Mein Wien-Apartment klagt an
Die Strompreisbremse gilt nicht für alle
Nur wer einen eigenen Stromzähler hat, profitiert von der Strompreisbremse – für Bedürftige ein Problem.
WIEN. Mit der Strompreisbremse der Regierung wird der Strompreis für alle Haushalte bis zu einer Marke von etwa 2.900 kWh auf 10 Cent pro kWh gedeckelt. Für darüber hinausgehenden Verbrauch sollen marktübliche Preise bezahlt werden. Dafür wird jedoch ein eigener Vertrag zwischen der jeweiligen Privatperson und dem Versorgungsunternehmen benötigt.
Damit schauen Menschen, die beispielsweise in Notunterkünften wie den Mein Wien-Apartments leben, durch die Finger. Mein Wien-Apartment hilft als Fonds für temporäres Wohnen in Wien Menschen in prekären Wohnsituationen, sofern diese nicht verschuldet sind oder ihre Lage grob fahrlässig herbeigeführt wurde. Aktuell leben rund 4.700 Personen in solchen Apartments.
Ein Stromzähler für alle
Doch warum profitieren Menschen, die in einer Wohnung von Mein Wien-Apartment leben, nicht von der Strompreisbremse? "Für die Apartments wird eine Nutzungsgebühr vereinbart, in der die Kosten für Strom, Heizung, Warmwasser, Mehrwertsteuer und Möblierung inkludiert sind", so Stefan Hawla, Geschäftsführer von Mein Wien-Apartment.
Die betroffenen Gebäude – gleich ob diese nun 20 oder 400 Apartments umfassen – verfügen jeweils nur über einen einzigen Stromzähler. Für diesen hat Mein Wien-Apartment den Liefervertrag mit den jeweiligen Versorgungsunternehmen abgeschlossen. Die Voraussetzung eines eigenen Vertrags zwischen Bewohnerin bzw. Bewohner und Versorgungsunternehmen ist daher nicht erfüllt.
Alternativer Zuschuss
Der Fonds für temporäres Wohnen in Wien verfolgt ausschließlich gemeinnützige und mildtätige Zwecke, ist also nicht gewinnorientiert. Dementsprechend wird es darauf hinauslaufen, dass Mein Wien-Apartment die Preissteigerungen an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben muss. "Gerade für Personen in ohnehin prekärer Lage ist es nicht egal, ob für die Kilowattstunde Strom 10 oder 40 Cent und mehr verrechnet werden", weiß Hawla. Er fordert, dass die Strompreisbremse für alle Wohnformen gelten soll.
Auf Nachfrage bei Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) heißt es: "Nachdem die Heime beziehungsweise deren Betreiberinnen und Betreiber keine Privatpersonen sind, sind sie nicht von der Stromkostenbremse umfasst." Deswegen sei der Energiekostenzuschuss entwickelt worden: "Dieser Zuschuss wird von vielen Heimbetreiberinnen und Heimbetreibern beantragt werden und einen Teil der Energiekosten abfedern. Somit entstehen den Heimen weniger Mehrkosten."
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