Dietmar Griebler
Der neue Wiener Magistratsdirektor im Exklusiv-Interview
Der neue Magistratsdirektor und Landesamtsdirektor von Wien, Dietmar Griebler, im ersten großen Interview mit der BezirkZeitung.
WIEN. Dietmar Griebler ist der zweitmächtigste Mann im Rathaus. Er ist Chef über 56 Magistratsabteilungen und rund 67.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Wie darf man sich den Arbeitsalltag als Magistratsdirektor vorstellen?
DIETMAR GRIEBLER: Grundsätzlich ist mein Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich. Es hängt davon ab, ob es eine Organsitzung – also Stadtsenat, Gemeinderat oder auch Sitzungen mit Politikerinnen und Politikern – gibt. Dann gibt es Gespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Besuche in Dienststellen oder auch internationale Delegationen, die kommen, um sich die Verwaltung anzusehen. Sehr vieles ist auch sehr unvorhergesehen – das hängt von den tagespolitischen Entwicklungen ab.
Die Dimension der Magistratsabteilungen ist enorm. Manchmal hagelt es Kritik, man müsse den „aufgeblasenen Apparat“ straffen, um Geld zu sparen. Ist das so?
Man kann leicht kritisieren, es ist ein großer Apparat, aber wir bieten ja auch sehr viele Dienstleistungen. Schauen wir uns doch an, worum es geht und wie sich die Verwaltung entwickelt hat. Weg von Formularen und Stempeln hin zu digitalen Dienstleistungen. Damit gibt es aber auch eine neue sehr kundenintensive Entwicklung: Die Bevölkerung hat die Möglichkeit 24/7 an die Verwaltung Anfragen zu richten und Anträge zu stellen. Ich kann mich erinnern, wie ich meinen Pass noch in einem Polizeikommissariat abholen musste. Dort habe ich eine Nummer gezogen und musste lange warten. Seitdem der Magistrat dafür zuständig ist, geht das mit einer Terminvereinbarung. Sie wissen ganz genau, wann Sie drankommen und der Pass ist in relativ kurzer Zeit ausgestellt und wird auch zugestellt.
Sind wir vielleicht ein bisschen zu verwöhnt, weil in Wien vieles gut funktioniert?
Wir "raunzen" auf sehr hohem Niveau. Wenn wir ins Ausland fahren und sehen, wie dort Dinge funktionieren oder eben auch nicht, dann stellt man daheim in Wien fest, dass eigentlich vieles sehr gut funktioniert – zumindest geht es mir so. Aber überall ist immer noch eine Verbesserung möglich. Es gilt, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen.
Welches Thema werden Sie als Erstes angehen?
Wie schaffen wir es trotz der Teuerungswelle, dass alles leistbar bleibt, dass die Wasser- und Stromversorgung funktioniert? Das sind alles Herausforderungen und zeigt eigentlich, dass die Stadt in Wirklichkeit ein gut ausgerichteter Daseins-Vorsorgekonzern ist. Das geht uns alle an und wir sind bemüht, uns jetzt so aufzustellen, dass wir mit all diesen Herausforderungen gleichzeitig umgehen können.
Raus aus Gas...
Raus aus Gas – das klingt so unspektakulär, ist es aber nicht. Das heißt, welche Voraussetzungen können geschaffen werden, um eben 600.000 fossile Heizsysteme von Wohnungen in Wien auszutauschen . Das ist auch eine unglaubliche soziale Frage. Natürlich muss es da auch entsprechende Förderangebote des Bundes geben. Dann geht es darum, wie in den einzelnen Häusern neue Heizanlagen geschaffen werden können und wie das alles mit den Stadtwerken umzusetzen ist.
Wie sieht es mit den Öffis aus?
Es ist gut, dass die Europäische Union vorschreibt, dass E-Busse angeschafft werden müssen. Aber dafür müssen neue Remisen gebaut werden, es müssen laufend neue Straßenbahnen angeschafft werden und und und. Das sind alles Fragestellungen und Voraussetzungen, die zeigen, wie weit wir Zukunft antizipieren aber auch wie weit wir schon von der klassischen Verwaltung weg sind. Und wie sehr es darum geht, dass wir die Rahmenbedingungen und das Miteinander für alle hier in Wien gewährleisten können.
Wie sind die Magistratsabteilungen auf einen möglichen Gas-Stopp vorbereitet?
Ganz grundsätzlich: Gas- und Energielenkungsthemen sind ausschließlich Bundesangelegenheit. Jetzt haben wir gehört, dass es von Bundesseite derzeit keine Alarmsituation gibt. Das ist einmal zur Kenntnis zu nehmen. In Zeiten von Krisen haben wir aber auch gelernt, es kann jederzeit anders sein - darauf möchten wir allerdings vorbereitet sein. Aktuell werden – insbesondere seitens der Wiener Stadtwerke – Pläne erarbeitet, die dann in engster Abstimmung mit der E-Control im Herbst umgesetzt werden können. Damit die Industrie und alle Bürgerinnen und Bürger wissen, so gehen wir als Stadt konkret vor.
Zur Person Dietmar Griebler:
Dietmar Griebler hat Rechtswissenschaften studiert. Gleich nach seinem Gerichtsjahr hat er bei der Stadt Wien in der MBA 10 angefangen. Nach einer Station bei der MA 63 – Gewerbeangelegenheiten wechselte er 1997 in die damalige MA 4 – Allgemeine Finanz- und Wirtschaftsangelegenheiten, von wo er 2001 in die MA 5 – Finanzwesen wechselte. 2006 übernahm er die Leitung der Präsidialabteilung des Bürgermeisters und 2008 zusätzlich die Funktion des Bereichsleiters für Dezentralisierung der Verwaltung der Stadt Wien. Seit Jänner 2013 leitete Dietmar Griebler die MA 5 – Finanzwesen, seit Juni 2013 auch als Finanzdirektor der Stadt Wien. Mit 1. Juli ist Griebler Magistratsdirektor und Landesamtsdirektor von Wien.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.