas - wie nennen wir es? - deplatziert ist. Etwa, wenn man mit der Freundin Schluss machen will. (Per SMS gehöre sich das nicht, haben wir früher einmal gelernt. Diese Regel lässt sich auf Whatsapp, Facebook und Twitter sicherlich umlegen.)
Oder etwa, wenn man das Ergebnis einer Nebensächlichkeit wie der - sagen wir - Bundespräsidentenwahl verkünden will. Vor allem, wenn man einer der beiden Kandidaten ist.
Genau das hat FPÖ-Kandidat Norbert Hofer nämlich gemacht. Er hat in einem Posting auf Facebook zu einem Zeitpunkt seine Niederlage verkündet, als man im Innenministerium noch darauf wartete, dass die letzten Briefwahlstimmen ausgezählt waren.
Das tut man einfach nicht. Ganz egal, ob man das Ergebnis bereits kennt oder nicht. Es zeugt nämlich gar nicht so sehr von besonderer Aktualität oder Online-Affinität. Sondern vor allem von schlechtem Stil.
Und schon gar nicht tut man all das, ohne vorab die blauen Parteikameraden zu informieren. Die erfuhren von dem Hofer-Posting offenbar nämlich erst, als sie ein ORF-Reporter vor laufender Kamera damit konfrontierte. Eigentlich wollten die betroffenen FPÖ-Funktionäre - bewaffnet mit obligatorischen "Danke"-Schildern - nur den optischen Kulissen-Aufputz für die Berichterstattung bilden. (Ihre Gesichtsausdrücke können Sie sich ausmalen.)
Es bleibt leider zu befürchten, dass das Hofer-Posting niemanden sonderlich stört. In einem Land, in dem der Vizekanzler dem künftigen Bundespräsidenten per Twitter gratuliert und der Außenminister seine Willkommensbotschaft an das Staatsoberhaupt als Video auf Facebook hochlädt, scheint derartiges salonfähig zu sein. Wahrscheinlich wird Alexander Van der Bellen seinen Amtseid den Mitgliedern der Bundesversammlung einfach per Snapchat schicken.
"Bürgernähe" nennt man das wohl. Es ist aber keine echte Nähe, sondern nur eine vorgetäuschte. Echte Bürgernähe hat nämlich etwas mit Inhalten zu tun. Auch mit der Würde des Präsidentenamtes geht das alles nicht zusammen. Auch nicht im Jahr 2016.
Eines noch: Wenn unseren Kindern künftig das Feingefühl für gute Umgangsformen fehlen, dürfen wir uns nicht wundern. Sie dürfen mich nun gerne konservativ nennen. Ich nehme es - ausnahmsweise - als Lob.
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